Tägliche Archive: 20. März 2019


Exkursionsbericht zum Südwestdeutschen Floristentag 2018

von Georg Schepers

 

Die Exkursion 2018 führte in den Kaiserstuhl, einem kleinen, ca. 100 qkm großen Gebirge vulkanischen Ursprungs im Oberrheingraben unweit von Freiburg im Breisgau. Die 11 Teilnehmer trafen sich um 9:15 Uhr mit den beiden Exkursionsleitern Georg Schepers (Waldkirch) und Wolfgang Bammert (Gottenheim) am Vogelsangpass zwischen Bötzingen und Alt-Vogtsburg. Nach einer kurzen Einführung in die Entstehungsgeschichte von Oberrheingraben und Kaiserstuhl wurden einige für den Naturraum typische Standorte in der näheren Umgebung des Vogelsangpasses aufgesucht (z. B. Halbtrockenrasen und Lössböschungen). Aus der gro­ßen Anzahl der hierbei gezeigten Pflanzen seien hier besonders erwähnt: Anacamptis pyramidalis, Digitalis lutea, Euphorbia seguieriana, Globularia bisnagarica, Orobanche arenaria (auf Artemisia campestris), Orobanche elatior (auf Centaurea scabiosa) und Peucedanum oreoselinum.

Auf Grund der leider recht geringen Teilnehmerzahl wurden Fahrgemein­schaften gebildet; so konnten bei bestem Kaiserstuhlwetter (bis 32 °C) einige weitere Fundorte mit bemerkenswerten Pflanzenvorkommen aufge­sucht werden. Beim „Badloch“ am Südhang des Badberges wurde der dortige Karbonatit-Steinbruch besucht und nach kurzer Erläuterung zu dessen interessanter Geologie wurden zwei bemerkenswerte Pflanzen­vorkommen gezeigt: Tanacetum macrophyllum (diese Art wurde dort vor ca. 90 Jahren adventiv eingebracht und hat sich seitdem lokal etabliert) sowie Daphne laureola. Das dortige Vorkommen wurde erstmals vor sechs Jahren erwähnt, die Herkunft – vermutlich ebenfalls synanthrop? – ist leider nicht bekannt.

Weiter ging es zu einigen Fundstellen in der Umgebung von Schelingen mit dem wohl letzten Vorkommen von Iberis amara im Kaiserstuhl, auf einer Böschung mit reichlich Linum tenuifolium und zu einem Weinberg, in dem seit einigen Jahren ein großer Bestand von Calendula arvensis wächst (wohl synanthrop). In dessen Nähe wuchsen am Fuß einer Böschung wenige Exemplare von Dianthus deltoides, für die der letzte schriftlich dokumentierte Nachweis für den Kaiserstuhl aus dem Jahr 1819 stammt (von Fr. v. Ittner – leider jedoch ohne nähere Ortsangabe!).

Das Mittagsvesper wurde an einem kleinen schattigen Platz in Schelingen eingenommen, bei dem sich in den Pflasterfugen ein Massenvorkommen von Minuartia hybrida subsp. tenuifolia befand. In unmittelbarer Umge­bung konnte eine den meisten Exkursionsteilnehmern bis dahin unbe­kannte Art, Tanacetum partheniifolium, gezeigt werden.

Ein „Highlight“ der Exkursion war zweifelsohne der Lützelberg bei Sas­bach mit den Vorkommen von zahlreichen Raritäten in seinen Weinber­gen, Trockenrasen, Gebüschrändern und Trockenmauern. Gezeigt wer­den konnten hier u. a. Ajuga chamaepitys, Allium sphaerocephalum, Alyssum montanum, Amaranthus graecizans subsp. sylvestris, Cynodon dactylon, Echinops sphaerocephalus, Festuca csikhegyensis, Melica ciliata, Nepeta cataria, Orobanche amethystea (auf Eryngium campestre), Potentilla cinerea subsp. incana, Potentilla inclinata, Potentilla x subaren­aria, Rumex pulcher, Seseli hippomarathrum und Teucrium montanum.

Die Exkursionsroute führte weiter über den Büchsenberg bei Niederrot­weil mit seinem Flaumeichenwald (Quercus pubescens sowie Quercus x calvescens) und einem großen Vorkommen von Buglossoides purpuro­caerulea und Dictamnus albus, beide  leider bereits verblüht. Am Weg­rand standen u. a. die wärmeliebenden Arten Colutea arborescens, Hippocrepis emerus, Physalis alkekengi var. alkekengi  und Tanacetum corymbosum.

Nach einem kurzen Abstecher zum Böhmischberg bei Achkarren mit Leonurus cardiaca subsp. cardiaca wurde ein Vorkommern von  Equise­tum ramosissimum am Bahnhof Achkarren aufgesucht. Unklarheit herrschte bei den Exkursionsteilnehmern über morphologisch auffällige Equisetum-Pflanzen, die eine Höhe von fast einen Meter erreichten und eine extrem große Zentralhöhle (ca. 90% des Stängel-Duchmessers) aufwiesen. Es bestand der Verdacht, dass es sich hierbei womöglich um Hybriden – evtl. mit Equisetum hyemale – handeln könnte. Eine Überprü­fung von gesammelten Belegen durch Marcus Lubienski (Hagen) ergab jedoch, dass es sich auch bei diesen Pflanzen um Equisetum ramosissi­mum handelt!

Zum Abschluß der Exkursion wurde der eindrucksvolle Lösshohlweg „Eichgasse“ bei Bickensohl besichtigt (mit Prunus cerasus subsp. acida in der Lößwand), und in einem benachbarten Weinberg wurde noch Bromus catharticus gefunden, bevor es zum Ausgangspunkt am Vogelsangpass zurückging, wo die Exkursion gegen 17.20 Uhr endete.

Zwei weitere Besonderheiten konnten bei dieser Exkursion gezeigt werden: ein recht großes, wenig bekanntes Vorkommen von Limodorum abortivum und ein seit einigen Jahren bekanntes Vorkommen des  Farns Asplenium ceterach, der im Kaiserstuhl schon als „ausgestorben“ gegol­ten hatte. Aus Naturschutzgründen wird auf die Fundorte dieser beiden Arten nicht näheren eingegangen.

Die Benennung der Pflanzen erfolgte entsprechend der Nomenklatur in Rothmaler‘s Exkursionsflora von Deutschland, 20. Aufl. (2011).