Anfrage wegen Galeopsis ladanum


Angeregt durch eigene Fehlbestimmungen gehe ich der Verbreitung von Galeopsis ladanum nach. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Art häufig mit Galeopsis angustifolia verwechselt wird. In Herbarien gehören oft mehr als ein Drittel der als Galeopsis ladanum etikettierten Belege nicht zu dieser Art. Neben der teilweise nicht ganz einfachen Trennung von Galeopsis angustifolia und G. ladanum liegt dies daran, dass bis etwa 1950 meist beide Sippen unter Galeopsis ladanum zusammengefasst wurden.


Die Trennung von Galeopsis ladanum und G. angustifolia ist im Band 5 der „Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs“ gut dargestellt. Dort sind allerdings die Zeichnungen der Haare der Kelchzähne, dem wichtigsten Trennungsmerkmal, vertauscht. Diese sind bei Galeopsis angustifolia weißlich und vorwärtsgerichtet anliegend, während sie bei der „Schwesterart“ durchsichtig und abstehend sind. Die Blattbreite kann nur als zusätzliches Merkmal gelten, da Galeopsis angustifolia anders als es der Name vermuten lässt, auch ausgesprochen breitblättrige Formen bildet.
Bestimmungsprobleme verursachen die nicht seltenen Hybriden zwischen Galeopsis angustifolia, G. ladanum und G. segetum. Hybride unter Beteiligung von G. segetum sind durch stärkere Behaarung und längere Haare auf dem Kelch erkennbar. Der Hybrid zwischen G. angustifolia und G. segetum ähnelt in der Kelchbehaarung G. ladanum. In Zweifelsfällen sollten die Kelchhaare mit einer mindestens 50-fachen Vergrößerung untersucht werden.
Die Verbreitung von Galeopsis ladanum ist durch die kritische Bearbeitung in den „Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs“ gut bekannt. Eine Durchsicht der Sammlung des Museums für Naturkunde Stuttgart sowie der Herbarien in München und Zürich bestätigte im wesentlichen das dort für Baden-Württemberg entworfene Arealbild. Danach besitzt die Art in Baden-Württemberg ihren eindeutigen Vorkommensschwerpunkt auf Äckern der Schwäbischen Alb. Ein Häufigkeitszentrum zeichnet sich für die Messtischblätter 7718 und 7719 ab, von wo 8 der 26 Belege stammen. Außerhalb der Region „Neckarland und Schwäbische Alb“ wurden nur 5 Belege ermittelt: Aus dem Schwarzwald ein Beleg aus der Gegend von Ruhstein [Auf der Straße nach Achern, bei dem großen Schrofen. 6.8.1896. Correns. Herbarium München], zwei Belege vom Baar [Im Ried bei Pfohren unweit Donaueschingen. 10.8.1921. Ernst Sulger Büel. Herbarium Zürich. // Südlich von Leipferdingen bei P.748 der Landeskarte Stein a.Rhein … . 8.9.1963. Ernst Sulger Büel. Herbarium Zürich] sowie ein Beleg aus dem Alpenvorland [… Leiberdingen. 1855. Sautermeister. STU].
Galeopsis ladanum gehört zu den sehr seltenen Pflanzen in Baden-Württemberg und dürfte als „stark gefährdet“ einzuschätzen sein. Nur drei der geprüften Belege wurden nach 1980 gesammelt: 1982 bei Geislingen (7718/4. M. Ade. STU), 1984 bei Böllat (7719/4. S. Seybold. STU) und 1986 bei der Erddeponie Kleinsteimitz (7619/3. S. Seybold. STU). Äcker mit Vorkommen von Galeopsis ladanum sollten Anlass für Artenschutzmaßnahmen sein.
Um der Verbreitung von Galeopsis ladanum in Baden-Württemberg aber auch außerhalb davon weiter nachzugehen, würde ich mich um die Zusendung von Herbarmaterial freuen. Die Belege werden nach kurzer Bearbeitungszeit zurückgesandt.

Dr. Thomas Gregor, Hochschule Vechta, Driverstraße 22, 49377 Vechta, thomas.gregor (at) uni-vechta.de