Geländepraktikum in Engen (Hegau)
Thomas Breunig
Vom 28.-30. Juni 2002 veranstaltete der Arbeitskreis Geobotanik ein Geländepraktikum in Engen im Hegau. Vorgestellt wurden den sieben Teilnehmern bei dieser Einführung in die floristische Kartierung verschiedene Kartiermethoden, wichtige Kartenwerke für die Geländearbeit sowie Bestimmungsliteratur. Erläutert wurde unter anderem die Technik des Herbarisierens, die Ansprache und Beschreibung der Standortverhältnisse sowie die Erstellung eines Geländeprotokolls. Für den einführenden Teil der Veranstaltung wurden unserem Verein dankenswerterweise von Frau Gaukler, Umweltamt der Stadt Engen, ein Raum zur Verfügung gestellt.
Einem Geländepraktikum entsprechend bestand der größte Teil der Veranstaltung aus Kartierexkursionen. Kartiert wurde in zwei Gebieten des Naturraums Hegaualb im Bereich der TK 8118/2: bei Bargen nördlich und zwischen Bittelbrunn und Talmühle nordöstlich von Engen. Am 28. 6 fand eine abendliche Dorfexkursion in Bargen statt, am 29. 6. eine Ganztagesexkursion östlich von Bargen zwischen Kreuzhalden im Süden, der Autobahn im Osten und Norden sowie dem Bargener Tal im Westen (Jurakalke, Juranagelfluh, rißzeitliche Moräne). Bei diesen beiden Exkursionen wurden alle beobachteten Arten an Farn- und Samenpflanzen notiert. Den Abschluss bildete eine Halbtagesexkursion zwischen Bittelbrunn und dem zwei Kilometer weiter nördlich verlaufenden Talbach. Bei dieser Exkursion wurden nur die bisher nicht nachgewiesenen und die als bemerkenswert eingestuften Arten notiert.
Insgesamt wurden bei den drei Exkursionen 540 Sippen festgestellt. Interessant war der Vergleich mit den bisher für den Quadrant 8118/2 nachgewiesenen 840 Sippen. Die entsprechende Liste erhielten wir freundlicherweise von Herrn Martin Scheuerer, Zentralstelle für floristische Kartierung Süd in Regensburg.
Bestätigt werden konnten eine Reihe von bemerkenswerten Artvorkommen, zum Beispiel von Aquilegia atrata, Aster bellidiastrum, Cardamine pentaphyllos, Cephalanthera longifolia, Chenopodium bonus-henricus, Cirsium tuberosum, Daphne cneorum, Gentianella germanica, Lathyrus heterophyllus, Linum tenuifolium, Neslia paniculata, Ophrys apifera, O. insectifera, Orobanche alba, O. minor, Papaver lecoqii, Rhamnus saxatilis, Teucrium montanum, Thesium linophyllon und Tofieldia calyculata.
Hoch war mit 74 Arten (ohne Unbeständige und Verwilderte) die Zahl der Neunachweise, und das obwohl nur auf etwa 1,5 km² Fläche des 34,85 km² großen Quadranten kartiert wurde (und innerhalb der 1,5 km² wurde bei weitem nicht jeder Hektar abgegangen). Bei diesen 74 Arten handelte es sich nur zum kleineren Teil um seltene Arten wie etwa Nardus stricta, Orobanche reticulata (S des Lupfenbühls bei der Talmühle auf Cirsium oleraceum), Pyrola rotundifolia und Tragopogon minus. Zahlreicher vertreten waren „gerne übersehene Arten“, deren Ansprache gute floristische Kenntnisse oder zumindest einen Blick durch die Lupe benötigt, wie etwa Agrostis gigantea, Carex spicata, Glyceria notata, Rosa corymbifera und Rosa tomentosa.
Am erstaunlichsten war aber unter den Neunachweisen die Vielzahl weit verbreiteter, nicht sonderlich bestimmungskritischer Arten, wie etwa Anagallis arvensis, Atriplex patula, Avena fatua, Calamagrostis epigejos, Chenopodium polyspermum, Holcus lanatus, Hypochaeris radicata, Lysimachia vulgaris, Sanguisorba officinalis, Securigera varia und Vicia tetrasperma. Dies zeigt beispielhaft, dass die Erfassung der Flora in Baden-Württemberg noch keinen zufriedenstellenden Stand erreicht hat und zahlreiche Kartierlücken bestehen – zumal für viele Quadranten bisher weit weniger Arten nachgewiesen wurden als für den Quadranten 8118/2.