(2003) Kartierungsexkursion im Vorderen Odenwald am 27. Juli 2003


Enno Schubert
Der Einladung zur ganztägigen Exkursion waren 9 Mitglieder und Freunde der BAS gefolgt, so dass es vermutlich nur wenigen Sippen entlang des Exkursionsweges gelungen sein dürfte, unerkannt zu „entkommen“. Allerdings hatte die auch zu diesem Zeitpunkt schon seit Wochen anhaltende Trockenheit das Erkennen der Arten erheblich erschwert, was auch durch die Regenschauer nicht wettgemacht werden konnte, die während der Mittagspause und gegen Ende der Exkursion für etwas Erfrischung sorgten.


Das Exkursionsgebiet liegt am Westrand des Odenwaldes bei Weinheim und umfasst das Rasterfeld 134 im Messtischblatt 6418. Es zeichnet sich aus durch seine Lage zwischen 140-250 m ü.N.N. am südwestlichen Ausgang des Weschnitztales (Naturraum 145.3 Weschnitztal) an der Grenze zum Naturraum 226 Bergstraße. Die bodenbildenden Gesteine – Granit und Quarzporphyr – sind mehr oder weniger sauer, zum Teil jedoch mit Löss bedeckt. An diesen Stellen zeigt die Vegetation Anklänge an die der nahen Bergstraße. So zählt das Gebiet zu den floristisch vielfältigsten im Odenwald. Durch zwei in jüngerer Zeit gelaufene bzw. noch laufende Erfassungsprojekte, in deren Schnittpunkt es liegt, ist es auch verhältnismäßig gut bearbeitet. Es sind dies zum einen die in den 1980er und 1990er Jahren von S. Demuth durchgeführte Erfassung der Flora von Weinheim und Umgebung (Demuth 2001), zum andern durch eine noch laufende Kartierung des Naturraumes Weschnitztal und seiner Umgebung. Um so erstaunlicher ist die hohe Zahl neu erfasster Sippen, von denen im Folgenden nur einige der bemerkenswerten genannt seien.
Vormittags wurde ein Waldgebiet nördlich der Weschnitz aufgesucht, das von Waldmeister-Buchenwald auf Löss dominiert wird, aber auch Einsprengsel anderer Waldgesellschaften enthält. Hier konnten einige eher für die Bergstraße als für den Odenwald typische Arten bestätigt werden wie Euphorbia dulcis, Pulmonaria obscura und Sanicula europaea. Neu gefunden wurden u.a. Calamagrostis arundinacea, Carex umbrosa, Duchesnea indica, Glyceria notata, Rosa arvensis, Tilia cordata und Viola hirta. Südlich der Weschnitz versprachen zwei Lebensräume gute Ausbeute:
Die Eichhöhe, ein ausgedehntes (Obst-)Wiesengebiet südwestlich von Birkenau (Hessen) mit eingestreuten Äckern und Gebüschen, deren Vegetation sich leider als stark dürregeschädigt erwies. Trotzdem konnten hier einige für den Odenwald bemerkenswerte Sippen neu nachgewiesen werden, so Euphorbia virgata (auf Hinweis von M. Sonnberger), Securigera varia, Verbascum lychnitis und V. nigrum.
Das interessantere der beiden südlich der Weschnitz aufgesuchten Gebiete war ein noch in Betrieb befindlicher Quarzporphyr-Steinbruch, der nicht nur eine ansehnliche Ausbeute an adventiven Sippen erbrachte, sondern auch Funde heimischer Pflanzen, die auf weniger gestörten, teilweise schon mit einer Humsschicht versehenen Schotterflächen Zuflucht gefunden hatten: Chenopodium album subsp. pedunculare, Ch. hybridum, Ch. strictum, Epilobium lanceolatum, Fumaria vaillantii, Misopates orontium, Papaver dubium, Setaria verticillata, Solanum nigrum subsp. schultesii, Vulpia myuros. Von den hier adventiv auftretenden Arten seien genannt Amaranthus powellii, Atriplex sagittata, Datura stramonium, Papaver somniferum, Psyllium arenarium, Satureja hortensis.
Wie wenig scharf die Grenzlinie zwischen Naturräumen in der Praxis oft festzulegen ist, zeigt der Fund der Büschel-Nelke (Dianthus armeria) auf einer Mauerkrone in der Talsohle, neben Origanum vulgare und unweit des Waldes mit Lungenkraut (Pulmonaria obscura) und anderen basenliebenden Arten. Die Büschel-Nelke gilt in der Region als typische „Odenwaldart“, an der Bergstraße nimmt ihre Stelle die basenliebende Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) ein, die auf unserer Exkursion aber nicht gefunden wurde. Insgesamt konnt
en im Kartierungsfeld 339 Sippen notiert und die Gesamtzahl der aktuell nachgewiesenen Sippen damit auf 472 erhöht werden.
Literatur: DEMUTH S. 2001: Die Pflanzenwelt von Weinheim und Umgebung. – 416 S.; Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher.