Wolff P. 2013: Die Moor-Standorte der Pfalz – Soziologie und Ökologie.


von ADAM HÖLZER

Wolff P. 2013: Die Moor-Standorte der Pfalz – Soziologie und Ökologie. – POLLICHIA-Buch Nr. 47. Eigenverlag der Pollichia, 259 S. + 42 Tabellen, 24 Farbfotos, 17 Abbildungen; Bad Dürkheim. ISBN 978-3-925754-49-4

Nachdem das Werk schon seit langer Zeit angekündigt war und schon viele auf sein Erscheinen gewartet haben, ist es endlich erschienen. Es füllt eine große Lücke in vielerlei Hinsicht. Kapitel 1 (S. 13) gibt einen Überblick über die bisherige Literatur zu den Moor-Standorten der Pfalz und beschreibt kurz das Ziel der Arbeit. Darauf folgt in Kapitel 2 (S. 15-19) ein allgemeiner Überblick über das Untersuchungsgebiet hinsichtlich Geschichte und physischen Voraussetzungen. Die behandelten Moor-Standorte werden anhand von zwei Übersichtskarten aufgezeigt. Kapitel 3 (S. 21-62) bespricht die einzelnen Moore. Dabei werden sowohl die Geschichte der Nutzung wie auch die typischen Pflanzen in Vergangenheit und Gegenwart abgehandelt. Bei den meisten Gebieten werden auch Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen empfohlen. Kapitel 4 (S. 63-64) beschreibt die bei der Bearbeitung angewandten Methoden. Danach wird in Kapitel 5 (S. 65-213) die Vegetation anhand der Pflanzengesellschaften und ausführlichen pflanzensoziologischen Tabellen belegt. Dabei werden auch die ökologischen Bedingungen in der Region mit der Gefährdung und den Erhaltungsmaßnahmen der Gesellschaften besprochen. Zudem wird mit anderen Regionen verglichen. In Kapitel 6 (S. 215-237) werden Einzelaspekte aus der Westpfälzischen Moorniederung speziell aus dem Neuwoogmoor behandelt, das der Autor seit Beginn der 70er Jahre intensiv untersucht hat. Die Veränderungen werden sowohl anhand von mehrfach aufgenommenen Vegetationskarten wie auch wiederholten Pflanzensoziologischen Aufnahmen der gleichen Flächen dokumentiert. Weiter werden Zusammenhänge zwischen den Vegetationseinheiten und ökologischen Parametern wie Grundwasserstand, pH-Wert, Leitfähigkeit usw. dargestellt. Am Ende werden die Ergebnisse der Messungen auch kritisch bewertet. Kapitel 7 (S. 239-240) gibt einen Überblick über die die pH-Wertebereiche der am besten belegten Gesellschaften im gesamten Untersuchungsgebiet anhand einer Graphik. Kapitel 8 (S. 241-245) behandelt die Gefährdung der Moorgesellschaften und ihre Zukunft im Untersuchungsgebiet. Nach der Danksagung (Kapitel 9) folgt als Abschluss (Kapitel 10, S. 249-258) ein sehr umfangreiches Literaturverzeichnis.

Bei dem Buch handelt es sich um ein sehr umfassendes Werk über die Moor-Standorte der Pfalz, das sicher für sehr lange Zeit das Standard-werk für diese Region bleiben wird. Beim Lesen merkt man sofort, wie intensiv sich der Autor über nunmehr 40 Jahre mit dem Thema beschäftigt hat. Das Buch ist stabil gebunden und auf gutem Papier gedruckt. Die zu so einem Werk gehörenden pflanzensoziologischen Tabellen sind in den Text integriert und nicht als separate Tabellen im Anhang, was den Gebrauch sehr erleichtert. Die Kombination von Landes- und Nutzungsgeschichte trägt sehr zum Verständnis der Situation der Gebiete bei. Dies ist besonders wichtig für die Beurteilung der Möglichkeit der Pflege und Erhaltung der Flächen. Leider gehen solche Grundlagen selten in Pflegepläne ein, da es einfach an ähnlichen Werken fehlt.

Leider sind aber auch ein paar Kritikpunkte zu dem Werk anzubringen: Sicher lagen die Farbbilder als Dias vor und einige hätten damit mit besserer Farbwiedergabe und Auflösung gedruckt werden können. Auch stößt man sofort auf die Begriffe Zwischenmoor und Übergangsmoor, die teilweise in der Literatur für die gleiche Situation stehen und von verschiedenen Autoren ganz unterschiedlich verwendet werden. In der Moorkunde sind sie sehr umstritten und sollten deshalb eher gemieden werden. Leider kann man das, was der Autor sich darunter vorstellt, nur umständlich aus dem Text und den Tabellen erschließen. Gebraucht man solche Begriffe trotz der Problematik, so hätte man sie im Text definieren müssen.

Manche Torfmoose werden als verschollen gemeldet, sind aber noch vorhanden. So gab es im Vogelwoog-Schmalzwoog im Jahr 2007 sowohl Sphagnum papillosum wie auch S. subnitens und S. nemoreum in reichlichen Beständen, am Stephanshof sowohl S. molle wie auch S. subnitens, wenn auch in wenigen Exemplaren.
Die Vorschläge zur Pflege und zum Erhalt der Moor-Standorte macht der Autor zu eng mit dem Blick des heutigen Naturschutzes (= Artenschutzes), was ganz im Gegensatz zu dem ansonsten breiten Ansatz der Arbeit steht. Wenn er den Vorschlag macht, die Wurzelstöcke der Weiden aus den Moorflächen herauszuziehen, Flächen abzuschieben oder neue Tümpel in Moorflächen anzulegen, dann wird in diesen Bereichen auch das in den Torfen dokumentierte Archiv der Vegetations- und Siedlungsgeschichte der Region zerstört, über das wir heute noch viel zu wenig wissen. Die wenigen Torfreste sollten eigentlich für solche Untersuchungen ungestört erhalten bleiben. Tümpel kann man auch an anderer Stelle anlegen.

Beim Kapitel zu den ökologischen Messungen hätte man sich eine Gegenüberstellung der pH-Werte und der gleichzeitig gemessenen Leitfähigkeiten in Stellen mit den tiefen pH-Werten gewünscht, um die systemeigenen Fehler beurteilen zu können, zumal der Autor schreibt, dass er im Laufe der Zeit verschiedene pH-Elektroden verwendete. Ein Hinweis darauf sind die pH-Werte unter 3, z. B. auf Seite 239, wobei auch nicht klar ist, ob hier nicht Werte in KCl und andere in Wasser gemessene gemischt dargestellt werden. Da die Leitfähigkeiten selbst bei automa¬tischer Korrektur mit geringerem Fehler gemessen werden können, sollte man nur den pH-Wert entsprechend der Leitfähigkeit korrigieren und nicht umgekehrt. Auch darf nicht der pH-Wert immer um den gleichen Wert korrigiert werden, wie es offensichtlich auf S. 229 durchgeführt wurde, sondern entsprechend der zugehörigen Leitfähigkeit. In Wasser mit geringer Leitfähigkeit kann der Fehler bei pH-Messungen nicht nur 0.2, sondern bis zu einer pH-Einheit betragen.

Diese Punkte schmälern den Wert des Werkes absolut nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Erkenntnisse in den Naturschutz der Region eingehen. Auch ist zu wünschen, dass die sicher weit über das Buch hinausgehenden Aufzeichnungen des Autors sowie die Fotos sicher für die Nachwelt erhalten bleiben. Das Buch ist ein unbedingtes Muss nicht nur für denjenigen, der sich mit Mooren beschäftigt, sondern auch für den Naturschutz und die Landesplanung, oder für jeden, der an dieser Region interessiert ist. Seine Anschaffung kann jedem nur empfohlen werden.