Aufruf zur Kartierung der Laubholz-Mistel
Aufruf zur Kartierung der Laubholz-Mistel (Viscum album subsp. album) und ihrer Wirtsbäume in Südwestdeutschland
Ralf Rieks
Seit ca. 4 Jahrzehnten kartiert der Autor die Vorkommen der Laubholz-Mistel (Viscum album subsp. album) in Südwestdeutschland, speziell im Ulmer Raum. Im Fokus steht dabei die aktuelle Verbreitung, dokumentiert in 1km² großen Quadraten der Gauß-Krüger-Koordinaten. Im Zuge des Klimawandels, speziell der milden Winter, weitet die Mistel aktuell deutlich ihr Areal aus. Somit lohnt es sich, das Augenmerk auf neu besiedelte Standorte zu richten. Auch die Ausbreitung in höhere Lagen der Mittelgebirge, z.B. der Schwäbischen Alb, kann derzeit beobachtet werden.
Ein zweites Augenmerk richtet sich auf die Wirtsbäume der Laubholz-Mistel. Auf »Obstbäumen und Pappeln« oder ähnlich lauten die Angaben in vielen Lokalfloren, wobei sowohl die »Obstbäume« als auch die »Pappeln« viel Spielraum bei der Artdiagnose lassen. Um den Kenntnisstand über die Wirtsbäume der Laubholz-Mistel in Südwestdeutschland zu erweitern, wird dazu aufgerufen, entsprechende Angaben zu sammeln.
Es wird gebeten, die Meldungen von Vorkommen der Laubholz-Mistel auf der Homepage der Botanische Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland e.V. (BAS) www.botanik-sw.de vorzunehmen und dabei die Wirtsbaumarten im Feld „Angaben zu Wuchsort und Standort“ anzugeben. Wenn die genaue Art des Wirtes aufgrund des unbelaubten Zustands im Winter nicht ermittelt werden kann, ist die Angaben der entsprechenden Gattung erwünscht, z.B. „auf Linde“.
In dem nächsten Band der Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland wird ein Artikel des Verfassers über die Laubholz-Mistel und ihre Wirtsbäume in Südwestdeutschland und speziell im Ulmer Raum erscheinen, mit Quellenverzeichnis und statistischen Auswertungen. Die auf der Homepage der BAS eingegangenen Fundmeldungen sollen zu einem späteren Zeitpunkt für ganz Südwestdeutschland ausgewertet und veröffentlicht werden.
Laubholz-Misteln finden sich gebietsweise häufig auf Garten-, Zier-, Hof- und Straßenbäumen im städtischen Bereich, in Alleen, Bruch- und Auwäldern, Uferbepflanzungen, an Waldrändern und in lichten Wäldern. Typische Wirtsbäume sind Kanadische Pappel (Populus x canadensis), Feld- und Silber-Ahorn (Acer campestre, A. saccharinum), Hänge-Birke (Betula pendula), Linden (Tilia spec.) und Weiden (Salix spec.), aber auch die Robinie (Robinia pseudoacacia). Reich an exotischen, selten dokumentierten Wirtsbäumen sind Parks, Arboreten und Botanischen Gärten. In Streuobstwiesen wird vor allem der Apfelbaum (Kulturapfel, Malus domestica) befallen, hier weiß man noch wenig über Unterschiede im Mistelbefall zwischen den einzelnen Sorten. In alten Feldhecken und kargen Heidelandschaften der Schwäbischen Alb sind Weißdorn (Crataegus spec.) und Mehlbeere (Sorbus aria) potenzielle Mistelwirte.
Die Mistelkartierung ist etwas speziell, da die Sichtnachweise im Winterhalbjahr am ergiebigsten sind und andererseits die Artdiagnose an winterkahlen Gehölzen deutlich erschwert ist, z.B. bei Populus, Salix, Tilia oder Crataegus.
Es wäre schön, wenn viele Fundmeldungen zusammenkommen und unser Kenntnisstand über die Verbreitung der Mistel wie auch ihrer Wirtsbäume abgerundet wird.
Neben der Laubholz-Mistel (Viscum album subsp. album) kommen in Südwestdeutschland noch die auf Weißtannen schmarotzende Tannen-Mistel (V. album subsp. abietis) sowie die auf Wald-Kiefer spezialisierte Kiefern-Mistel (V. laxum) vor. Beide zeigen in den inter¬aktiven Verbreitungskarten der Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs eine sehr unterschiedliche Verbreitung und sind ebenfalls lohnenswerte Kartierungsobjekte mit überraschendem Neufundpotenzial.
Kontakt:
Ralf Rieks
Dolinenweg 29
D-89143 Blaubeuren
ralf-rieks@outlook.de