Adventivfloristik – Die Aktivitäten im Jahr 2005


Der Schwerpunkt der Kartierungen des Arbeitskreises Adventivfloristik lag in diesem Jahr in Gebieten Baden-Württembergs östlich des Schwarzwaldes in Singen, Tuttlingen und an den Kalihalden bei Buggingen. Mitkartiert wurde von U. Amarell, P. Bauer-Kutz, M. Hamann, M. Hermann, I. Lenski, G. Müller, S. Schlesinger, H. Streitz, M. Wander, S. Ziegler.
In diesem Jahr wurden die Bahnhöfe Tuttlingen, Singen und Salzstellen wie die Kalihalden der ehemaligen Salzbergwerke um Buggingen und die Bahnverladestellen des Salzwerkes bei Stetten untersucht.


Im Bahnhof bei Tuttlingen lag der ganze Güterbahnhof still und ist mittlerweile zu einer Straße umgebaut worden, so dass die aufgenommene Pflanzeliste die letzte Dokumentation der Flora des Güterbahnhofs Tuttlingen darstellt. Die von Bahnhöfen der Oberrheinebene bekannten wärmebedürftigen Gehölze wie Ailanthus altissima, Paulownia tomentosa oder Catalpa bignoioides konnten nicht nachgewiesen werden. Auch Buddleja davidii (neu für die TK 8018) kam nur in wenigen Exemplaren vor. Aus der umgebenden Vegetation sind apophytische Vorkommen auf dem Bahngelände von Gentiana ciliata und Rumex scutatus bemerkenswert. An Adventivarten fielen auf Minuartia hybrida (sie breitet sich derzeit auf Bahnanlagen und sonstigen Schotterflächen in Städten aus; wegen ihrer Ähnlichkeit mit Arenaria serpyllifolia kann sie leicht übersehen werden.), Saxifraga tridactylites (fehlt mittlerweile an kaum einem Bahnhof. Letzter Nachweis vor 1900), Bunias orientalis (letzter Nachweis vor 1944) und Anthyllis polyphylla (sie tritt in letzter Zeit häufiger in Ansaaten an Böschungen und wiederbegrünten Stellen auf. In Tuttlingen fehlten Hinweise auf eine ehemalige Ansaat.). In den Pflasterfugen vor der Bahnhofsgastätte verwilderte großflächig eine als Sommerblume kultivierte Buntnessel (Perilla frutescens, det. U. Amarell).
Der Bahnhof Singen fiel auf durch seinen Artenreichtum. An neophytischen Gehölzen wurden u.a. Buddleja davidii und Catalpa ovata (neu für die TK) kartiert. Auch hier wurde Minuartia hybrida (neu für TK) im Gleisschotter nachgewiesen, sowie Chamaesyce maculata und Epilobium dodonaei apophytisch im Gleisschotter, Pastinaca urens (neu in TK). Auf einer Industriebrache fanden wir Petrorhagia saxifraga und Duchesnea indica (neu für TK).
Die Bahngleise an der Salzverladung des Salzbergwerkes Stetten waren nur sehr spärlich bewachsen. Puccinellia distans bildete große Bestände entlang der Straße und neben den Schienen, wo sich genug Feinerde angesammelt hatte. Spergularia rubra konnte seit 1900 erstmals wieder nachgewiesen werden.
Die Kalihalden bei Buggingen unterliegen schon lange der Sukzession, da der Salzabbau seit 1973 stillgelegt wurde. Dennoch konnten noch einige typische Halophyten gefunden werden. Am Fuß der Halde liegen verdichtete Stellen, an denen sich zeitweise von der Halde abfließendes salzhaltiges Regenwasser sammeln kann. Dort wuchsen Lotus tenuis und Puccinellia distans. In Erosionsrinnen auf der Halde kamen kleine Bestände von Salicornia europaea und Suaeda maritima vor – die einzigen Vorkommen in Baden-Württemberg. An bemerkenswerten Adventivpflanzen wurden dort Artemisia verlotiorum (neu für die TK), Solanum nitidibaccatum (neu für die TK. Der Verbreitungsschwerpunkt der Art liegt zwischen Mannheim und Rastatt. In der südlichen Oberrheinebene ist bisher nur ein Vorkommen nördlich von Buggingen bekannt.) und Picris echioides gefunden.
Neuzugänge im Adventivpflanzenherbar
Das Adventivpflanzenherbar hat verschiedene Aufgaben bei der floristischen Erforschung Baden-Württembergs. Es kann einerseits als eine Art floristische Inventarisierung die einzelnen Florenbestandteile, ihre Einwanderung oder Ausbreitung dokumentieren, wenn ausreichend Belege einer Art von verschiedenen Fundorten gesammelt werden. Andererseits liefert es auch eine wichtige Hilfestellung bei der Bestimmung von Adventivpflanzen. Gerade neu einwandernde Arten, noch nicht in gängige Schlüssel aufgenommene Arten oder schwer zu unterscheidende Taxa sind oftmals ein Problem bei der Bestimmung. Ein Herbarium kann für solche Arten wertvolles Vergleichsmaterial liefern. Umso aussagekräftiger wird das Adventivpflanzenherbar, je mehr Pflanzen zusammengetragen werden können. Interessant sind daher Belege von Neophyten (unbeständige und eingebürgerte) aus Baden-Württemberg und auch aus Nachbargebieten. Wichtig ist das Herbaretikett, das aussagekräftige Informationen zu Fundort und Wuchsort beinhalten sollte, sowie Angaben zu TK, R-/H-Wert, Funddatum, Finder bzw. ggf. Angaben, wer den Beleg bestimmt/ revidiert hat. Herbarbelege sind interessant insbesondere von: Minuartia hybrida, Anthyllis polyphylla, Cotoneaster spec. (nur mit Blüten oder Früchten).
Durch die rege Sammeltätigkeit einiger Mitstreiter des Arbeitskreises wurde das Adventivpflanzenherbar 2005 um interessante Belege bereichert. Einige der neuen Belege sind hier (pdf) aufgelistet.
Die Belege können nach Absprache eingesehen werden. Beim kommenden Südwestdeutschen Floristentag wird das Herbarium mitgebracht.
Eine Gesamtartenliste des Adventivherbariums ist in Vorbereitung. Sie kann in Kürze auf der homepage der BAS als pdf-Datei abgerufen werden.

Sammelaufruf
Amerikanische Astern sind an unsren Flussufern im Herbst ein gewohnter Anblick. Informationen über die vorkommenden Arten und ihre Verbreitung sind trotzdem völlig unzureichend. Die amerikanischen Astern sind nicht einfach zu bestimmen. Fundortangaben sollten daher mit Herbarbelegen abgesichert werden.
Belege bitte senden an:
Annemarie Radkowitsch
Hohenwarterstr. 1
75181 Pforzheim