Exkursion am 26. Juli 2008 in den Naturraum Schwarzwald-Randplatten bei Neuweiler (TK 7317/1)


THOMAS BREUNIG

Artenliste Thomas Breunig Nr. 2399, TK 7317/14, R 3467820 H 5391570, Unschärfe 300 m, 717-742 m ü. NN; Kartierstrecke 1750 m, Kartierdauer: 3 h 45 min. Mitkartierer: Dieter Kühnen, Helmut Märtz, Martin Sommerfeld, Manfred Wander.

Was erwartet man von einem Exkursionsziel in einem zu über 95 % bewaldeten, schwach reliefierten Buntsandsteingebiet am Nordostrand des Schwarzwaldes? Zumindest keinen besonderen Artenreichtum. Andererseits ließ die geringe Zahl von 341 bisher nachgewiesenen Sippen einige Neufunde für den Quadranten 7317/1 erwarten. Auf diese mussten wir dann auch nicht lange warten. Am Ostrand des für die Exkursion ausgesuchten Stichproben-Quadratkilometers mit den Gauß-Krüger-Koordinaten R 3467 H 5391 wuchsen auf der neu angelegten Böschung der Straße nach Zwerenberg Leer’s Segge (Carex polyphylla), Niederliegendes Johanniskraut (Hypericum humifusum), Stumpfliches Johanniskraut (Hypericum dubium) sowie die Pontische Quecke (Elymus obtusiflorus). Letztgenannte Art dürfte mit der Böschungsansaat hierher gekommen sein. Sie tritt in Südwestdeutschland vielerorts und oft in großer Menge auf straßenbegleitenden Grünflächen auf, obwohl ihre Aussaat als gebietsfremde Art in der freien Landschaft nach dem Naturschutzgesetz verboten ist. Trotz ihrer vielen Vorkommen ist die Pontische Quecke in Baden-Württembeg aber bislang noch nicht etabliert: Bisher blieben ihre Wuchsorte weitestgehend auf die angesäten Flächen beschränkt. Dort kann sie sich zwar lange halten, zeigt aber keine Zeichen einer darüber hinausgehenden eigenständigen Arealbildung.

Eine Reihe weiterer für den Quadranten neuer Arten wuchs in dem frisch angelegten Straßengraben und auf der Straßenbankette: Fioringras (Agrostis gigantea), Kleinblütiges Weidenröschen (Epilobium parviflorum), Rosenrotes Weidenröschen (E. roseum), Milder Knöterich (Persicaria dubia) sowie einige Exemplare des Gewöhnlichen Salzschwadens (Puccinellia distans). Auch die nahe gelegene Straßenbankette der von Hofstett ins Tal der Kleinen Enz hinabführenden Straße beherbergte einige Neufunde. Hier wuchsen Floh-Knöterich (Persicaria maculosa), Acker-Gänsedistel (Sonchus arvensis) und Mittlerer Klee (Trifolium medium), direkt am Straßenrand außerdem die salztolerante Platthalm-Binse (Juncus compressus). Im nördlich angrenzenden Nadelwald sowie an den Waldrändern fiel ein großer Bestand des Gefleckten Knabenkrauts (Dactylorhiza maculata) auf, während die Pfützen der Waldwegspuren vom Flutenden Schwaden (Glyceria fluitans s.str.), einer für den Quadranten ebenfalls neuen Art, besiedelt waren.
Als wenige interessant erwiesen sich die zwei kleinen Wiesenbereiche, die am Ostrand gerade noch in den zu kartierenden Quadratkilometer hinein reichten. Die gut gedüngten Bestände auf mäßig feuchtem Standort waren artenarm, nur an den Wiesenrändern hielten sich noch wenige Magerkeitszeiger; hier wuchs mit dem Bergwiesen-Frauenmantel (Alchemilla monticola) die einzige für den Quadrant neue Art.
Eine bemerkenswerte Artenvielfalt besaß dagegen der an dem Wasser-behälter südwestlich von Hofstett vorbeiführende Waldweg. Auf seiner unbefestigten, feuchten und nur selten befahrenen Wegsohle wuchsen die Igel-Segge (Carex echinata) sowie die für den Quadranten neuen Arten Hunds-Straußgras (Agrostis canina), Aufsteigende Gelbsegge (Carex demissa), Winkel-Segge (Carex remota), Sumpf-Weidenröschen (Epilobium palustre), Falt-Schwaden (Glyceria notata), Spitzblütige Binse (Juncus acutiflorus), Acker-Minze (Mentha arvensis) und Quendel-Kreuzblume (Polygala serpyllifolia).
Ansonsten wurden an weiteren Waldwegrändern noch die Hochstauden Gold-Kälberkropf (Chaerophyllum aureum), Wasserdost (Eupatorium cannabinum) und Blutweiderich (Lythrum salicaria) neu nachgewiesen und mit der Breitblättrigen Ständelwurz (Epipactis helleborine) eine zweite Orchideenart gefunden. Auch bei den weit verbreiteten Waldarten Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Gewöhnliches Hexenkraut (Circaea lutetetiana) und Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa) handelt es sich um Neunachweise, was zeigt, dass der Quadrant 7317/1 bisher nicht sehr intensiv kartiert wurde. Ohne große Mühe dürften hier noch zahlreiche weitere Arten nachgewiesen werden.
Wir freuten uns aber auch an den Bestätigungen vieler bisher schon aus dem Gebiet bekannten Arten, namentlich an den Funden naturraum-typischen Sippen. Das waren vor allem Säure- und Magerkeitszeiger wie Heidekraut (Calluna vulgaris), Pillen-Segge (Carex pilulifera), Dreizahn (Danthonia decumbens), Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius), Ohr-Weide (Salix aurita), Kleiner Baldrian (Vaeriana dioica) und Sumpf-Pippau (Crepis paludosa), montan verbreitete Arten wie Berg-Kälberkropf (Chae¬rophylum hirsutum), Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Wald-Witwenblume (Knautia maxima), Hasenlattich (Prenanthes purpurea), Bergfarn (Thelypteris limbosperma) und Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea), Arten des Extensivgrünlands an Waldwegrändern wie Zittergras (Briza media), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) und Blutwurz (Potentilla erecta), sowie Arten, die kennzeichnend für das subozeanische Klima des Schwarzwaldes sind, etwa Rippenfarn (Blechnum spicant), Hain-Flockenblume (Centaurea nigra subsp. nemoralis) und Stechpalme (Ilex aquifolium). Insgesamt wurden bei der Exkursion 212 Sippen nachgewiesen.

Anschließend wurden bei einer einstündigen Exkursion nördlich der Rehmühle im nahe gelegen Kleinen Enztal noch 43 weitere Arten festge-stellt (Artenliste Thomas Breunig Nr. 2400, ebenfalls TK 7317/14, R 3466800 H 5392100, 595-610 m ü. NN, Unschärfe 125 m, Kartierstrecke 600 m), so dass für den Viertelquadranten an diesem Tag insgesamt 255 Sippen registriert wurden. Aufgesucht wurden eine brachliegende Wiesenmulde, ein zum Teil ebenfalls brachliegender Magerrasen auf einem südexponierten Hang sowie Ruderalstandorte am Rand eines Parkplatzes und entlang von Wegen. Bemerkenswert waren die Vorkommen von Grauem Alpendost (Adenostyles alliariae) an der Kleinen Enz sowie von Turmkraut (Arabis glabra) und Heide-Nelke (Dianthus deltoides) im Bereich des Magerrasens. Neu für den Quadrant 7317/1 waren Pairas Segge (Carex muricata subsp. lamprocarpa), Zottiges Weidenröschen (Epilobium hirsutum), Moor-Labkraut (Galium uliginosum), Kleiner Storchschnabel (Geranium pusillum), Gewöhnliches Leinkraut (Linaria vulgaris), Brenn-Pastinak (Pastinaca sativa subsp. urens), Fahl-Weide (Salix rubens), Korb-Weide (Salix viminalis) sowie Kanadische Goldrute (Solidago canadensis).