Das Dänische Löffelkraut (Cochlearia danica) – eine Küstenpflanze erobert das Binnenland 1


Thomas Breunig

Beheimatet ist das Dänische Löffelkraut an den Küsten von Nord- und Ostsee. Vor etwa zwei Jahrzehnten machte es sich auf den Weg ins Binnenland und folgte dabei dem Lauf der Autobahnen. Als salztolerante Art profitiert Cochlearia danica hier von dem winterlichen Streusalz­einsatz, der zu einer Versalzung der Böden an den Fahrbahnrändern führt. Genau auf diesen von Schmelzwasser getränkten, oft nur wenige Dezimeter breiten Randstreifen wächst Cochlearia danica, und nur auf diesen Sonderstandorten kann die Art mit der heimischen Flora konkurrieren.

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Bereits in Nr. 1 der Pflanzenpresse wird auf die erste konkret lokalisierte Beobachtung des Dänischen Löffelkrauts in Baden-Württemberg hinge­wiesen (Breunig 2000): Annemarie Radkowitsch, Ingrid Hackert und Thomas Breunig fanden die Art 1999 im Mittelstreifen der A 5 bei Riegel am Kaiserstuhl, von wo auch der erste Herbarbeleg der Art aus Baden-Württemberg stammt. Doch schon im April 1995 fiel Uwe Raabe, einem Botaniker aus Nordrhein-Westfalen, die Art auf der A 5 zwischen Karls­ruhe und Basel auf. Ihm waren solche Autobahnvorkommen bereits aus Norddeutschland bekannt, weshalb er ihnen keine besondere Bedeutung zumaß und deshalb den genauen Wuchsort nicht notierte.

Inzwischen ist das Dänische Löffelkraut nicht mehr auf Autobahnen beschränkt, sondern wächst auch an vielen anderen Straßenrändern. Bevorzugte Wuchsorte sind aber nach wie vor häufig befahrene Straßen­abschnitte, an denen häufig Salz gestreut wird. Bei floristischen Kartie­rungen im Karlsruher Raum wurde die Art mit geringem Aufwand an zahlreichen Wuchsorten nachgewiesen. Meist bildet sie große Bestände, die zur Blütezeit (März bis Anfang Mai) schon von dem fahrenden Auto aus erkennbar sind. Doch gibt es auch Wuchsorte, an denen Cochlearia danica in kleinen, nur wenige Zentimeter großen Kümmerformen auftritt. Hier ist dann ein genauer Blick notwendig, um die Art zwischen anderen weißblühenden Therophyten zu entdecken.

Dem Aufruf in der Pflanzenpresse Nr. 13, Fundorte von Cochlearia danica zu melden, sind zwar nur fünf Personen gefolgt (Thomas Breunig, Helmut Herwanger, Annette Hombach, Gunter Müller, Annemarie Radkowitsch), doch ergaben sich dadurch immerhin Nachweise zu 39 TK-Quadranten. Mit diesen Fundortmeldungen, ergänzt um fünf weitere Nachweise einer digitalen Verbreitungskarte der beiden Staatlichen Museen für Natur­kunde, wurde eine Raster-Verbreitungskarte auf Basis der Quadranten der Topographischen Karte 1:25.000 erstellt. Sie zeigt den derzeitigen Kenntnisstand zur Verbreitung von Cochlearia danica in Baden-Württemberg.

Um ein der tatsächlichen Verbreitung des Dänischen Löffelkrauts besser entsprechendes Kartenbild zu bekommen, sind weitere Fundmeldungen dieser leicht zu erkennenden Art an die BAS-Geschäftsstelle mittels des der „Pflanzenpresse“ beiliegenden Meldebogens für Fundorte sehr erwünscht! Erfolgversprechend für eine Suche sind vor allem die nächsten Wochen, in denen die Art blüht. Dank des sehr milden Winters blüht Cochlearia danica in der Rheinebene bereits seit Anfang März (erste Beobachtung am 4.3.2007), die Hauptblütezeit dürfte in diesem Jahr Mitte April sein.

Thomas Breunig
Institut für Botanik und Landschaftskunde
Bahnhofstraße 38
76137 Karlsruhe
Tel.: 0721/9379386, E-Mail: info@botanik-plus.de

Literatur und Quellen

Breunig, Th. 2000: Eine weitere Art erobert die Autobahn-Mittelstreifen – auf das Dänische Löffelkruat ist zu achten. – Pflanzenpresse 1: 12; Karlsruhe.

http://www.flora.naturkundemuseum-bw.de
(Stand 4.3.2007)


Ein Gedanke zu “Das Dänische Löffelkraut (Cochlearia danica) – eine Küstenpflanze erobert das Binnenland

  • Andreas Vogel

    Leider ist die Mär von der Salztoleranz von Cochlearia danica sehr ausdauernd!
    Bodenuntersuchungen zeigen am Natur- und Autobahznstandort nur geringe Salzgehalte, vergleichbar mit Agrarflächen. Warum steht Cochlearia fast nur auf den Mittelstreifen und nicht an der äußeren Bankette obwohl die Bodendaten vergleichbar sind?

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