Die Rosen- und Weißdorn-Exkursion am 26. und 27.7.2014


von Andreas Kleinsteuber

Am Samstagmorgen um 9.30 Uhr trafen sich etwa ein Dutzend Roseninteressierte am Bahnhof in Remchingen im Pfinztal zur Rosen- und Weißdorn-Exkursion. Diese wurde von den Spezialisten Michael Ristow, der aus Potsdam angereist war, und Andreas Kleinsteuber aus Karlsruhe geleitet. Mit Fahrgemeinschaften fuhren wir zuerst zum Essigberg südlich von Dietlingen (7117/21). Dort erhielten wir von Michael Ristow zunächst eine theoretische Einführung über die Wildrosen mit ihrem jeweiligen Merkmalskomplex u.a. Wuchsform, Kelchstellung, Griffelweite, Blattbehaarung, Drüsen und Form der Stacheln. Zudem erhielten wir eine sehr hilfreiche Übersicht in Papierform: Darin sind die Unterschiede der Hundsrosen, der Flaum-, Wein- und Filzrosen tabellarisch aufgeführt und damit die Arten schnell zuordenbar.


Zunächst ging es an den Waldrand des Essigbergs, um die ersten Rosenarten zu bestimmen: mit der sehr häufigen Echten Hunds-Rose (Rosa canina) ging es los. Weitere Arten waren die mit ihren grünen Trieben und der Griffelsäule leicht erkennbare Kriechende Rose (Rosa arvensis) sowie dann schon schwieriger zu bestimmende Arten wie Feld-Rose (Rosa agrestis), Busch-Rose (Rosa corymbifera) und Flaum-Rose (Rosa balsamica =  R. tomentella =R. obtusifolia). Nebenbei wurde von Michael Ristow auf die Wiesen-Schafgarbe (Achillea pratensis) im angrenzenden Grünland hingewiesen. Sie unterscheidet sich von der Gewöhnlichen Schafgarbe (Achillea millefolium) u. a. durch die im Durchmesser deutlich kleinere Hauptschirmrispe. Nach den einführenden Bestimmungsübungen am Waldrand folgte die Heide des Essigbergs, wo wir weitere Arten wie die Kleinblütige Rose (Rosa micrantha) und Wein-Rose (Rosa rubiginosa) sahen. Weitere interessante Arten im Naturschutzgebiet waren der Echte Buchenspargel (Hypopitys hypophegea) und der Hohe Steinklee (Melilotus altissima).
Nach einer kurzen Mittagspause am Sportplatz ging es trotz Regen voller Elan weiter zu den Weißdorn-Arten. Zunächst erläuterte Michael Ristow die Arten Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna), Zweigriffeliger Weißdorn (Crataegus laevigata) und Großkelchiger Weißdorn (Crataegus rhipidophylla) mit den Unterschieden in den Blattformen an den Kurztrieben, der Nebenblätter, Kelche und Früchte. Anschließend wurde ein Heckengebiet beim Sportplatz nach der Filz-Rose (Rosa tomentosa) durchsucht. Wir fanden nur eine Pflanze, die nicht in allen Merkmalen ganz typisch war. Desweiteren wurde ein Weißdorn als Hybrid mit Großkelchigem Weißdorn (Crataegus rhipidophylla) eingestuft, sowie eine Pflanze als Großfrüchtiger Weißdorn (Crataegus cf. macrocarpa).
Zum Abschluss des Tages suchten und fanden wir südlich Ersingen zwischen der B10 und der A8 (7017/4) die Essig-Rose (Rosa gallica). Ingrid Brenk führte uns anschließend zu einem Standort an der Autobahn mit vielen Exemplaren der Schlanken Karde (Dipsacus strigosus), einem Neophyten.
Am Sonntagmorgen trafen wir uns am Bahnhof Weingarten. Dort fanden wir u.a. die Hingestreckte Zwergwolfsmilch (Euphorbia prostrata), die in Ausbreitung begriffene Wilde Möhrenhirse (Sorghum halepense) und den Schmalblättrigen Hohlzahn (Galeopsis angustifolia). Danach fuhren wir zum Kirchberg am Südostende von Weingarten (6917/31), wo wir einen guten Blick in die Rheinebene hatten. Dort fanden wir auf einer Böschung am Weinberg die Rauhblättrige Rose (Rosa jundzillii = marginata). Weitere schon am Tag vorher „geübte“ Wildrosen wie z.B. Rosa corymbifera begegneten uns erneut. An Begleitarten am Weinberg und an Randstrukturen fanden wir u.a. Rundblättrigen Storchschnabel (Geranium rotundifolium), Gewöhnliche Katzenminze (Nepeta cataria), Gewöhnliche Schwarznessel (Ballota nigra subsp. meridionalis), Kurzborstige Borstenhirse (Setaria verticilliformis) sowie das Gelblichweiße Labkraut (Galium ×pomeranicum), den Bastard aus Echtem Labkraut (Galium verum) und Weißem Wiesenlabkraut (Galium album).
Nachmittags fuhren wir weiter nach Süden zum Silzberg nördlich Grötzingen (6917/33). An den süd- bis westexponierten Hängen konnten wir neben Magerrasenarten und Arten warmer Waldsäume (Prunella grandiflora, Helianthemum nummularium, Aster amellus, Anthericum ramosum) Wildrosen und Weißdorne bewundern, u.a. den Bastard aus Großkelchigem Weißdorn (Crataegus rhipidophylla) mit Eingriffeligem Weißdorn (Crataegus monogyna) sowie eine Rose, die von Michael Ristow als Kratz-Rose (Rosa pseudoscabriuscula) angesprochen wurde, die aber in einigen Merkmalen den Übergang zur Filz-Rose (Rosa tomentosa) zeigte.
Nach diesen zwei Tagen waren wir Exkursionsteilnehmer sehr angetan vom großen Erkenntnisgewinn und haben nun einen ganz anderen Zugang zur Bestimmung der sonst oft vernachlässigten Wildrosen und Weißdornarten.