Kartierexkursionen der Regionalgruppe Kurpfalz im Jahr 2015


Von MARKUS SONNBERGER

Das Jahr 2015 hat wieder eine Reihe, teils wirklich bemerkenswerter Funde erbracht. Fast alle Exkursionen konnten auch wie geplant durch­geführt werden, so dass wir wieder einen schönen Querschnitt der Flora des Odenwaldes und Rhein-Neckar-Raumes erarbeitet haben. Bemer­kenswert ist aber auch, was wir nicht gefunden haben. Viele Arten der Normalvegetation zu Oberdorfers Zeiten finden sich heute nur noch in mitunter Quadratmeter großen Relikten inmitten eines verödeten Um­feldes. Die Populationen von Großem Wiesenknopf, Blutwurz, Hügel-Klee, Schaf-Schwingel usw. sind untereinander weitgehend isoliert. Neubesiedelungen finden nicht mehr statt und „Stochastic Loss“ tut sein Übriges. Wir werden diese Entwicklung auch 2016 weiterhin dokumentie­ren.

Es folgen Kurzberichte zu den einzelnen Karierexkursionen der Regionalgruppe.

Samstag, 17. Januar: Naturraum Sand¬stein-Odenwald, TK 6322/23, Hardheim/Külsheim, Erfatal.
Eigentlich keine Jahreszeit, um eine erfolgreiche Exkursion zu erwarten: Dennoch, schon am Bahnhof Walldürn fanden sich Überreste des bemerkenswerten Neophyten Epilobium brachycarpum. Ausgangspunkt der Wanderung war die Kapelle bei der Siedlung Breitenau, von wo es ins „Katzental“ und über den felsenreichen „Bergwald“ wieder zurück ging. Ziel war zu überprüfen, ob der Prächtige Dünnfarn (Vandenboschia speciosa) hier vorkommt. Wir wurden nicht fündig! Bemerkenswert waren die verhältnismäßig reichen Vorkommen der Mandelblättrigen Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides) und Berg-Flockenblume (Centaurea montana) im „Katzental“. Und auch die Haselwurz (Asarum europaeum) ließ sich trotz der Unterlage aus Buntsandstein blicken.
Zum Abschluss besuchten wir einen noch vor wenigen Jahren bestätigten Fundort (2007, vgl. Ber. BAS 5, Fundbericht 595) von Carex davalliana bei Hardheim, Rüdental (6322/42). Die ehemals kleinseggenreiche Fundstelle mit Cratoneuron (Palustriella) erwieß sich jedoch als zerstört. Hier wurde augenscheinlich der gesamte Bereich vor einigen Monaten umgebrochen, aufgeschüttet und mit einer Weidelgras-Weißklee-Mischung eingesäht. Glücklicherweise fanden wir aber unterhalb des zerstörten Wuchsortes auf der Schulter eines Wiesengrabens noch einige Exemplare (ca. 15 Horste) der Davall-Segge. Indes ist zu befürchten, dass diese wohl spätestens bei der nächsten „Grabenpflege“ fällig sind, womit die Art dann auch in diesem Naturraum ausgestorben sein dürfte.

Samstag, 21. Februar: Naturraum Sandstein-Odenwald, TK 6518/14, Schriesheim, „Wendenkopf“.
Ausgehend vom Parkplatz im Kanzelbachtal an der L536 („Großer Stein“) machten wir uns auf zum alten, aber wenig bekannten Naturschutzgebiet um den „Wendenkopf“. Der erste Eindruck ist kaum positiv, wird doch im überwiegenden Teil des NSG ungehemmt forstwirtschaftlich gewirkt. Auch nur naturnahe Waldbereiche sind daher kaum vorhanden. Douglasien (Pseudotsuga menziesii) und andere Exoten sowie Rücke¬schneisen etc. beherrschen das Bild. Demensprechend zeigt auch die Lebewelt nicht die von einem NSG zu erwartende Exzellenz. Lediglich Rippenfarn (Blechnum spicant) und Besenheide (Calluna vulgaris) sind als etwas „bessere“, wenngleich noch weit verbreitete Arten festzustellen. In einem kleinen Bereich um den Gipfel und an der Ostseite zeigt sich indes ein interessanteres Vegetationsbild: Über den mit Rhyolith-Schutt bedeckten Hängen gedeiht ein kleiner an Sommerlinden (Tilia platyphylos) reicher Hangwald, übergehend zu Buchenwald, und um den Gipfel an Traubeneiche (Quercus petraea) reichere Fazies, ebenfalls in naturnaher Ausprägung. Auch die ein oder andere Hilse (Ilex aquifolium) lässt sich blicken. Das Bild trüben hier allerdings die teils angepflanzten, teils befallsartig vordringenden Douglasien, während die Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana) und andere Neophyten sich von den vor einiger Zeit durchforsteten und daher stark beeinträchtigten Bereichen im Süden des NSG ausbreiten.

Freitag, 27. März: Naturraum Neckar-Rheinebene, TK 6617/32, Hockenheim, Hardtbachniederung.
Ziel der Exkursion waren die Reste von Eichen-Hainbuchen-Wäldern in der Altaue des Leimbaches zwischen „Radbrücke“ und „Fuhrmanns-brücke“, wo wir nach Frühblühern Ausschau hielten. Leider wurden neben Weißem Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Aronstab (Arum maculatum) und Bärlauch (Allium ursinum) keine bemerkenswerten Arten, wie etwa Gelbsterne oder Lerchensporne gefunden. Auch der angrenzende Kiefern-Mischwald erwies sich als artenarm.

Freitag 17. April:  Naturraum Nördliche Oberrheinebene, Ried, TK 6217/31, Gernsheim, Maria-Einsiedel.
Ausgangspunkt der kurzen Wanderung war der Parkplatz „Winkelbach“ südöstlich von Gernsheim. Besucht wurde der schöne Eichen-Hainbuchen-Mischwald im „Bachseeschlag“, wo wir den für Jahreszeit und Standort typischen Geophyten-Flor bewundern durften, deren kenn¬zeichnendste Vertreter Gelbe und Weiße Buschwindröschen (Anemone nemorosa und A. ranunculoides) auch in voller Blüte waren. Ebenfalls bemerkenswert ist der Wollige Hahnenfuß (Ranunculus lanatus) und das hier in feuchten Senken im Wald gedeihende Wiesen-Schaum¬kraut (Cardamine pratensis). An Hainbuchenstämmen fand sich auch die lokal etwas verbreitetere FFH-Moosart Dicranum viride. Um den Parkplatz herum gedeiht eine fragmentarische Sand-Saumflora mit Früher Segge (Carex praecox), Hügel-Vergissmeinnicht (Myosotis ramosissima) und Saxifraga tridactylites. Wohl eher als Relikt, denn als Gartenauswurf anzusehen ist dort eine Kolonie der echten Weinbergs-Traubenhyazinthe (Muscari racemosum).

Donnerstag 30. April: Naturraum Kraichgau, TK 6818/22, Östringen, Eichelberg.
Ganz im Osten hat die Gemeinde Östringen Anteil am Eichelberg. Der vielfach noch durch besonders naturnahe Waldgesellschaften gekenn-zeichnete Keuperklotz ist ganz zu unrecht eher selten das Ziel von Botanikern. Die gut besuchte Exkursion wartete schon kurz hinter dem Parkplatz an der Abzweigung Eichelberg mit den ersten Besonderheiten auf. Hervorzuheben ist der Fund des aus dem mittleren Kraichgau noch nicht bekannten Blauroten Steinsamens (Buglossoides (Aegonychion) purpurocaeruleum). Auch die Berg-Segge (Carex montana) kommt hier vor. Entlang artenreicher Säume mit schönen Beständen der Schwarz¬werdenden Platterbse (Lathyrus niger) ging es durch die Weinbergslagen oberhalb des Ortes Eichelberg („Kapellenberg“). Einige Parzellen tragen eine reiche Saum- und Magerwiesenvegetation, wo unter anderem schon die Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) ihre Köpfe reckte. In den Weinbergen selbst gedeiht zum Teil noch reichlich die Weinbergs-Traubenhyazinthe (Muscari racemosum), die ortsnah auch durch die Armenische Traubenhyazinthe (M. armeniacum) ergänzt wurde.
Freitag, 15. Mai: Kartierexkursion BAS-Kurpfalz Naturraum Kraichgau, TK 6719/43, Sinsheim-Reihen.
Ausgehend vom Bahnhof orientierte sich die Exkursion nach Osten, wo zunächst am südlichen Ortseingang an der Straßenböschung eine rudimentäre Saumvegetation mit Großem Ehrenpreis (Veronica teucrium) angetroffen wurde. Vorbei an intensiv genutztem und praktisch wildkrautfreiem Ackerland erreichte man im „Rauenbühl“ als Relikt der Altlandschaft einen Bereich mit durch Hecken und Feldgehölzen unterbrochenen Salbei-Glatthaferwiesen, Säumen und anderen, teils ruderalen Grünlandbeständen. Hier fanden wir zum Beispiel noch in kleinen Beständen das Große Windröschen (Anemone sylvestris), Ranken-Platterbse (Lathyrus aphaca), Große Braunelle (Prunella grandiflora), Blauer Gauchheil (Lysimachia foemina), Acker-Wicke (Vicia segetalis) und die Kleine Sommerwurz (Orobanche minor). Der weitere Gang der Exkursion über das Gewann „Biederst“ zurück in den Ort blieb dann im Vergleich eher unauffällig. Auch hatten hier Trockenheit und frühe Mahd wohl schon einiges vertilgt, was im sonst noch recht artenreich wirkenden Offenland zu erwarten gewesen wäre.

Freitag, 29. Mai: Naturraum Grundgebirgs-Odenwald, TK 6318/32, Heppenheim-Walderlenbach.
Schon bei der Ankunft am Parkplatz auf der „Guldenklinger Höhe“ sah man die bedrohlich dunklen Wolken über Heppenheim heranziehen. Sie hielten ihr Versprechen, und verkürzten die Exkursion auf kaum eine halbe Stunde, während derer nur Trivialarten gefunden wurden. Immerhin wurde im Acker südlich des Parkplatzes noch ein Bestand der rasch seltener werdenden Kornblume (Centaurea cyanus) festgestellt.

Freitag, 12. Juni: Naturraum Sandstein-Odenwald und Bauland, Osterburken und Walldürn.
Die ganztägige Tour führte ans äußere Ende des Neckar-Odenwald-Kreises in Gebiete, die botanischerseits als wenig erforscht gelten dürfen. Der Vormittag wurde der Römerstadt Osterburken und ihrer Umgebung gewidmet. Schon am Bahnhof (6522/41) fand sich der seltene Stink-Pippau (Crepis foetida) mit seinem charakteristischen Mandelduft. Von dort ging’s durch die Siedlungslage an den nordwestlichen Saum der Stadt (6522/32). Die einigermaßen artenreichen Kalk-Äcker – man befin¬det sich im Bauland – warteten auf u.a. mit Blauem Gauchheil (Anagallis (Lysimachia) foemina), den Erdraucharten Fumaria officinalis und F. vaillantii, der Bunten Wicke (Vicia glabrescens) und Kornblume (Centau¬rea cyanus). Typisch für das Bauland sind auch die artenreichen Hecken, hier mit der seltenen Rosa agrestis. Im Gewann „Eber“ waren wir in artenreichem Eichen- und Buchen-Mischwald unterwegs. Wo es lichter ist, so an den erfreulich intakten Wald-Innensäumen, begegneten uns Schmalblättriger Baldrian (Valeriana pratensis subsp. angustifolia), Essig-Rose (Rosa gallica) und eine größere Kolonie der Moschus-Erdbeere (Fragaria moschata).
Nachmittags ging es ein gutes Stück weiter nach Norden, nämlich in den Buntsandstein-Odenwald im Nordwesten von Walldürn. Ausgangspunkt war hier der Parkplatz „Kirschenbaum“ von wo wir über den „Sommer¬berg“ ins Eiterbachtal abstiegen. Die Flora unterschied sich hier in den Buchen-Kiefern-Mischbeständen kaum von der Heidelberger Hausmanns¬kost. Als bemerkenswert ist hier lediglich die Raue Nelke (Dianthus armeria) am „Teufelsstein“ einzustufen. Ganz anders ist die Situation am Eiterbach selbst. Dort wo im Frühling größere Bestände des Märzen¬bechers (Leucojum vernum) die Aue schmücken, zeigt sich jetzt ein prachtvoller Staudensaum, wie man ihn im Odenwald nur selten findet. Neben dem Wald-Geißbart (Aruncus dioicus) fallen vor allem die großen Bestände des Gelben Eisenhuts (Aconitum lycoctonum subsp. vulparia) auf. Begleitet werden diese von der Bach-Nelkenwurz (Geum rivale), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), Schlüsselblume (Primula elatior) und Sumpf-Schwertlilie (Iris pseuda¬corus), in Flutmulden auch das kleine Laichkraut Potamogeton berchtoldii. Rätsel auf gab zunächst ein Ampfer mit großen, fett¬glänzenden Blättern, der ebenfalls in den naturnahen Ufer-Staudenfluren reichlich vertreten ist. Er wurde letztlich als Wald-Ampfer (Rumex sylvestris) identifiziert. Eine mitunter auch als Unterart des Stumpfblättrigen Ampfers gewertete, östlich verbreitete Form, die in BW bisher kaum beachtet wurde und hier an der Westgrenze ihres Areals erreicht. Trotz des insgesamt stark forstlich überprägten Waldbildes, ist auch die Flora der Wald-Innensäume im weiteren Verlauf einigermaßen artenreich. Entlang des Weges von der kleinen Kapelle „Maria Hilf“ zurück zum Parkplatz konnten wir so auch das Schwertblättrige Waldvögelein (Cephalanthera longifolia) unserer Liste hinzufügen. Diese Waldorchidee gedeiht in zahlreichen Exemplaren nebst Heidekraut (Calluna vulgaris) und Trauben-Gamander (Teucrium scorodonia) an der Wegböschung und im Buchen-Mischwald.

Freitag, 3. Juli: Naturraum Sandstein-Odenwald, TK 6319/2, Michelstadt, Rehbach.
Die Exkursion galt dem „Hinterland“ des bekannten Naturschutzgebietes am Rehbacher See, wo auch der Ausgangspunkt unserer Wanderung war. Leider zeigte sich letzteres, bis auf das unmittelbare Umfeld der Weiher selbst, weitgehend verödet. Ein Zustand, der leider auf viele nominelle NSG zutrifft! Auch der anvisierte „Jägersgrund“ hatte bis auf kleinere Torfmoos-Flächen mit Stern-Segge (Carex echinata) und Gelb-Segge (Carex demissa) wenig zu bieten, so dass wir uns dem wenig weiter nordwestlich gelegenen Quellbereich des Mossaubaches zuwen¬deten. Der Ortsname Mossau nimmt schon auf die Vermoorungen Bezug, die sich vor allem in früherer Zeit in den wasserreichen Seitentälern befanden. Einige davon sind noch heute relikthaft vorhanden. Vom Parkplatz „Fuchshütte“ begaben wir uns daher in nordwestlicher Richtung zu eben dieser Hütte unterhalb derer sich ein schöner anmooriger Bereich mit augenscheinlich zahlreichen Torfmoosarten, Seggen und Wollgras (Eriophorum angustifolium) befindet. Der noch nicht mit Fremdschotter oder Bauschutt überfahrene Weg zeigte ebenfalls noch die wertvolle Flora feuchter Borstgrasrasen u.a. mit der jetzt äußerst seltenen Sparrigen Binse (Juncus squarrosus) und dem Englischen Fingerkraut (Potentilla anglica).

Freitag, 17. Juli: Naturraum Kraichgau/ Bauland, TK 6620/43, Haßmersheim-Hochhausen, „Reichertsberg“.
Dem südöstlichsten Eck unseres Einzugsbereiches galt die Sommer-exkursion ins südlichste Bauland bei Hochhausen. Die Trockenheit hatte dem Offenland schon erkennbar zugesetzt, so dass sich jetzt der Wald als Schwerpunkt anbot. Zunächst wurde aber ein kleiner, offensichtlich wildkrautreicher Acker begangen. Am „Burgstädtle“ fanden sich hier beide Tännelkräuter (Kickxia elatine und K. spuria), die Trespe Bromus commutatus und der Hohlsame (Bifora radians), eine der meist äußerst selten gewordenen Acker-Doldenblütler. Der hauptsächlich aus Buchen aufgebaute Wald hatte wenig Auffälligkeiten zu bieten, lediglich eine etwas steilere Partie „Am hangenden Weg“ konnte mit Ständelwurz (Epi¬pactis helleborine), Ästiger Graslilie (Anthericum ramosum), Schwalben¬wurz (Vincetoxicum hirundinaria), Seidelbast (Daphne mezereum) und Nieswurz (Helleborus foetidus) mit etwas artenreicheren Aspekten aufwarten.

Freitag, 31. Juli: Naturraum Sandstein-Odenwald, TK 6420/2, Hessen/Bayern/Baden-W., Hesselbach, „Dreiländereck“.
Eher etwas für Wild- und Vogelbeobachter ist das weitläufige und abgelegene Areal um den „Kolli“ bei Hesselbach. Interessant ist es vor allem, weil hier auch das Dreiländereck von BW/HE/BY liegt. Der Wald zeigt sich – unabhängig vom Bundesland – als forstlich stark überprägter Bereich. Lediglich im Hessischen machen sich die dort eher klein¬strukturierten Besitzverhältnisse auch positiv in der Bestandsstruktur bemerkbar. Die Exkursion startete an der HE/BW-Landesgrenze am Limes und führte über die „Hohe Langhälde“ von BW nach BY. Vor allem auf dem Forstweg fand sich die übliche Trivialflora standorttypischer Prunellion-Bestände. Dergleichen macht mittlerweile den Großteil der „Waldflora“ im Silikatgebiet aus. Typische Waldpflanzen sind dem Störungsregime meist längst erlegen. Bemerkenswert ist die durch¬gehende Präsenz und Häufigkeit des Englischen Fingerkrautes (Potentilla anglica). Auch der Augentrost (Euphrasia nemorosa), Niederliegendes Johanniskraut (Hypericum humifusum) und Wald-Ruhrkraut (Gnaphalium sylvaticum) finden auf den Waldwegen ein Refugium. Auf der „Höhe“ knapp im Badischen fanden sich entlang eines Waldweges Relikte einer Feuchtgebietsvegetation, nämlich Sumpf-Quendel (Lythrum portula) und einige Seggen (Carex demissa, C. vesicaria) nebst Borstgras (Nardus stricta) und Hunds-Straußgras (Agrostis canina). Nur in Hessen fanden wir den Rippenfarn (Blechnum spicant). Im Bayerischen sind am Nordhang des „Kolli“ große Felsen, die wir erfolglos auf die Präsenz des Dünnfarnes sondierten. Doch ist hier auch noch viel nicht untersuchtes Potenzial.

Freitag, 14. August: Naturraum Nördliche Oberrheinebene, Biblis, Nordheim.
Ausgehend vom Parkplatz am Rhein nordwestlich Nordheim („Steiner Wald“) nutzen wir zunächst die Gelegenheit, die weitläufig trocken gefallenen Uferbereiche des Rheines abzusuchen (6316/11). Nebst den üblichen Ufer-Arten (Bidens frondosa, Chenopodium rubrum, Ch. glaucum, Ch. ficifolium, Dysphania pumila, Potentilla supina etc.) hatten sich auch einige Exemplare der Schwanenblume (Butomus umbellatus) und reichlich Veronica catenata angesiedelt. In der Steinschüttung der Uferböschung fand sich auch ein Exemplar des Indigostrauches (Amor¬pha fruticosa). Eine Art, die sich wohl ausgehend von Anpflanzungen anschickt, Ruderalgehölze zu kolonisieren. In der Pflasterung des Park¬platzes fand sich schließlich noch ein Einzelexemplar des Wurmlattichs (Helminthotheca (Picris) echioides). Nördlich (6216/34) davon erweckten vor allem die Auwaldsäume und Wiesengelände die Aufmerksamkeit. Letztere scheinen durchaus artenreich zu sein, wie Vorkommen von Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) und Labkraut (Galium verum subsp. verum) andeuten. Auch feuchtere Schluten sind vorhanden. Leider war aufgrund der Trockenheit nach der ersten Mahd kaum etwas nach-gewachsen, so dass hier keine aussagekräftigen Listen zu erhalten waren. Im Auwaldsaum fiel dagegen der am nördlichen Oberrhein nicht gar so seltene Taubenkropf (Silene baccifera) auf.

Freitag, 28. August: Naturraum Sandstein-Odenwald, TK 6521/12, Limbach.
Ausgehend vom Sportplatz Limbach machten wir uns auf in das Wald- Acker- und Wiesengelände in Richtung Krumbach. Einige Quellfluren liegen in diesem Bereich und alte Angaben (Meszmer 1998: Flora NOK) des Sumpf-Blutauges (Comarum palustre) galt es zu bestätigen. Wir wurden nicht fündig. Nahezu alle Waldbereiche sind Nadelholzkulturen gewichen. Ein ehemals bemerkenswerter Waldsumpf südöstlich Krum¬bach – unser heißester Kandidat für bessere Feuchtgebietsarten – präsentiert sich heute als eingezäuntes Weiherareal. Oberhalb davon ist der Fichtenforst schon wieder soweit hochgewachsen, dass etwas mehr Licht den Boden erreicht. Bevor diese Flächen von Brombeeren über¬wältigt werden, nutzen einige Arten der hier wohl früher vorhandenen Magerweiden ihre Chance: Die langlebige Samenbank von Ginsterarten (Genista germanica, G. pilosa), von Besenheide (Calluna vulgaris) und Pillen-Segge (Carex pilulifera) wurde durch Rückefahrzeuge mobilisiert. Letztere dürften auch die sich vielerorts in Fichtenforsten des Oden¬waldes ausbreitende ruderale Form des Rundblättrigen Labkrautes (Galium rotundifolium) eingeschleppt haben. Bemerkbar macht sich auch die reichliche Verwendung allochtonen Muschelkalkschotters selbst auf Rückegassen, Lagerplätzen usw. Neben den unvermeidlichen Nitro-phyten dringen damit auch „Kalk-Arten“ in die Buntsandstein-Region ein. Gefunden haben wir u.a. Nieswurz (Helleborus foetidus), Flohkraut (Pulicaria dysenterica), Wermut (Artemisia absinthium) und Ständelwurz (Epipactis helleborine). Eine vielversprechende Wiese haben wir südlich von Limbach („Klingenfeld“) lokalisiert. War aufgrund der gegenwärtigen Entwicklungsphase zwar keine aussagekräftige Artenliste zu erstellen, so waren aber die großen Hexenringe des Wiesen-Egerlings (Agaricus campestris) ein untrügliches Zeichen relativ extensiven, alten Grünlandes.

Donnerstag, 3. September: Naturraum Bergstraße, TK 6518/13, Schriesheim, „Laubelt-Branich“.
Vom Schriesheimer Friedhof ging´s bergauf Richtung „Laubelt“. Die Großbaustelle des Tunnelportals zunächst zur Linken, dann unterhalb, fiel der Blick auf die reiche Ruderalvegetation u.a. mit Borago officinalis, Chenopodium hybridum, verschiedenen Borstenhirsen (Setatia viridis, S. pumila, S. verticillata) und typischen Weinbergsarten wie Rundblättriger Storchenschnabel (Geranium rotundifolium) und Schwarznessel (Ballota nigra). Im „Laubelt“ beschäftigten wir uns mit den immer spärlicheren Resten der ehemals reichen Saumflora. Lediglich die Berg-Fetthenne (Hylotelephium vulgare) scheint sich etwas mit den Verhältnissen zu arrangieren und besiedelt auch Straßenränder und Mauern im Siedlungsbereich. Böse sieht´s dagegen bei den „besseren“ Saumarten aus, wie Habichtskräuter (Hieracium umbellatum, H. glaucinum), Flügel¬ginster (Genista saggitalis) und Hügel-Klee (Trifolium alpestre). Brom¬beeren, Verwahrlosung und ungeregelte Eingriffe haben die Kolonie an einer Wegböschung auf wenige Quadratmeter schrumpfen lassen. Der Rückweg über den „Branich“ führt durch das bekannte Felsrasenrelikt. Völlig isoliert und durch den Siedlungsbereich eingeschlossen halten sich hier eine kleine Kolonie der Küchenschelle (Anemone pulsatilla) – die letzten ca. 30 Exemplare im weiten Umfeld – , eine zumindest ansehnliche Population des Flügelginsters, Feld-Beifuß (Artemisia campestris), Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria), Schaf-Schwingel (Festuca ovina), Karthäuser-Neke (Dianthus carthusianorum) und etliche andere Spezialisten, darunter Moose und Flechten. Verbuschung und Neophyten setzen dem Gebiet zu. Besonders problematisch ist hier eine aus Gartenauswurf stammende Fetthenne, wohl Phedimus spurius. Die genaue Identität ist noch zu überprüfen. Sie bedeckt mittlerweile große Flächen überall im Gebiet und ist als aggressiver, potenziell vernichtender Neophyt bekannt. Eine manuelle Bekämpfung erscheint zum ggw. Zeitpunkt bereits aussichtslos. Man wird auch hier nur noch zu beobach¬ten haben, welche Arten sich ihres erstickenden Teppichs werden erwehren können.

Sonntag, 19. September: Naturraum Neckar-Rheinebene, TK 6516/22, Mannheim-Innenstadt, südöstliche Quadrate; Innenstadtkartierung.
Wie in den letzten sieben Jahren traf man sich wieder um 10.00 Uhr am Paradeplatz (O1). Von dort ging’s nach N2 wo wir auf dem kleinen Platz vor einigen Jahren die mediterrane Brennnessel Urtica membranacea gefunden hatten. Zumindest ein Exemplar gab sich auch 2015 die Ehre. In einem Pflanzkübel mit Hanfpalmen wuchs die einjährige Art und wird wohl mit ihrer „Wirtspflanze“ Jahr für Jahr her und wieder weg geräumt. Nahverwilderungen in Pflasterfugen wie zuletzt 2011 wurden nicht gefunden. Ansonsten beschränkte sich das Repertoire auf die gängigen Ruderal- und Trivialarten. Lokalkolorit bringt hier die relative Vielfalt Wärme liebender Amaranthaceen (Amaranthus, Dysphania und Chenopodium-Arten) und Solanaceen (Solanum nigrum, S. „decipiens“, S. physalifolium, S. sarrachoides, Datura). Für den Nachmittag nahmen wir „die Rheinau“ ins Visier, genauer gesagt den Rheinauer Hafen um „Becken 21“ (Ruhrorter Straße und Zechenstraße). Das unter der Brücke gelegene Areal war wieder geräumt und zugänglich, Ufer und Hafen¬böschungen nach den Niederschlägen in gutem Aufwuchs. Die Menge floristischer Merkwürdigkeiten ist lang, so dass wir es bei der Aufzählung einer Auswahl belassen: Amaranthus bouchonii + A. powellii, Aristolochia clematitis, Colutea arborescens, Equisetum ramosissimum, Erigeron strigosus, Inula britannica, Ononis repens ssp. procurrens, Salvinia natans, Sideritis montana, Tragus racemosus. Probleme bei der Ansprache machten die drüsigen Gänsefüße (Dysphania). Ist D. pumilio stets gut kenntlich, so fanden sich unter der reichlich vertretenen grün-gelben, dicht verzweigten D. botrys auch Einzelpflanzen mit lockeren Infloreszenzen, roten Betalainen und einem Habitus, der stark der Abbildung von D. schraderiana in Clements & al. (2005: BSBI-Handbook, Illustrations of Alien Plants […]) ähnelt. Allerdings waren bei diesen Pflanzen die in der deutschsprachigen Literatur für schraderiana als diagnostisch „entscheidend“ hervorgehobenen Perigonornamente nicht auszumachen. Eine spätere Begehung und der Vergleich von Herbar¬material brachte letztlich Gewissheit. Es handelt sich um schraderiana! Die zwar meist nur kielhaft aufgewölbten, mitunter aber auch mit „typischen“ unregelmäßig kammförmigen Ornamenten ausgestatteten Perigonrücken treten aber nicht in allen Bereichen derselben Infloreszenz gleichartig auf.

Freitag, 2. Oktober: Naturraum Vorderer Odenwald, TK 6318/42, Grasellenbach-Hammelbach, „Wagenberg“.
Ausgehend vom Ortszentrum Hammelbach mit seinen mittelalterlichen Kuriositäten hatten wir uns den „Wagen-Berg“ in der mittleren Tromm als Herbstziel ausersehen. Das Umfeld hat entsprechend der im Überwald dominierenden intensiven Grünlandwirtschaft nicht viel zu bieten. Lediglich am oberen „Steinbach“ und auf der „Heiligen Wiese“ trafen wir auf einigermaßen artenreiches Extensiv-Grünland. Doch war saison¬gemäß auch hier nicht mehr viel zu finden, außer der insgesamt schon selten gewordenen Blutwurz (Potentilla erecta) und einer schönen Kolonie Riesen-Schirmlinge (Macroepiota procera). Im Wald setzte sich das entsprechend fort. Zwar dominieren Buchen-Bestände, doch erwiesen sich auch die in der Karte verzeichneten Blockfluren und Feuchtgebiete als bestenfalls durchschnittlich. Trotz der zurückliegenden Regenfälle konnte sich auch die Pilzwelt von der Sommertrockenheit nicht erholen, so dass es im mitgebrachten Körbchen nicht mal für einen Bodensatz ausreichte. Nun ja: Auch solche Gebiete wollen begangen sein.

Freitag, 16. Oktober: Naturraum Bergstraße, TK 6218/13, Seeheim-Jugenheim, Stettbacher Tal.
Für die letzte Exkursion des Jahres hatten wir uns eine der schöneren Partien an der nördlichen Bergstraße ausgesucht. Löss bildet hier vielerorts den Untergrund und die Flora ist zumindest partiell auch vom Kalk-Gehalt des Untergrundes geprägt. Ausgangspunkt war der Parkplatz am „Klingenwald“. Die westliche, an die Straße grenzende Partie des Wäldchens ist ein schöner Trauben-Eichen-Mischwald. Wind hagert die exponierten Bereiche aus, so dass hier noch eine reiche Saum-Vegetation vorhanden ist, u.a. mit dem Moos Polytrichum piliferum, der Strauchflechte Cladonia rangiformis, Thymian (Thymus pulegioides), dem seltenen Acker-Hornkraut (Cerastium arvense), Färber-Ginster (Genista tinctoria) und Behaarter Ginster (Genista pilosa). Von dort ging’s durch strukturreiche Landschaft Richtung des Ortes Stettbach. Nordwestlich davon befindet sich ein neues NSG im Bereich der „Fuchswiese“. Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) und Raue Nelke (Dianthus armeria) gehörten hier zu den floristischen Auffälligkeiten. Das ganze Gebiet wird mehr oder weniger intensiv beweidet und war entsprechend abgegrast, so dass uns eine intensivere Begehung zu dieser Jahreszeit nicht sinnvoll erschien. Oberhalb des Weilers Wallhausen kamen wir an einer grusig-felsigen Wiesenstelle vorbei, wo sich u.a. Knolliger Hahnenfuß (Ranun¬culus bulbosus), Silber-Fingerkraut (Potentilla argentea), Salbei (Salvia pratensis), Aufrechte Trespe (Bromus erectus) und Schafschwingel (Festuca ovina agg.) nachweisen ließen.