Tägliche Archive: 10. April 2012


Mitteilungen des AK Charaeen

ANNEMARIE RADKOWITSCH

Auch in diesem Jahr wurden wieder etliche Characeen-Proben zur Bestimmung eingesendet. Herzlich danken für diese Mitarbeit möchte ich R. Böcker, E. Bolender, H. Herwanger, F. Stern und D. Wucherpfennig.
Vom überwiegenden Teil des eingesendeten Materials wurden Herbar-belege angefertigt. Für Fundortmitteilungen danke ich M. Dienst. Alle Daten aus Baden-Württemberg werden gesammelt und fließen in die Datensammlung der Arbeitsgruppe Characeen Deutschlands ein; erst-mals wurden die baden-württembergischen Daten 2008 in den deutschlandweiten Verbreitungskarten dargestellt und in den Rostocker Meeresbiologischen Beiträgen veröffentlicht (Korsch, H., Raab, U. & van der Weyer, K. 2008: Verbreitungskarten der Characeen Deutschlands. – Rostocker Meeresbiologische Beiträge, 19, 57-108.).
Baden-Württemberg hat aufgrund seiner vielfältigen naturräumlichen Ausstattung eine hohe Verantwortung für Characeen-Lebensräume. Nicht nur die Oberrheinebene, der Bodensee und die oberschwäbischen Moore bieten zahlreichen Characeen-Arten Lebensraum. Auch in den anderen Naturräumen Baden-Württembergs gibt es zahlreiche Vorkommen dieser Artengruppe. Dies macht Baden-Württemberg deutschlandweit für die Vielfalt der Characeen und ihrer Erhaltung zu einem privilegierten Bundesland.
Leider gibt es in vielen Regionen zu wenig aktuelle Daten über die vorhandenen Characeen. Sie können daher durch Ihre Unterstützung mit Fundmeldungen und dem Einsenden von Characeen-Proben mit dazu beitragen, die Kenntnisse über das Vorhandensein von Characeen, der besiedelten Lebensräume und die Erforschung ihrer Verbreitung in Baden-Württemberg voranzutreiben.
Aufruf zum Sammeln von Characeen
Am sichersten lässt sich frisches Material bestimmen. Wenn Sie Material sammeln und zum Bestimmen schicken möchten, beachten Sie bitte folgende Hinweise, damit Ihre Mühe nicht umsonst ist:

  • Ausreichend Material sammeln (wenn genug Algen am Fundort vorhanden sind, mindestens eine Handvoll. Oft können sich zwischen einer auffallenden Art noch andere Arten verbergen; außerdem sind gelegentlich bestimmte Entwicklungsstadien für die Bestimmung nötig.)
  • Die Aufsammlung feucht ohne Zugabe von Wasser in einer Plastiktüte       oder einer festen Plastikbox und einem gepolsterten Briefumschlag verpacken.
  • Beim Versand darauf achten, dass die Sendung nicht durch die Frankiermaschine der Post läuft (Wenn es im Sommer warm ist, leiden die Algen häufig während des Versandes so, dass sie nicht mehr sicher bestimmt werden können und daher erst in einem Aquarium wieder zum Wachsen gebracht werden müssen. Nach der Frankiermaschine sind die Algen wie gebügelt und wachsen nicht mehr nach).
  • In der Ferienzeit ist es ratsam, per email oder telefonisch nachzufragen, ob die frischen Proben bestimmt werden können.
  • “Wahrscheinlich nur eine Chara vulgaris…“ – gibt es nicht; selbst von dieser Art ist noch zu wenig über ihre Verbreitung in Baden-Württemberg bekannt. – Außerdem kann sich auch eine andere Art dahinter verbergen.

Sollten Sie die Algen einmal nicht schicken können, lässt sich auch leicht ein Herbarbeleg machen, indem Sie die Armleuchteralge auf DIN A4-Schreibmaschinenpapier aufziehen. Bei kräftigen formbeständigen Arten ist dies kein Problem; bei zarten weichen Arten können Sie diese, wie andere Algen auch, unter Wasser auf das Papier ziehen und dann das Papier vorsichtig aus dem Wasser heben, so dass die Alge möglichst mit ihrem natürlichen Habitus dem Papier anheftet. Auf das Papier mit der Armleuchteralge wird zunächst während des ersten Antrocknens eine DIN A4 Plastikhülle gelegt. Der gesamte Beleg wird dann wie von gewohnt zwischen Zeitungspapier, noch mal glatt gestrichen und rasch ohne Herbarpresse! getrocknet. Nach 1-2 Tagen kann man die Plastikhülle dann in der Regel entfernen. Übrigens sind Dubletten immer sinnvoll, unterstützen die Bestimmung und sind eine wertvolle Reserve fürs Revidieren der bruchempfindlichen Pflanzen; und ihre Herstellung macht nicht wirklich mehr Arbeit.

Sie können gerne auch nur eine Beobachtungsmitteilung machen, wenn es für Sie schwierig ist, selber die Armleuchteralge zu sammeln. Bitte geben Sie dann die TK mit Quadrant an, den R/H-Wert (Gauß-Krüger-Koordinaten, geodätisches Datum:Potsdam), Fund- und Wuchsort und/oder schicken einen Kartenausschnitt mit Fundpunkt.

Meldungen und Belege bitte an A. Radkowitsch (a.radkowitsch@t-online.de oder fax 07231/786087, bei Rückfragen fon 07231/788897 oder 786105), Hohenwarterstr. 1, 75181 Pforzheim. Fundmeldungen sollten beinhalten: Fundort, Naturraum, Kreis, TK/Quadrant, R-/H-Wert, Angaben zu leg. und det., Datum.

!Achtung: Ab Mitte Juni bis Ende Juli 2012 können leider keine frischen Proben bearbeitet werden.


Die Kartierung des Quadranten TK 7016/4 – ein Projekt der BAS im Rahmen der floristischen Kartierung Baden-Württembergs

THOMAS BREUNIG

Mit dem kompletten Neudurchgang der floristischen Kartierung von Baden-Württemberg haben sich die beiden Staatlichen Museen für Naturkunde in Baden-Württemberg ein sehr ambitioniertes Projekt vorgenommen, das von unserer Arbeitsgemeinschaft im Rahmen eines Kooperationsvertrags unterstützt wird. Dies geschieht insbesondere durch die Beteiligung bei den Felderhebungen, aber auch durch den Aufbau einer vereinseigenen Fundort-Datenbank. In diese Datenbank fließen unsere Exkursionsergebnisse und die Fundortmeldungen per Internet ein. Die Daten werden nach Plausibilisierung jährlich den Naturkundemuseen zur Verfügung gestellt.

Bei einem so großen Kartierprojekt ergeben sich viele interessante methodische Fragestellungen. Einigen davon möchte die BAS mit einem Kartierprojekt im Jahr 2012 nachgehen. Dabei soll die Flora (Farn- und Samenpflanzen) eines einzigen Quadranten möglichst vollständig erfasst werden. Im Vordergrund steht die Frage, wie viele Sippen bei intensiver Bearbeitung für einen Quadranten nachgewiesen werden können und welcher Zeitaufwand dafür notwendig ist. Da mit TK 7016/4 ein für Baden-Württemberg in etwa durchschnittlich reich strukturierter Quadrant ausgewählt wurde, lassen diese Informationen Rückschlüsse zu, mit welchem Zeitaufwand bei einer landesweiten Kartierung bei unterschiedlichen Kartierintensitäten zu rechnen ist.

Interessant ist darüber hinaus auch der Vergleich mit den bisher für den Quadranten vorliegenden Kartierdaten: Wie viele der bereits bekannten Sippen können bestätigt und wie viele Sippen können als neu für den Quadranten nachgewiesen werden? Sind unter den nicht mehr bestätigten beziehungsweise unter den neu nachgewiesenen Sippen bestimmte ökologische Artengruppen besonders stark vertreten? Spannend wird auch sein, welche Sippen von mehreren oder vielen und welche nur von einzelnen Kartiererinnen und Kartierern festgestellt werden. Schließlich wird interessant sein, wie viele und welche Sippen (z.B. der Gattung Rubus) nur von Spezialisten nachgewiesen werden können.

Damit die Funddaten möglichst gut auswertbar sind, ist ein einheitliches Vorgehen bei der Kartierung notwendig. Zur Kartierung verwendet werden sollen die Erhebungsbögen der BAS (können bei der Geschäftsstelle angefordert werden). Die Funddaten sollen mit dem Erfassungsprogramm „AEP Forte“ digitalisiert werden, entweder durch die Kartiererinnen und Kartierer selbst oder aber durch eine Hilfskraft in der Geschäftsstelle. Zusätzlich zu den üblichen Angaben (siehe www.botanik-sw.de/Kartierung) müssen die Dauer der Kartierzeit und die zurückgelegte Wegstrecke notiert werden. Die Exkursionsrouten sollen – ausgenommen bei Spezialkartierungen und Einzelfundbeobachtungen – innerhalb eines Gauß-Krüger-Quadratkilometers liegen.

Wir hoffen auf eine rege Beteiligung bei der Kartierung, so dass nach Möglichkeit in jedem der 42 Quadratkilometer des Gauß-Krüger-Koordinatennetzes, an denen der Quadrant Anteil hat (25 km² vollständig oder nahezu vollständig, 17 km² teilweise) mindestens eine Kartierexkursion durchgeführt werden kann. Bereits zugesagt haben ihre Mitarbeit Günter Gottschlich als Spezialist für die Gattung Hieracium, Walter Plieninger als Spezialist für die Gattung Rubus sowie Wolfgang Schütz für die spezielle Erfassung von Wasserpflanzen. Stattfinden werden in dem Gebiet außerdem ein BAS-Kartierwochenenende am 7. und 8. Juli sowie einige der Karlsruher Montagsexkursionen (siehe Exkursionsprogramme in dieser Pflanzenpresse). Eine erste Kartierexkursion im Rahmen des Projektes hat bereits am 3. März 2012 im Anschluss an das diesjährige Beiratstreffen stattgefunden. Erfasst wurden dabei bei einer 75-minütigen Begehung der Watthalde die ersten 91 Sippen des Quadranten.

Tabelle 1: Kartierflächen innerhalb des Quadranten 7016/4
R/H: Koordinaten des jeweiligen Quadratkilometers (kennzeichnet dessen SW-Eck); Nutzungen, geordnet nach ihrem Flächenanteil: F = Feldflur, S = Siedlungsfläche, W = Wald; Anmerkungen: bereits durchgeführte oder geplante Kartierexkursionen 2012, M = Karlsruher Montagsexkursionen (genaue Treffpunkte siehe in dieser Pflanzenpresse); tw = Quadratkilometer liegt nur teilweise im Quadrant. –> Download Tabelle1

Der ausgewählte Quadrant mit seinem etwa 34 km² großen Kartiergebiet liegt überwiegend im Bereich der beiden Naturräume Kraichgau und Nördliche Schwarzwald-Randplatten. Im Nordwesten reicht er gerade noch auf 400 m Breite in die Bühl-Ortenauer Vorbergzone. Das am weitesten verbreitete geologische Substrat ist in dem zwischen 135 und 372 m ü. NN gelegenen Kartiergebiet der Löss (überwiegend entkalkt), gefolgt von Sedimenten des Oberen und Mittleren Buntsandstein. Außerdem kommen auf kleinerer Fläche Sedimente des Unteren Muschelkalks sowie holozäne Auensedimente vor. Von den drei Hauptnutzungstypen nimmt Wald den größten Flächenanteil ein, gefolgt von landwirschaftlichen Flächen und Siedlungsbereichen.

Das landschaftlich überwiegend sehr reizvolle Kartiergebiet ist sowohl mit dem PKW als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar. In ihm liegen die Anschlussstelle Karlsbad an der A 8 sowie mehrere Haltestellen der Stadtbahnlinien S 1 und S 11.

Koordiniert wird die Kartierung durch Thomas Breunig und Andreas Kleinsteuber. Über eine rege Beteiligung bei der Kartierung würden wir uns sehr freuen. Je intensiver wir die Karierung durchführen können, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse sein.

Der aktuelle Kartierstand für TK 7016/4 wird von Uwe Fessenbecker regelmäßig auf unserer Internetseite www.botanik-sw.de präsentiert. Die Auswertungsergebnisse sollen in Band 8 unserer Mitteilungen publiziert werden.

Bei Interesse an einer Mitarbeit bitten wir um Meldung bei der Geschäftsstelle oder um eine E-Mail an breunig@botanik-plus.de. Die gemeldeten Kartierer erhalten eine kurze Anleitung zur Kartierung sowie ein auf den Maßstab 1:10.000 vergrößerten Farbausdruck des von ihnen ausgewählten Quadratkilometers (siehe Tab. 1), auf dem die Kartierstrecken festgehalten werden sollen.