Schubert, Enno 2020: Die Pflanzenwelt des Weschnitztals und seiner Randgebiete. – 312 S.; Herausgeberin und Bezug: Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen e. V., Schiffenbergerstraße 14, 35345 Wettenbreg, E-Mail: info@bvnh.de [ISBN: 978-3-00-065375-99]


von SIEGFRIED DEMUTH

Die Weschnitz ist ein kleiner Fluss im Grenzgebiet zwischen Hessen und Baden-Württemberg. Sie entspringt im hessischen Hammelbach, fließt durch den Odenwald bis ins badische Weinheim, um hier aus dem Mittelgebirge in die Oberrheineben auszutreten. Von hier verläuft sie weiter nach Nordwesten, um (wieder in Hessen) bei Wattenheim nach rund 55 km in den Rhein zu münden.

Eine ausführliche Darstellung der Naturräume und ihrer Besonderheiten, der Geologie und der Lebensräume führt in das Untersuchungsgebiet ein, bereichert durch zahlreiche Bilder.

Die Flora umfasst ein etwa 105 km² großes Gebiet zwischen der Quelle und dem Austritt in die Rheinebene mit Anteil an zehn Naturräumen. Zwischen 1993 und 2018 wurde vom Autor eine systematische Rasterkartierung auf 64stel-Quadranten der TK 25 durchgeführt. Dazu wurden jeder der ca. 2,1 km² großen Quadranten fünfmal zu verschie­denen Jahreszeiten begangen. Dabei wurden alle wildwachsenden, etablierten, in Etablierung begriffenen sowie öfter auftretende unbeständige Farn- und Samenpflanzen erfasst. Festgestellt wurden in diesen 26 Jahren 1.046 Sippen; dazu kommen knapp einhundert, die aus der Zeit vor 1990 bekannt waren, danach aber nicht mehr bestätigt werden konnte. In den artenreichsten Rasterflächen konnten über 500 Sippen nachgewiesen werden (Spitze sind 546), in den „artenärmsten“ immerhin noch über 300! Allein diese Zahlen sprechen für eine sehr gründliche Durchforschung dieses landschaftlich sehr reichen Gebiets.

Dargestellt werden die Sippen mit einer Rasterverbreitungskarte, die nicht nur das Vorkommen des Fundes in einem Raster angibt, sondern auch die ungefähre Menge in einer fünfstufigen Skala. Dazu gibt es Angaben zu Standort, naturräumlicher Verbreitung, Bestandsgröße, den floristi­schen Status im Gebiet sowie zu Vorkommen außerhalb des Unter­suchungsraums. Was besonders lesenswert ist – nicht nur für Kenner des Weschnitztals – sind die Beobachtungen des Autors in den mehr als 25 Jahren über Rückgänge und Zunahmen von Populationen und ihrer möglichen Ursachen. Solche spezifischen Kenntnisse kann keine Karte wiedergeben. Abgeschlossen wird die Flora des Weschnitztals mit einer Auswertung dieser großen Datenmenge in Bezug auf Areale, Zeigerwerte, Ausbreitungs- und Rückgangstendenzen in Abhängigkeit von Gefährdung und Etablierungsgrad, jeweils bezogen auf die Naturräume.

Wer jetzt Lust bekommt, sich selbst eine Eindruck von dieser sehens­werten Landschaft und ihre Pflanzenwelt zu machen, dem wird geholfen: Vorgestellt werden am Ende des Buches 186 Biotope und Biotopkomplexe mit bemerkenswerten Pflanzenvorkommen. Leicht zu finden durch genaue Ortsbeschreibungen und Karten. Gegliedert werden die Biotope in Feuchtgebiete, Gebiete mit Magerwiesen, Mager- und Trockenrasen, Wegböschungen und Wegränder (ideal für botanische Spaziergänge!), Felsen und Mauern, Ruderalflächen, Äcker, Wälder und – was den Rezensenten besonders freut – sechs Friedhöfe.