von Juliane Schalejda
Frankfurt und Natur? Frankfurt und Wildnis? Die wenigsten werden spontan zu diesen Assoziationen mit der großen Stadt am Main kommen. Das neu erschienen Buch „Stadtnatur in Frankfurt – vielfältig, schützenswert, notwendig“ der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung befasst sich genau damit. Auf rund 190 Seiten wird der Zustand der Natur innerhalb der Frankfurter Stadtgrenzen und seine Entwicklung erläutert – teilweise reichen die verwendeten Daten über mehr als 100 Jahre zurück. Gleichzeitig werden Ideen, aber auch Grenzen für die zukünftige Entwicklung der Stadtnatur aufgezeigt. Das Buch ist in mehrere Themenblöcke unterteilt.
In einer Einführung wird der Schwerpunkt des Buches erläutert: der Analyse des Wandels der Vielfalt der Natur in den letzten Jahrzehnten. Die Auswertung basiert auf der seit 1985 und mittlerweile in der sechsten Runde laufenden Biotopkartierung auf dem Stadtgebiet sowie auf der Sichtung von Florenwerken, Aufzeichnungen von Botanikern und Zoologen.
Im ersten Themenblock „Stadtnatur Frankfurt“ wird die Entwicklung der Stadtnatur in der Vergangenheit und in der Zukunft erörtert. Besondere Lebensräume werden in eigenen Kapiteln behandelt: Stadtbäume, Vogelschutzgehölze, Streuobstwiesen und Kalkstandorte. Den Abschluss bildet eine Übersicht über die Erfassung der Frankfurter Pilzfauna: In Frankfurt wurden bislang 1.528 Pilzarten festgestellt – mehr Arten als bei den Blütenpflanzen.
Der zweite Themenblock befasst sich mit besonderen Tieren im Stadtgebiet: Lurchen wie Feuersalamander und Knoblauchkröte, dem Flussregenpfeifer und Raubtieren. Hier werden die Schwierigkeiten des Biotop- und Artenschutzes in einer wachsenden Stadt abermals deutlich sichtbar.
Im dritten Teil des Buches, mit „Frankfurt wagt Wildnis“ überschrieben, wird das Projekt „Städte wagen Wildnis – Vielfalt erleben“ vorgestellt, welches im Rahmen des Bundesprogramms „Biologische Vielfalt“ gefördert wird. Die Frankfurter Wildnisgebiete liegen am „Monte Scherbelino“ und im „Nordpark Bonames“. In diesem Zusammenhang wird der Konflikt zwischen den Zielen Prozessschutz und maximale Artenvielfalt erläutert.
Im vierten Teil werden zwei besondere Orte im Stadtgebiet portraitiert: das Schwanheimer Feld und die Grastränke.
Der fünfte und letzte Teil gibt einen Ausblick in die Zukunft der Entwicklung der Frankfurter Stadtnatur und auf den Druck, dem die Stadtnatur von verschiedensten Seiten ausgesetzt ist.
Das Buch richtet sich sowohl an interessierte Laien als auch an vorgebildete Leser, die sich für die Zusammenhänge, Grenzen und Möglichkeiten von Natur in der Stadt interessieren. Ein kleines Glossar erläutert die wichtigsten Fachbegriffe, Fachpersonen finden in der 11-seitigen Literaturliste einschlägige Literaturhinweise. Ein 43 Seiten umfassender Anhang enthält aktuelle Artenlisten (2015 bis 2018) ausgewählter Gebiete zu Vogelarten, Höheren Pflanzen sowie den 2015-2018 neu erfassten Pilzarten. Für Querleser gibt es am Ende jedes Kapitels ein Fazit, das die wichtigsten Erkenntnisse der Kapitel zusammenfasst. Das Buch ist reich mit hochwertigen Fotografien, Tabellen und Kartendarstellungen illustriert. Die schönen Aufnahmen und die Beschreibungen einzelner Gebiete machen Lust, sich auf einen Streifzug in die „wilden Ecken“ Frankfurts aufzumachen und die Kleinode selbst zu erleben.