Kartierexkursionen des Arbeitskreises Adventivfloristik im Jahr 2004


(2004) Die Kartierexkursionen des Arbeitskreises Adventivfloristik führten im Jahr 2004 nach Mannheim auf die Friesenheimer Insel und zu den Klärteichen der Zuckerfabrik bei Bad Friedrichshall. An den Exkursionen haben sich beteiligt: U. Amarell, P. Bauer-Kutz, G. Ilgenfritz, I. Lenski, I. Schneider, E. Schubert, H. Streitz, M. Wander, und S. Ziegler.
Zahlreiche neue Arten konnten für die untersuchten Quadranten festgestellt werden. Für Mannheim (TK 6416/4) wurden etwa 267 Arten kartiert. Von diesen waren 77 neu für den Quadranten. Der aktuelle Kartierstand für den Quadranten beträgt nun 612 Arten. Bemerkenswert waren vor allem seltene thermophile Arten im Industriehafen wie Hirschfeldia incana, Plantago lagopus, Silene gallica oder Solanum carolinense, einer neuen Art für Baden-Württemberg (Finder U. Amarell), die derzeit gelegentlich auch als Kübelpflanze im Pflanzenhandel angeboten wird. Außerdem findet sie in der Homöopathie Verwendung.


Für die Kartierung der Klärteiche auf dem Gelände der Zuckerfabrik bei Bad Friedrichshall bekamen wir freundlicherweise eine Betretungsgenehmigung der Südzucker AG verbunden mit einer Sicherheitseinweisung und einer Erläuterung über das Nutzungsmanagement der Klärteiche. Insgesamt wurden zusammen mit der Kartierung des Bahnhofs von Bad Friedrichshall 174 Arten kartiert. Neu für den Quadranten waren 34 Arten. 548 Arten sind nun aktuell für den kartierten Quadranten bekannt. Große Flächen der Klärteiche sind aspektbildend von Chenopodien bedeckt. Die häufigsten Arten waren Chenopodium ficifolium und Chenopodium rubrum, selten auch Chenopodium glaucum. Bemerkenswerte Funde waren Ceratophyllum submersum (RL 3), das einen als Angelteich genutzten Klärteich fast flächendeckend besiedelt. Vermutlich handelt es sich um ein synanthropes Vorkommen, das durch Angler angesalbt wurde. Außerdem wurde Rumex stenophyllus nachgewiesen, eine seltene Adventiv-Pflanze, die bisher in Deutschland v.a. in Klärteichen von Zuckerfabriken nachgewiesen werden konnte. Die Art ist neu für Baden-Württemberg.
Als Ausklang der Exkursion wurden noch die Vorkommen von Hieracium amplexicaule in der Stadtmauer von Bad Wimpfen angeschaut. Die Art ist in Baden-Württemberg nur im Südschwarzwald indigen und besiedelt dort ein sehr kleines Areal. Das große anthropogene Vorkommen in Bad Wimpfen ist schon lange bekannt und reicht vielleicht sogar bis in die Staufer Zeit zurück. In den Pflasterfugen des schönen alten Städtchens konnten wir auch noch Polycarpon tetraphyllum und Meconopsis cambrica entdecken.

(2004) Zu einer Kartierexkursion im Bahnhof Ulm trafen sich der Arbeitskreis Adventivfloristik und weitere Interessierte. Große Teile des Ulmer Güterbahnhofes werden derzeit in Industriegelände umgewandelt. Ein abwechslungsreiches Nebeneinander von verschiedenen Sukzessionsstadien auf Abbruchstellen ehemaliger Bahngebäude, auf noch genutzten Gleisanlagen und auf mehr oder weniger lang stillgelegten Gleisen lud ein, die Flora zu kartieren und letztmalig vor der Nutzungsänderung der Flächen zu dokumentieren. Das Gelände wurde in einen Gauß-Krüger-Raster von 1 km² erfasst.
Bemerkenswert war v.a. das Auftreten folgender Arten:
– Aethusa cynapium subsp. cynapioides (Neufund für Ulm)
– Buddleja davidii (Neufund)
– Chondrilla juncea (seit 1898 vermisst, Müller, 1955-57)
– Eleocharis palustris
– Hyoscyamus niger
– Misopates orontium, letzter Nachweis 1933-40 (Müller, 1955-57)
– Pastinaca sativa subsp. urens (Neufund für Ulm)
– Plantago arenaria, letzter Nachweis 1946-47 (Müller, 1955-57)
– Salsola kali subsp. iberica, letzter Nachweis 1945 (Müller, 1955-57)
– Sedum hispanicum (Neufund für Ulm)
Die Gesamtliste kann angefordert werden beim AK Adventivfloristik, Annemarie Radkowitsch, Hohenwarter Str. 1, 75181 Pforzheim (Tel.: 07231/788897), a.radkowitsch (at) t-online.de. Unter den Adressen können sich auch Interessenten für den Arbeitskreis melden.

Begonnen wurde mit dem Aufbau eines Adventivpflanzenherbars. Die unter anderem als Vergleichsmaterial dienenden Belege werden im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe hinterlegt. Weitere Belege sind erwünscht, insbesondere von seltenen und wenig bekannten Adverntivpflanzen.
Buddleja davidii ist ein mittlerweile weitverbreitetes adventives Gehölz. Im Handbuch „Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs“ ist ihre Verbreitung jedoch leider noch nicht durch eine Verbreitungskarte dargelegt. Daher die Bitte um Fundortmitteilungen.