Aufruf zu Erforschung der Gattung Alchemilla in Baden-Württemberg


von RICO KAUFMANN

Seit etwa 10 Jahren beschäftige ich mich mit der Gattung Alchemilla, wobei ich erst im letzten Jahr Baden-Württemberg dahingehend etwas näher erkundet habe. Mich reizt die Einfachheit der Pflanzen mit einer überschaubaren Anzahl von Merkmalen, die in meinen Augen dennoch gut für eine Unterscheidung geeignet sind, selbst bei ausschließlicher Berücksichtigung der Blattmerkmale. In den letzten Jahrzehnten waren insbesondere Gerold Hügin, Sigurd Fröhner, Heinz Kalheber und Wolfgang Lippert in Südwestdeutschland und Baden-Württemberg aktiv und haben direkt oder indirekt durch z. B. Herbar­belege die Verbreitung der Arten untersucht. Dabei sind bereits einige größere Veröffentlichungen für Baden-Württemberg und die angrenzenden Gebiete entstanden (Hügin 2006, Hügin & Fröhner 2009, Hügin & Fröhner 2012).

Ich werde im Laufe der nächsten Jahre die Gattung Alchemilla im Schmeil-Fitschen bearbeiten und möchte zusätzlich gern einen Bestimmungsschlüssel für Baden-Württemberg entwickeln, der nur die hier vorkommenden Arten behandelt und der einfach zu handhaben ist. Dafür benötige ich jedoch noch Informationen über die Verbreitung insbesondere der bislang als eher selten eingeordneten Arten, da ich die Variabilität der Merkmale berücksichtigen möchte. Außerdem vermute ich, dass einige der Arten der Vogesen auch im Hochschwarzwald vorkommen könnten, z. B. A. lunaria und A. flabellata. Letztere fand ich im August dieses Jahres auf dem Gipfel des Grand Ballon. Zuvor gab es aus den Vogesen nur einen veröffentlichten Nachweis vom Hohneck (Ochsenbein 1959). Mein schönster Fund war in diesem Jahr A. crinita im baden-württembergischen Allgäu auf einer Nasswiese bei Bad Wurzach, ein Erstnachweis für das Messtischblatt 8025. Die Art könnte im Gebiet, insbesondere in Richtung der Alpen, weiterverbreitet sein.

Hiermit möchte ich dazu aufrufen, mir gerne Fotos von Alchemilla-Arten, insbesondere mit gut erkennbaren Oberseiten der zur Bestimmung relevanten Grundblätter sowie der Blattstielbehaarung, per E-Mail (rico.kaufmann@mail.de) zu schicken. Die Blätter sollten jedoch im trockenen Zustand, also z. B. nicht direkt nach einem Regenschauer fotografiert worden sein. Herbarbelege schaue ich mir auch gern an. Zum Bearbeiter der Gattung im Rothmaler, Sigurd Fröhner, habe ich bereits Kontakt.

 

Hügin, G. (2006): Die Gattung Alchemilla im Schwarzwald und seinen Nachbargebirgen (Vogesen, Nord-Jura, Schwäbische Alb). Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland, Beiheft 2.

Hügin, G. & Fröhner, S. (2009): Die Gattung Alchemilla im Französischen und Schweizer Jura. Verbreitungskarten, Neubeschreibungen, Abbildungen, Bestimmungs- und Merkmalstabellen. Kochia 4, 47-134.

Hügin, G. & Fröhner, S. (2012): Die Gattung Alchemilla im Französischen und Schweizer Jura. Fortsetzung 1: Alchemilla pseudodecumbens spec. nov. Kochia 6, 29-62.

Ochsenbein, G. (1959): La végétation du Hohneck, Bulletin de la Société Botanique de France, 106:sup2, 37-60.