mit Eberhard Koch
Thomas Breunig
Der Hegau mit seinen markanten Vulkankegeln und der nördlich angrenzende Teil der Schwäbischen Alb, die Hegaualb, waren Ziel des BAS-Busexkursion am 17. Juli 2005. Kaum ein Gebiet in Baden-Württemberg besitzt eine so große landschaftliche Vielfalt und eine so reichhaltige Flora wie dieses Gebiet. Und mit Eberhard Koch hatten wir einen hervorragenden Kenner der Hegauflora, der für uns eine sehr abwechslungsreiche Exkursionsroute vom Südrand der Hegaualb durch das Singener Becken über den Vulkanschlot des Mägdebergs bis hin zum Hochrhein bei Gailingen zusammenstellte.
Erster Exkursionspunkt war das Trockental nordwestlich der Talmühle, und zwar westlich der Bahnunterführung der Kreisstraße (TK 8118/2). Trocken- und Magerrasen sowie Saumvegetation trockenwarmer Standorte treten hier zwar nur mit wenigen Metern Breite dem Wald vorgelagert auf, doch besitzen sie eine außergewöhnliche Artenvielfalt. Bemerkenswerte Arten waren hier unter anderem Carduus defloratus, Carex humilis, Centaurea scabiosa subsp. alpestris, Cytisus nigricans, Epipactis atrorubens, Galium boreale, Genista tinctoria subsp. ovata, Laserpitium latifolium, Seseli libanotis, Thesium bavarum und Th. rostratum.
Nordöstlich der Talmühle erreichten wir nach kurzer Fahrt den zweiten Exkursionspunkt im Kriegertal (TK 8118/2). Am Waldrand wuchs hier ein kleiner Bestand der sehr seltenen Anemone narcissiflora, vergesellschaftet mit Aquilegia atrata, Astrantia major, Gentiana lutea, Knautia maxima und Rhinanthus glacialis. Weitere bemerkenswerte und für die Hegaualb typische Arten in der Nähe waren Melittis melissophyllum, Lonicera alpigena, Polygala chamaebuxus, Rhamnus saxatilis und Viola mirabilis.
Beim dritten Exkursionspunkt, dem NSG Schoren (TK 8118/4) erreichten wir die Naturraumgrenze zwischen der Schwäbischen Alb und dem Hegau, der bereits dem Alpenvorland zugerechnet wird. Die Jurakalkscholle des Schorens bildet hier eine Insel inmitten von eiszeitlichen Schotter- und Moränenablagerungen: Standörtlich gehört er eigentlich noch zur Schwäbischen Alb, von seiner Lage her ist er aber schon Teil des Alpenvorlands. Uns interessierten die Magerwiesen, Mager- und Trockenrasen sowie die Saumvegetation und der Trockenwald am Südrand des Naturschutzgebiets. Hier trafen wir entlang eines schmalen Pfades auf Carlina acaulis, Cotoneaster tomentosus, Cytisus nigricans, Dictamnus albus, Galium glaucum, Gentiana cruciata, Gentianella germanica, Inula hirta, Juniperus communis, Quercus pubescens, Peucedanum cervaria, Rhamnus saxatilis, Teucrium montanum, Thesium linophyllon und Th. rostratum.
Etwa einen Kilometer weiter südöstlich erreichten wir im Gewann „Ob dem Weiher“ kurz vor dem Ort Ehingen unseren vierten Exkursionspunkt (TK 8118/4), nun nicht mehr im Jurakalk, sondern auf Kiesablagerungen und somit auch eindeutig im Alpenvorland. Unsere Suche galt Silene otites, die wir trotz abgemähtem Bestand recht bald in einer Glatthafer-Wiese (!) fanden. Weitere bemerkenswerte Arten auf der kurzen Exkursionsroute waren Astragalus cicer, Peucedanum oreoselinum und Thalictrum simplex subsp. galioides in brachliegenden Magerrasen sowie Consolida regalis, Euphorbia exigua, Silene noctiflora, Stachys annua und Valerianella dentata an einem Ackerrand.
Nächster Haltepunkt war der Vulkanschlot des Mägdebergs mit seiner Burgruine südwestlich von Mühlhausen (TK 8118/4). Auf den trockenen, felsigen Standorten des 654 m hohen Bergs wuchsen seltene Fels- und Pionierpflanzen sowie einige Burggartenflüchtlinge, die noch immer von einer längst vergangenen Nutzung des Berges zeugen. An bemerkenswerten Arten sahen wir unter anderem Acinos arvensis, Allium senescens subsp. montanum, Aristolochia clematitis, Artemisia pontica, Erysimum crepidifolium, Hemerocallis fulva, Iris sambucina, Leonurus cardiaca s.str., Potentilla recta, Potentilla inclinata, Silene nutans und Veronica teucrium.
Nur einen kleinen Zwischenstopp legten wir ein an unserem sechsten Exkursionspunkt, dem Nordwesthang des Heilsbergs (TK 8218/2). Auf Deckenschotter wächst hier östlich des Dorfes Ebringen direkt oberhalb der Autobahn A 81 die sehr seltene Campanula cervicaria, vergesellschaftet mit Genista sagittalis.
Der nächste Halt galt dem „BUND-Garten“ am südlichen Ortsrand von Gottmadingen (TK 8218/4). Er dient der lokalen Naturschutzgruppe zur Erhaltungskultur von seltenen Arten aus der Region, nebenbei lassen sich bei der Kultur auch die Standortansprüche und das Vermehrungsverhalten der seltenen Arten studieren. Eberhard Koch zeigte uns hier einige auf der Exkursion noch nicht gesehenen Arten der Trocken- und Magerrasen des Hegaus wie Koeleria macrantha, Oxytropis pilosa, Scleranthus perennis und Veronica spicata, aber auch einige Ruderalarten, etwa Crepis foetida und das gemeinsam mit dem Autor auf dem Singener Bahnhofsgelände gefundene und seitdem kultivierte Polycnemum majus.
Von Gottmadingen waren es nur noch wenige Kilometer zu unserem letzten Exkursionspunkt, dem Jüdischen Friedhof in Gailingen am Hochrhein (TK 8218/3). Dieser wundersame Fleck Erde, Mahnmal, Ruhe- und Gedänkstätte, Kultur und Natur in einem, erfreute uns ein weiteres Mal mit botanischen Kostbarkeiten: Campanula persicifolia, Himantoglossum hircinum, Melittis melissophyllum, Peucedanum cervaria, Silene nutans und Tanacetum corymbosum wuchsen hier zwischen den Gräbern. Zum Schluss blieb noch der Blick über den Hochrhein, hinüber in den Schweizer Thurgau, dann drängte die Zeit zur langen Rückfahrt.
Es war ein rundum gelungener Exkursionstag, den Eberhard Koch für uns gestaltet hat, und wofür ihm ein herzliches Dankeschön gesagt sei! Erfreulich war auch, dass zum ersten Mal Schweizer Kollegen aus dem nahen Schaffhausen und Zürich zu unserer Exkursionsrunde gestoßen sind und unsere noch junge Arbeitsgemeinschaft allmählich auch über die Grenzen Südwestdeutschlands hinaus bekannt wird.