Allgemein


BAS-Jahresexkursion Balinger Alb 30. Juni 2019

von Martin Engelhardt

Die diesjährige Jahresexkursion führte auf die südlich von Balingen gelegenen Berge des Schwäbischen Alb. Am Sonntag, den 30. Juni – einem ausgesprochen heißen Tag – trafen sich die 13 hartgesottenen Teilnehmer um 10.00 Uhr am Parkplatz auf der Passhöhe am Lochen zwischen Weilstetten und Tieringen (TK 7719/3).

Die Exkursion, unter Leitung von Martin Engelhardt aus Tübingen, führt vom Parkplatz zuerst zur „Lochenkanzel“, einem gewaltigen Malmfelsen (Malm ?-Lochenfazies), der wohl 30 m senkrecht in die Tiefe stürzt. Bereits auf dem Weg dorthin wurden die ersten floristischen Beson­derheiten entdeckt, so die Crassulacee Jovibarba globulifera. Der Fund gab Anlass für rege Diskussion: Ist das Vorkommen autochton? Nach welchen Kriterien kann man sich bei einer Einschätzung richten? In der Nähe fanden sich auch Saxifraga paniculata, Sedum rupestre, Sedum album, Rosa spinosissima und Melica ciliata. Auf dem Rückweg wurde am Fuß der südlich Felsen auch die Gänsesterbe (Erysimum crepidi­folium) in einem fruchtenden Exemplar gefunden. Direkt an der Kante der Hochfläche fand sich ein größerer Bestand von Phleum phleoides. Offenbar ist der Boden an der Felskante hier oberflächlich ein wenig entkalkt. Entlang des Weges fanden sich nebeneinander sowohl die „behaarte“, als auch die “unbehaarte“ Sippe des Feld-Thymians. Je nach Auffassung (ob Unterarten oder Arten) heißen diese Thymus pulegioides subsp. carniolicus / Thymus froelichianus bzw. Thymus pulegioides subsp. pulegioides / Thymus chamaedrys. Unmittelbar neben diesen fand sich Onobrychis montana.

Am Aussichtspunkt der Lochenkanzel (962,9 m NN) konnte die typische Felsvegetation mit Festuca pallens, Sesleria albicans, Carex humilis, Allium lusitanicum, Saxifraga paniculata, Leucanthemum adustum, u.a.m.. beobachtet werden. Hier wurde als Seltenheit auch Athamanta cretensis in einigen Exemplaren gefunden. Diese Sippe kommt in Baden-Württem­berg nur auf Schwammfelsen an der Südseite des Eyachtals bei Balingen autochton vor. Ein Vorkommen bei Dettingen an der Erms geht offenbar auf eine Ansalbung um 1930 zurück. In einer Felsspalte am Fuße des Felsens fand sich Taraxacum rubicundum, die auf der Alb am weitesten verbreitete Sippe aus der Gruppe der Rotfrüchtigen Löwenzähne. Die Blattform war typisch „bügelförmig“. Leider war Taraxacum lacistophyllum nicht zu finden, dass eher typisch „pagodenartige“ Blätter besitzt. In der Umgebung des Felsens fand sich auch Seseli libanotis und Pulsatilla vulgaris. Hier war Gelegenheit bei guter Aussicht die geologische Struktur des Albtrauf zu besprechen.

Danach führt die Exkursionsroute vorbei am „Lochengründle“ (klassische Fossillienfundstelle) und dann an der Jugendherberge am Lochenpass vorbei, am Albtrauf entlang durch das Naturschutzgebiet „Hülenbuch­wiesen“ zum „Hörnle“. Auf der Balinger Alb kommt – im Gegensatz zu den meist von Rotbuchen (Fagus silvatica) dominierten Traufwäldern (Kalkbuchenwald) der Schwäbischen Alb – hauptsächlich Ahorn-Eschen-Ulmen-Wald vor, mit bemerkenswert alten, über 50 m hohen Weißtannen (Abies alba) und hier wohl einem natürlichem Auftreten der Fichte (Picea excelsa). Hier kommen Arten der Wälder, der Magerwiesen und der Saumvegetation oft kleinräumig nebeneinander vor. Folgende Arten, die beobachtet wurden, seien erwähnt: Amelanchier embergeri, Cotoneaster integerrimus, Ribes alpinum, Sorbus aria s.str., Buphthalmum salicifolium, Filipendula vulgaris, Galium boreale, Genista sagittalis, Gentiana lutea, Laserpitium latifolium, Orchis mascula, Phyteuma orbiculare, Platanthera bifolia agg., Polygonatum verticillatum, Polystichium aculeatum, Thesium bavarum, Trifolium montanum und Trifolium rubens.

Leider sind große Bereich der mageren Bergwiesen offenbar am Tag vor der Exkursion gemäht worden wohingegen einige Bereich im Kernbereich deutlich überständig waren und mitunter riesige Klappertopfbestände trugen. Die Teilnehmer hatten daher Anlass über die Ziele des Natur­schutzes, Mähzeitpunkte, die Verwertung des Mähguts und andere Themen ausführlich zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.

Das „Hörnle“ ist wie die „Lochenkanzel“ eine Malm-Felsnase in 956,4 m u. NN, die hier in spitzem Winkel ins Eyachtal vorspringt. Die wenig gedüngten, großflächigen und einschürig genutzten, artenreichen Holzwiesen, über die der Weg zum „Hörnle“ führt, sind Refugien von Muscari botryoides, Gentiana verna, Centaurea montana und anderen Arten. Leider sind früher hier bzw. an den Lochen vorkommende Arten wie z.B. Anemonastrum narcissiflora, Arnica montana, Coeloglossum viride, Herminium monorchis, Traunsteinera globosa längst durch nicht angepasste Nutzung erloschen.

Am „Hörnle“ wurde im Schatten Mittagspause gemacht und die Gruppe machte sich dann wieder auf den Rückweg zum Parkplatz am Lochen­pass, wo die Exkursion pünktlich um 16 Uhr endete.


BAS-Exkursion rund um Schöntal 26. Mai 2019

von Steffen Hammel und Bernd Haynold

Die Region des westlichen Landkreises Hohenlohe ist derzeit etwas unterkartiert. Daher brachen am 26. Mai 2019 Mitglieder und Freude der BAS auf, um vor allem in Magerrasen und den randlich anschließenden Biotopen des Jagsttals neue und aktualisierte Pflanzenfundpunkte zu erbringen.

Die Exkursion startete in einem Trockenhang oberhalb des Ortsrandes von Westernhausen (TK 6623/3 – Grenzbereich mittlerer/oberer Muschelkalk). Der Biotop besteht aus einem eng miteinander verzahnten Mosaik aus Feldhecken, Feldgehölzen, Magerrasen, Gebüschen trocken­warmer Standorte, Steinriegel und Trockenmauern (ehemalige Weinberg­nutzung). Am „Oberen Berg“ waren vor allem die großen Bestände von Himantoglossum hircinum bedeutsam (z.T. bereits abgemäht). Ferner Melampyrum arvense und typische Magerrasenarten wie Ranunculus bulbosus, Rhinanthus alectorolophus, Veroncia austriaca agg. und – aus angrenzenden Ackerunkrautgesellschaften eingewandert – Fumaria vaillantii s. l. Im Gewann „Kreuzsteige“ erregten umherfliegende Libellen-Schmetterlingshafte (Libelloides coccajus) das Interesse der Exkursionsteilnehmer. Die Ackerränder waren botanisch wenig auffällig. Nachweise von Centaurea cyanus sollen erwähnt werden. An einer Böschung fand sich Hylotelephium telephium agg. Gebüschränder erbrachten Humulus lupulus und am Wegesrand ließ sich Papaver confine und in den Streuobstwiesen drei Exemplare von Orchis militaris entdecken.

Die Exkursion fand ihre Forstsetzung am Fuße des „Hohenbergs“ westlich von Bieringen (TK 6623/3 – Oberer Muschelkalk), einem steilen Südosthang mit lückiger bis geschlossener Gehölzsukzession (Ulmus glabra, Sorbus tominalis). Am Waldsaum und im angrenzenden Wald konnte u.a. Fragaria viridis, Stachys recta, Lathyrus sylvestris, Helleborus foetidus, Papaver dubium subsp. dubium, Epipactis helleborine subsp. helleborine und einige Exemplare von Cephalanthera damasonium kartiert werden. In Magerrasen des angrenzenden „Stetz“ fanden sich dann wieder viel Himantoglossum hircinum, über 20 Exemplare von Ophrys holoserica sowie Anacamptis pyramidalis, Orchis militaris, Dianthus carthusianorum subsp. carthusianorum und Carlina vulgaris. Auf freigestellten Steinriegeln ließ sich Crepis pulchra nachweisen, in einem Fall am Fuße auch mit einem größeren Bestand von Sambucus ebulus. Unter Bäumen fand sich wieder Cephalanthera damasonium.

Weiter ging es zu Trockenhängen östlich vom Kloster Schöntal (TK 6623/3 – Oberer Muschelkalk). Die Rasen des Benediktusberges sind nur z.T. mager ausgeprägt. Nachgewiesen werden konnten zwei Exemplare von Himantoglossum hircinum sowie Stachys germanica, am Wegesrand Cephalanthera damasonium und Epipactis helleborine subsp. helleborine. Der in der Offenlandbiotopkartierung von Wilfried Gerlinger für das Jahr 2000 aufgeführte Gentiana cruciata konnte nicht festgestellt werden.

Zum Abschluss der Kartierungsexkursion ging es in ein kleines Seitental der Jagst westlich Berlichingen (TK 6622/4 – Oberer Muschelkalk). In der Jagst selbst konnte Nuphar lutea gefunden werden. Das Waldgebiet „Lange Steige“ erbrachte neben Pulmonaria obscura und Epipactis helleborine subsp. helleborine den invasiven Neophyt Fallopia japonica. In Magerrasen am „Katharinenberg“ wurden u.a. Leucanthemum ircutianum und Primula veris subsp. veris entdeckt. Die im Wald (mit Sorbus torminalis und nochmals Epipactis helleborine subsp. helleborine) am südwestexponierten Steilhang eingestreuten Wacholderheidenreste erbrachten Ononis repens, Polygala comosa, Helleborus foetidus, ein paar Exemplare von Orchis militaris und drei Exemplare von Ophrys holoserica. Der Fund eines weiblichen Hirschkäfers (Lucanus cervus) wurde der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg gemeldet.

Einige Pflanzen-Erstnachweise für einzelne TK und für Quadranten konnten erbracht werden. Zahlreiche neue Funde ab dem Jahr 2000 wurden der zentralen Kartierungsstelle beim Naturkundemuseum Stuttgart (Dr. Arno Wörz) übermittelt.

Die Benennung der Pflanzen erfolgte entsprechend der Liste der Gefäß­pflanzen Deutschlands (Butler, May & Metzing 2018, BfN-Skripten 519).


Erich-Oberdorfer-Stiftung: Ausschreibung 2019

Stipendien-Ausschreibung 2019 der Erich-Oberdorfer-Stiftung

Die Stiftung dient der Förderung von Wissenschaft und Forschung im Bereich der Vegetationskunde, insbesondere in Südwestdeutschland.

Prof. Dr. Dr. h.c. Erich Oberdorfer gründete 1991 die nach ihm benannte Stiftung mit Sitz in Karlsruhe. Da ihm die Förderung der Forschung in den Bereichen Vegeta­tions­kunde und Vegetationsgeschichte besonders wichtig war, sollen aus den Erträgen der Stiftung Zuschüsse für entsprechende Projekte gewährt werden. Die Förderung richtet sich insbesondere an Forschungsprojekte in Südwestdeutschland. Wunsch des Stifters war es außerdem, dass die Stipendiaten Mitglieder im Natur­wissenschaftlichen Verein Karlsruhe e.V. sind. Mitglied kann jede/r Interessierte zum Jahresbeitrag von derzeit 15,- € bzw. 7,50 € für Studierende werden (www.nwv-karlsruhe.de).

 

Der Antrag auf eine Förderung soll folgende Angaben enthalten:

  • Name, Vorname und Adresse (auch E-Mail) des Antragstellers.
  • Genaue Schilderung des geplanten Projekts; ggf. Name der Institution, an der die Arbeit angefertigt wird.
  • Voraussichtliche Dauer der Arbeit. Die Förderung erfolgt als einmaliger Zuschuss; bei längerfristigen Projekten kann auf Antrag ein weiterer Zuschuss gewährt werden.
  • Genaue Angabe der geplanten Verwendung des Zuschusses mit Kosten­aufstellung (z.B. für Geräte oder Fahrtkosten).

 

Die Förderung beträgt maximal 4.000,- €. Mit dem positiven Bescheid zur Förderung werden 25 % der Fördersumme ausgezahlt, der Rest nach Erhalt eines Berichts zu den Ergebnissen oder einer Veröffentlichung. Unter Umständen können Zwischen­auszahlungen je nach Projektfortschritt und entstandenen Kosten vereinbart werden.

 

Anträge sind bis zum 15.11.2019 zu richten an:

Dr. Josef Simmel

Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe

Referat Botanik

Erbprinzenstraße 13

76133 Karlsruhe

E-Mail: josef.simmel@smnk.de


Pflanzenpresse Nr. 37 vom März 2018

Veranstaltungen und Termine

Neue Namen in der Florenliste Baden-Württemberg

Verbreitungskarten ausgewählter Arten im Internet

Exkursions- und Veranstaltungsberichte

Literaturbesprechung

Erich-Oberdorfer-Stiftung

Sammelaufruf: verwilderte Bambus-Vorkommen

Vorstand der BAS

Impressum

ISSN 1864-4864, 51 Seiten

 

Pflanzenpresse Nr. 37:      –> Download


Pflanzen am Wegesrand – Chalampé

„Wer kennt sie  noch?“

Mit dieser Fragestellung präsentierte die Botanische Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland BAS im September in Chalampé die Schwerpunkte ihrer Vereinsarbeit.

Natur-e: Die grenzüberschreitende Veranstaltung „Natur-efand zum 15. Mal seit 2002 in der französischen Gemeinde Chalampé statt, die für diese Ausstellung mit Neuenburg am Rhein und der französischen „m2A“ (Mulhouse Alsace Agglomération) kooperiert. Mit diesem Tag möchten die Veranstalter die Öffentlichkeit für den Schutz der Natur sensibilisieren. Neben Vereinen und Institutionen, die sich für Naturschutz und Bildungsangebote zu diesem Thema engagieren, zeigte der Bauernmarkt rund um die Stadthalle, wie vielfältig Pflanzen, geerntete Früchte und ihre Verarbeitung sein können.

Foto: N. Leist

 

Häufige Wegbegleiter: Am Stand der BAS waren 21 Pflanzen ausgestellt. Vom unscheinbaren „Freund der Pflasterfugen“, der Gefleckten Wolfsmilch (Euphorbia maculata) über die Wilde Karde (Dipsacus fullonum), die früher in der Wollindustrie eingesetzt wurde, bis hin zum essbaren Bärenklau (Heracleum sphondylium) zeigte sich das breite Spektrum der häufig vorkommenden Wegbegleiter des Menschen.

 

Pflanzen ohne Grenzen: Mit den Besuchern aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz ergaben sich auf Basis der präsentierten „Plantes de nos chemins“  und ihrer Steckbriefe schnell angeregte Diskussionen zur Verwendbarkeit in der Küche, zum Einsatz in der Volksmedizin oder ihrer Bedrohung. Anhand der erstellten Verbreitungskarten der Arten und den ausliegenden Publikationen (aktuell 2017: „Flora von Stutgart“) wurde dem Publikum von den vier vor Ort anwesenden Vereinsmitgliedern das Tätigkeitsfeld der Botanischen Arbeitsgemeinschaft erklärt. Reges Interesse fand auch das Exkursions-Angebot der BAS, das in verschiedenen Teilen Südwestdeutschlands jährlich ab März angeboten wird. Bei den Exkursionen sind neue Teilnehmer, die sich für die heimische Pflanzenpracht begeistern, jederzeit herzlich willkommen.

 

Foto: N. Leist

Pflanzenrätsel: Auf der Frage-Hitliste der interessierten Besucher standen die Namen der ausgestellten Pflanzen, denen sie bereits im eigenen Garten oder am Rande des Spazierwegs begegnet sind.

Mit einem Pflanzenrätsel konnten die Veranstaltungs-Teilnehmer ihr Wissen testen. Waren 5 der 21 Pflanzen auf dem Fragebogen korrekt benannt, nahmen die Besucher an der Verlosung der Kosmos-Pflanzenführer „Was blüht denn da?“ teil.

 

Über weitere Veranstaltungen, Exkursionen und Projekte der BAS informieren wir Sie gerne.

 


Hinweis auf die OBERDORFER-Stiftung

von ADAM HÖLZER
Prof. Dr. Erich Oberdorfer richtete um 1990 eine Stiftung zum Zweck der Förderung vegetationskundlicher und auf das Quartär bezogener vegetationsgeschichtlicher Forschung, insbesondere in Süddeutschland, ein, die leider recht wenig bekannt ist. Die Stiftung hat ihren Sitz im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe. Der Vorstand besteht aus einem Familienmitglied des Stifters, dem Leiter der Botanischen Abteilung und dem Direktor des Museums.
Bisher wurden jedes Jahr entsprechend dem Zinsaufkommen mehrere Projekte gefördert, wobei allerdings die Summen nicht sehr hoch sein können. Im Vorstand war man sich einig, dass möglichst eigener Einsatz, Ausgaben oder Hilfsmittel für Projekte gefördert werden sollen. Es sollen also nicht zuarbeitende Hilfskräfte oder Druckkosten finanziert werden. Personen, welche gefördert werden, sollen Mitglied im Naturwissen-schaftlichen Verein Karlsruhe sein oder es werden. Auch sollten die Er-gebnisse nach Möglichkeit in der Carolinea, der Zeitschrift des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe, veröffentlicht werden.
Anträge sind zum jeweiligen Jahresanfang bei der Erich-Oberdorfer-Stiftung im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe einzureichen:

Dr. Simone Lang
Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe
Ref. Botanik und Herbarium
Erbprinzenstraße 13
76133 Karlsruhe