Exkursion am 17. Mai 2009 bei Bargau am Nordrand der Schwäbischen Alb (TK 7225/1)


THOMAS BREUNIG & DIETER RODI

Naturraum Albuch und Härtsfeld, 495-695 m ü. NN; TK 7225/1, R 3566500 / H 5404500, Unschärfe 707 m; Kartierstrecken 2,1 und 2,9 km, Kartierdauer: jeweils 4 Stunden.
Kartierer: Thomas Breunig, Ingeborg Lenski, Annemarie Radkowitsch, Dieter Rodi, Hermann Spiess und Manfred Walderich.
Im Anschluss an den 19. Südwestdeutschen Floristentag fand am 17. Mai eine Kartierexkursion südlich von Schwäbisch Gmünd – Bargau statt. Exkursionsgebiet war der durch die Gauß-Krüger-Koordinaten 3566/5404 gekennzeichnete Quadratkilometer am Albtrauf im Bereich Himmelreich. Dieses Gebiet liegt innerhalb des TK-Quadranten 7225/1, für den bislang 508 Sippen nachgewiesen waren.

Die Kartierung erfolgte in zwei Gruppen, Ausgangspunkt war das Kolping¬haus südöstlich von Bargau. Die eine Gruppe unter Führung von Dieter Rodi wählte von hier aus den Aufstieg zum Hohen Fels, von diesem aus Richtung Scheuelberg, dann nach Südwesten hinab in den Sattel bei P. 652,2 und schließlich über den Höhenrücken „Himmelreich“ zum Wanderheim als Exkursionsroute. Die andere Gruppe unter Führung von Thomas Breunig wählte als Exkursionsroute eine Querung der Wiesen südlich des Kolpinghauses, dann hinab zur Bargauer Steige und auf den Talgrund des Eselbachs, diesem nach Südosten folgend, dann wieder zurück zur Bargauer Steige, dieser folgend bis zum Südrand des Quadratkilometers und schließlich von Süden hinaus zum Wanderheim und nördlich davon bis zum höchsten Punkt des „Himmelreich“.

Beide Exkursionsrouten führten durch artenreiche Buchenwälder auf basenreichen, überwiegend mäßig frischen Standorten. An typischen Arten wurden hier unter anderem festgestellt: Christophskraut (Actaea spicata), Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera), Mandel-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides), Wald-Schwingel (Festuca altissima), Stinken¬de Nieswurz (Helleborus foetidus), Waldgerste (Hordelymus europaeus), Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), Türkenbund (Lilium martagon), Nestwurz (Neottia nidus-avis), Hasenlattich (Prenanthes purpurea) und Wunder-Veilchen (Viola mirabilis). Auf frischen bis mäßig feuchten Stand¬orten am Hangfuß und in der Umgebung von Sickerquellen wuchsen in den Wäldern Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides), Hohler Lerchensporn (Corydalis cava), Rührmichnichtan (Impatiens noli-tangere), Wald-Vergißmeinnicht (Myosotis sylvatica), Hohe Schlüsselblume (Primu¬la elatior) und Gelber Eisenhut (Aconitum lycotonum subsp. vulparia). In dem schmalen Auenwald-Bestand entlang des Eselsbachs fanden wir außerdem Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) und Sumpf-Pippau (Crepis paludosa).

Auf flachgründigen, mäßig trockenen Standorten im Bereich der Hang-oberkanten sowie auf Kuppen und in der Umgebung von Felsen traten kleinflächige Bestände des Seggen-Buchen-Waldes (Carici-Fagetum) auf mit Vorkommen von Vogelfuß-Segge (Carex ornithopoda), Blaurotem Steinsamen (Lithospermum purpurocaeruleum), Salomonsiegel (Polygo¬natum odoratum), Kalk-Blaugras (Sesleria albicans) und Mehlbeere (Sorbus aria) sowie einem bemerkenswert hoch gelegenen Wuchsort der Elsbeere (Sorbus torminalis) in 680 m ü. NN. Auch Saumarten trocken¬warmer Standorte kamen hier vor, zum Beispiel Ästige Graslilie (Anthericum ramosum) und Hirsch-Haarstrang (Peucedanum cervaria). Am Hohen Stein, dem einzigen Felsstandort der Exkursionsrouten, wuchs der Rasen-Steinbrech (Saxifraga rosacea), eine in Baden-Württemberg seltene, auf die mittlere und östliche Schwäbische Alb beschränkte Art.

Ausgeprägt blumenbunt waren die Wiesen südlich des Kolpinghauses, floristische Besonderheiten gab es hier jedoch nicht. Auf mäßig trockenen bis wechselfrischen Standorten wuchsen hier sowohl Arten der Magerwiesen als auch solche mäßig gedüngter Fettwiesen, zum Beispiel Zittergras (Briza media), Kümmel (Carum carvi), Herbstzeitlose (Colchi¬cum autumnale), Wiesen-Pippau (Crepis biennis), Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Große Pimpernell (Pimpinella major), Arznei-Schlüsselblume (Primula veris), Zottiger Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Silau (Silaum silaus) und Orientalischer Wiesenbocksbart (Tragopogon orientalis).

Floristische Besonderheiten wiesen dagegen die kleinflächigen Halbtrockenrasen und Wacholderheiden an der Bargauer Steige und beim Wanderheim auf dem „Himmelreich“ auf. Hier fanden wir unter anderem Weidenblättriges Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium), Silberdistel (Carlina acaulis), Stängellose Kratzdistel (Cirsium acaule), Hügel-Erdbeere (Fragaria viridis), Färber-Ginster (Genista tinctoria), Echte Kugelblume (Globularia punctata), Mücken-Händelwurz (Gymnade¬nia conopsea), Gelbe Spargelerbse (Lotus maritimus) Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera), Sumpf-Kreuzblume (Polygala amarella) und Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris).
Eine Reihe von naturraumtypischen Arten fanden wir in der Saum- und Ruderalvegetation entlang der Waldwegränder, unter anderem Hain-Klette (Arctium nemorosum), Langblättriges Hasenohr (Bupleurum longifolium), Behaarte Karde (Dipsacus pilosus), Wolligen Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus) und Alpen-Ziest (Stachys alpina). An den Feldwegrändern war vor allem die Flora entlang der Bargauer Steige interessant. An einem kleinen wasserführenden Graben und auf dem feuchten Wegrand wuchsen hier Echte Gelbsegge (Carex flava), Hirsen-Segge (Carex panicea), Zottiges und Bach-Weidenröschen (Epilobium hirsutum, E. parviflorum), Glanzfrüchtige und Blaugrüne Binse (Juncus articulatus, J. inflexus) sowie Ruhr-Flohkraut (Pulicaria dysenterica). In dem hohlwegartig verlaufenden, von Gehölzen beschatteten Abschnitt der Bargauer Steige fanden wir zudem Geum ×intermedium, den Bastard zwischen Geum rivale und Geum urbanum.

Schließlich konnten wir noch einige Ruderalarten und Weideunkräuter notieren, zum Beispiel Wollkopf-Kratzdistel (Cirsium eriophorum), Löwen¬zahn-Pippau (Crepis polymorpha) und Wilde Karde (Dipsacus fullonum). Selbst auf der Terrasse des Wanderheims – wo wir unsere Exkursion beendeten – entdeckten wir mit Stängelumfassender Taubnessel (Lamium amplexicaule) und Weg-Rauke (Sisymbrium officinale) noch zwei weitere Ruderalarten.

Insgesamt erbrachte die Kartierung den Nachweis von 349 Sippen, von denen 58 Sippen neu für den Kartierquadrant 7225/1 waren. Für diesen sind somit nun 566 Sippen nachgewiesen. Insbesondere konnte bei einer Reihe von Arten, die in fast allen angrenzenden Quadranten vorkommen, eine kleine Kartierlücke geschlossen werden, zum Beispiel bei Wasserdost (Eupatorium cannabinum), Faulbaum (Frangula alnus), Glanzfrüchtiger Binse (Juncus articulatus), Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense), Blutwurz und Frühlings-Fingerkraut (Potentilla erecta, P. neumanniana), Hain-Ampfer (Rumex sanguineus), Trauben-Holunder (Sambucus racemosa), Vogelbeere (Sorbus aucuparia) und Gewöhnlichem Taubenkropf (Silene vulgaris).

Nimmt man großzügig einen Beobachtungsstreifen von 20 m Breite an, ergibt sich bei der insgesamt 5 km langen Exkursionsroute ein Beobach-tungsgebiet von 10 Hektar, was 10 % des untersuchten Quadrat-kilometers und lediglich knapp 0,3 % der Fläche des Quadranten 7225/1 entspricht. Auf dieser Fläche wurde allein durch unsere Kartierexkursion mehr als 60 % der bislang für den Quadranten nachgewiesenen Sippen festgestellt. Dies zeigt zum einen den großen Artenreichtum unseres Kartiergebiets, zum anderen lässt es vermuten, dass auf TK 7225/1 weit mehr als die bisher nachgewiesenen 566 Sippen vorkommen dürften. Es ist aber davon auszugehen, dass mit jeder weiteren Exkursion der Zeitaufwand zum Nachweis „neuer“ Sippen steigt. Bei unserer Kartier-exkursion betrug er im Durchschnitt aber erst etwas mehr als acht Minuten (58 Neunachweise in 2 x 4 Stunden) je neu nachgewiesener Sippe.