Kartierwochenende im Nordschwarzwald bei Moosbronn am 9./10. Juli 2005


Thomas Breunig

Die Erfassung der Farn- und Samenpflanzen im Quadranten 7116/3 war Ziel des Kartierwochenendes am 9. und 10. Juli 2005. Dieser zwischen den Orten Bad Herrenalb, Gaggenau und Malsch gelegene Quadrant hat Anteil an den beiden Naturräumen Schwarzwald-Randplatten und Nördlicher Talschwarzwald. Nachgewiesen waren bislang für das Gebiet 335 Sippen (Datenbank des Staatl. Museums für Naturkunde, Stand 2003).
Die erste der vier zwischen 2,2 und 2,7 km langen Exkursionsrouten führte am 9. Juli vom Naturfreundehaus Moosbronn in den Ort Moos­bronn, von dort nach Norden zur Moosbronner Mühle und durchs Moosalbtal zurück zum Naturfreundehaus (435-458 m ü. NN).


Bemerkenswert unter den 286 nachgewiesenen Sippen sind die Vorkommen folgender Arten:
Acorus calamus und Elodea nuttallii in einem von Weiden beschatteten Tümpel zwischen Lindenbrunnen und Moosalb. Acorus calamus wurde an dem künstlich angelegten Tümpel mit hoher Wahrscheinlichkeit ange­salbt;
Cystopteris fragilis in den Fugen der Buntsandsteinmauer am Linden­brunnen;
die häufig übersehenen Arten Aphanes inexpectata und Sagina apetala in Pflasterfugen des Parkplatzes bei der Moosbronner Kirche;
auf einer Ruderalfläche westlich der Kirche zwei Exemplare der seltenen, nur in der Rheinebene um Rastatt etwas häufigeren Verbascum pulverulentum;
Senecio aquaticus und Viola palustris in den Feuchtwiesen des Moosalbtals sowie einige Exemplare von Veronica scutellata in einem seit langem aufgegebenen, weitgehend von Wiesenvegetation zugewach­senen Wässerwiesengraben;
Danthonia decumbens und Festuca ovina s.str. in kleinen Mager­rasenresten zwischen Waldrand und Moosalbtalstraße sowie schließlich Spergularia rubra und das für Buntsandsteingebiete untypische Linum catharticum direkt am Rand dieser Straße.
Ziel der Nachmittagsexkursion war am 9. Juli der zwischen Freiolsheim und Michelbach gelegene, aus Rotliegend-Sedimenten aufgebaute Kübel­berg. Entlang der Exkursionsroute (370-450 m ü.NN) von der L 613 zur Kreuzweghütte und über den West- und Südhang des Kübelbergs zurück zur Landstraße wurden 211 Sippen nachgewiesen, unter anderem:
entlang des Waldwegs zur Kreuzweghütte Inula conyzae, Polystichum aculeatum, Sambucus ebulus und die bisher wenig beachtete, im Nordschwarzwald aber wohl nicht seltene Stellaria montana (= Stellaria nemorum subsp. glochidisperma);
auf dem Waldweg selbst Vulpia myurus und auf der Waldwegböschung bis 3 m hohe Exemplare der verwilderten Pseudotsuga menziesii;
östlich der Kreuzweghütte auf Wald-Kiefer die hier an ihrer Arealgrenze wachsende Viscum album subsp. laxum;
am Südhang des Kübelbergs auf mäßig trockenen, flachgründigen Standorten Campanula persicifolia, Hieracium glaucinum, Hypericum montanum und Sanicula europaea;
am Rand der Landstraße 613 auf grusigem Standort in etwa 390 m ü. NN Leontodon saxatilis und Phleum bertolonii sowie in zahlreichen Exemplaren die in den letzten Jahrzehnten nur sehr selten aufgetretene mediterrane Adventivart Cynosurus echinatus.
Am Vormittag des 10. Juli stand die Feldflur nordwestlich Bernbach, der Friedhof des Ortes und der nordwestliche Teil der Ortslage auf dem Programm. Die Exkursion (482-522 m ü. NN) erbrachte den Nachweis von 223 Sippen, darunter waren:
in den mäßig artenreichen Äckern auf bodensauren, sandig-lehmigen Standorten Anchusa arvensis, Aphanes inexpectata, Centaurea cyanus, Papaver rhoeas, Scleranthus annuus und Spergula arvensis;
entlang der Straße von Bernbach nach Moosbronn ein kleiner Bestand der im Nordschwarzwald auffällig seltenen Puccinellia distans;
am Rand des Tannenschachwaldes Sorbus aria, die den Wäldern weiter nördlich fehlt;
auf Splittwegen des Friedhofs zahlreiche Exemplare der verwilderten Sedum hispanicum und ein Exemplar der auf den Äckern vergeblich gesuchten Gypsophila muralis.
Am Nachmittag führte die abschließende Exkursion von der Wasenhütte südlich Althof in das bewaldete, schluchtartige obere Michelbachtal (Rot­liegend) und über den von aufgelassenen Buntsandstein-Steinbrüchen durchsetzten Westhang des Tannenschachbergs zurück zur Wasenhütte (330-520 m ü. NN). Nachgewiesen wurden 170 Sippen, darunter:
im Buchen-Wald auf dem Südhang westlich der Wasenhütte Calamagrostis arundinacea sowie entlang der Waldwege Stellaria montanum, auf den Waldwegböschungne Rosa arvensis und Pseudotsuga menziesii (verwildert), auf einem sandigen Waldweg außerdem ein Exemplar von Isolepis setacea;
In den Waldbeständen entlang des Michelbachs Lunaria rediviva, Polystichum aculeatum, Mercurialis perennis und Ulmus glabra;
auf einem teils sandigen, teils mit Kalkschotter befestigten Waldweg ober­halb der Steinbrüche am Tannenschachberg Hypericum humifusum und viele Hundert Exemplare der im Schwarzwald nicht heimischen, wohl mit dem Kalkschotter eingeschleppten Minuartia hybrida.
Zusammen ergaben die vier Exkursionen Nachweise für 429 Sippen. Von diesen waren 156 Arten bisher nicht für den Quadrant nachgewiesen, darunter 74 Arten der Äcker und Ruderalbiotope, 25 Arten der Wälder, 25 verwilderte und synantrophe Arten, 19 Arten des Grünlands und 6 Arten der Gewässer und Feuchtbiotope.
Durch die 156 neu für den Quadranten nachgewiesenen Sippen erhöht sich die Artenzahl des Quadranten 7116/3 auf 491. Zahlreiche weitere Artnachweise dürften Exkursionen in den Südwesten des Quadranten erbringen, da dieser Bereich stark abweichende Standortverhältnisse und Nutzungen sowie eine deutlich geringere Höhenlage aufweist.