Die Verbreitung der Indischen Scheinerdbeere (Duchesnea indica) in Baden-Württemberg


Thomas Breunig

(2006) Die Verbreitung der Indischen Scheinerdbeere (Duchesnea indica) in Baden-Württemberg Thomas Breunigduchesneaindica.jpg
„In Gärten und Parks kultiviert und durch seine Ausläufer gelegentlich verwildert, aber noch nicht eingebürgert“, so heißt es zur Indischen Scheinerdbeere in dem Grundlagenwerk „Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs“ (SEYBOLD 1992), das ganze sieben Fundorte auflistet. Was vor einigen Jahren noch gegolten hat, stimmt heute nicht mehr: Die Indische Scheinerdbeere gehört zu den erfolgreichsten Neophyten in Südwestdeutschland und hat sich zumindest in den wärmeren Tieflagen fest eingebürgert. Mancherorts gehört sie sogar zu den häufigen Arten, etwa im Karlsruher Raum, wo einem die Indische Scheinerdbeere im Siedlungsbereich auf Schritt und Tritt begegnet und die Wuchsorte so zahlreich sind, dass man sie nicht mehr zählen kann.


Mit ein wenig Übung kann man die Indische Scheinerdbeere auch im nichtblühenden Zustand leicht von der Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) und dem Erdbeer-Fingerkraut (Potentilla sterilis) unterscheiden, die ähnliche Blätter besitzen. Hat man sich die charakteristische Blattform eingeprägt, ist sie zumindest in den wintermilden Gebieten fast das ganze Jahr über nachweisbar. Noch etwas leichter gelingt der Nachweis im blühenden Zustand, dann zeigen die gelben, manchmal bis spät in den November erscheinenden Blüten sofort, dass es sich nicht um eine Wald-Erdbeere handelt. Weil bislang noch keine gedruckte Verbreitungskarte vorlag, erfolgte in der „Pflanzenpresse“ Nr. 11 ein Aufruf an die Mitglieder der BAS, Fundorte von Duchesnea indica zu melden.
Diesem Aufruf sind in 23 Personen gefolgt, die bis Ende 2005 Fundorte zu 77 TK-Quadranten mitteilten. Beteiligt haben sich Joachim W. Bammert, Reinhold Beck, Niels Böhling, Thomas Breunig, Siegfried Demuth, Gerold Franke, Günter Gottschlich, Karsten Grabow, Ulrich Häussermann, Helmut Herwanger, Karlheinz Köhler, Regine Munz, Roland Prewo, Annemarie Radkowitsch, Hans Smettan, Enno Schubert, Heinz-Werner Schwegler, Helmut Schwöbel, Hermann Spiess, Hjalmar Thiel, Jürgen Vögtlin, Peter Vogel und Stephen Ziegler.
Mit diesen Fundortmeldungen, ergänzt um einige weitere Nachweise einer digitalen Verbreitungskarte der beiden Staatlichen Museen für Naturkunde, wurde eine Raster-Verbreitungskarte auf Basis der Quadranten der Topographischen Karte 1:25.000 erstellt. Sie zeigt den derzeitigen Kenntnisstand zur Verbreitung von Duchesnea indica in Baden-Württemberg. Was sie aber nicht zeigt, ist das inzwischen von der Art besiedelte Areal – dies dürfte nämlich viel größer sein. Auffällig zeigt sich dies im Stuttgarter Raum: Hier wurde die Art auf vier gut untersuchten Kartenblättern in jedem Quadranten nachgewiesen. Von den angrenzenden Kartenblättern liegen dagegen kaum Nachweise vor, obwohl dort die Wuchsbedingungen für Duchesnea indica ebenfalls günstig sind und nichts dafür spricht, dass die Art dort nicht wächst. In diesen Gebieten dürfte lediglich noch niemand nach der Art gesucht haben.
Die auf der Karte erkennbaren Gebiete, in denen sich Nachweise häufen – um Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart und Freiburg, mit Einschränkungen auch im Hochrheingebiet, im Bodenseeraum und im südlichen Oberschwaben – sind also keine Verbreitungsschwerpunkte, sondern lediglich Kartierschwerpunkte. Verbreitet sein dürfte die Indischen Scheinerdbeere inzwischen in weiten Bereichen Baden-Württembergs in den tieferen und mittleren Lagen, vor allem im Westen und Süden, während im Nordosten Baden-Württembergs (Tauberland, Hohenlohe) unser Mitglied Martin Weckesser bislang noch vergebens nach Duchesnea indica gesucht hat.
Nachgewiesen wurde die Indische Scheinerdbeere von folgenden Wuchsorten: in Zierrasen, Zierblumenbeeten und Ziergehölzanpflanzungen, in Weinbergen zwischen Rebzeilen, auf Friedhöfen und Spielplätzen, an Gewässerufern, in Lößhohlwegen, auf Bahngelände, in Streuobstwiesen, im Saum von Hecken und Gebüschen, an Wegrändern und insbesondere an Waldwegen, selten auch in Mauerspalten und einmal auch in einem Winkelseggen-Erlen-Eschen-Wald. Am häufigsten beobachtet wurde Duchesnea indica an Waldwegrändern und auf beschatteten Rasenflächen, zum Beispiel im Saum von Sträuchern und unter der Krone von Obstbäumen. Sie ist eine anspruchsvolle Art hinsichtlich der Wasser- und Nährstoffversorgung und besitzt eine relativ große Schattentoleranz. In ihren Standortansprüchen ähnelt sie der heimischen Gundelrebe (Glechoma hederacea), mit der sie oft vergesellschaftet ist, vor allem in nitrophytischer Saumvegetation.
Um ein der tatsächlichen Verbreitung der Indischen Scheinerdbeere besser entsprechendes Kartenbild zu bekommen, sind weitere Fundmeldungen an die BAS-Geschäftsstelle mittels des der „Pflanzenpresse“ beiliegenden Meldebogens für Fundorte sehr erwünscht!
Literatur und Quellen
SEYBOLD, S. 1992: Duchesnea indica (Andrews) Focke 1888. – In: SEBALD, O., SEYBOLD, S., PHILIPPI, G.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 3, S. 157; Ulmer Verlag, Stuttgart.
http://www.naturkundemuseum-bw.de/stuttgart/projekte/flora
(Stand 14.11.2005)