Mazomeit, J. 2009: Pflanzenraritäten am Oberrhein. Beispiele aus Ludwigshafen und Mannheim. – Pollichia, Sonderveröffentlichung Nr. 15. 160 S.; Neustadt an der Weinstraße. ISBN 978-3-925754-56-2 (€ 21,80)


Besprechung von THOMAS JUNGHANS

Pflanzenraritäten am Oberrhein

Um es gleich zu sagen: Der Autor hat mit dieser Buchveröffentlichung sein Ziel – den an Natur interessierten Bürgern im Raum Ludwigshafen/ Mannheim einen Einblick in die bemerkenswerte Pflanzenwelt der Region zu geben – voll erreicht. Das schön gebundene Buch bietet auf rund 160 Seiten ebenso viele sehr gute Pflanzenfotos, durchweg in Farbe und zu einem moderaten Preis. Da es nicht nur dem botanischen Laien eine erste Orientierung, sondern darüber hinaus auch dem Regionalfloristen durchaus manches Neue bietet, ist dem Werk eine weite Verbreitung zu wünschen. Somit können in der sicher bald nötig werdenden zweiten Auflage auch einige kleinere Fehler korrigiert werden: So eignet sich Pulicaria vulgaris etwa nicht als Beispiel für ein „eigentümliches Verbreitungsbild“, weil die Art „in unserem Raum nur vom Neckarufer bekannt ist“ (S. 12), da das Kleine Flohkraut (zumindest in Mannheim) auch an Rhein und Altrhein vorkommt. Etwas unklar bleibt auch der Status von Juglans regia, auf deren seit der Steinzeit erfolgte Nutzung hingewiesen wird (also ist die Art ein Archäophyt), während es kurz darauf heißt, dass die Sippe bei einer Untersuchung „das am stärksten verbreitete neophytische Gehölz“ war (S. 110/111).
Da so manche Daten wohl erst nach Redaktionsschluss publiziert wurden, konnten diese nicht mehr in das Buch aufgenommen werden (eine aktualisierte Literaturliste kann beim Rezensenten per E-Mail ange-fordert werden). Derartige Ergänzungen betreffen zum Beispiel Arum italicum (S. 20/21), Hyoscyamus niger (S. 32/33), Orobanche reticulata (S. 38/39) und Verbascum blattaria (S. 40/41), für die auch auf der rechten Rheinseite Standorte bekannt sind. Gleiches gilt für Leonurus cardiaca subsp. villosus, der nach Mazomeit „im Raum Mannheim/Lud-wigshafen aktuell noch nicht beobachtet wurde“ (S. 44/45). Auch das Vorkommen von Cucubalus baccifer in Mannheim bleibt unerwähnt (S. 80/81).
Überhaupt fällt auf, dass der Schwerpunkt der Betrachtung offensichtlich auf Pfälzer Seite liegt, da hier z.B. die für die floristische Forschung der letzten Jahre maßgeblichen Personen mehrfach namentlich genannt werden. Für Nordbaden würde man sich dies durchaus auch wünschen, so könnte man – zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Erstfund von Chenopodium pumilio für Baden-Württemberg (Rheinauhafen Mannheim, 1976) mit der Nennung von Friedrich Schölch auch dessen Verdienste um die floristische Kartierung im Raum Mannheim-Heidelberg angemessen würdigen. Zudem sollte bei Arten, die ausdrücklich erwähnt werden und nicht vom Autor entdeckt wurden, auch der Finder genannt werden, zum Beispiel Uwe Amarell im Falle des Vorkommens von Solanum carolinense im Mannheimer Industriehafen (S. 133).
Abschließend sei dem Rezensenten noch eine Bemerkung zu den Folgen Biologischer Invasionsprozesse gestattet. Mazomeit schreibt hierzu: „Angesichts der starken Ausbreitungskraft und der Neigung, andere Pflanzen zu verdrängen, ist das Schmalblättrige Greiskraut nicht unprob¬lematisch“ (S. 146/147). Ob man Senecio inaequidens auf urban-industriellen Flächen nun als Bereicherung empfindet oder nicht, ist Geschmacksache. Zur Gefährdung für andere Arten wird die Sippe hier jedoch kaum. Dies ist nach eigenen Beobachtungen auch auf natur-näheren Standorten (zum Beispiel ruderale Sandmagerrasen) zumeist nicht der Fall, da die Sippe auf derartigen Flächen seit vielen Jahren in großen Beständen auftritt, ohne sich jedoch negativ auf das Vorkommen seltener oder gefährdeter Arten wie z.B. Myosotis stricta auszuwirken. Insofern sollte man derartige Bewertungen am besten nur auf der Grundlage entsprechender Daten vornehmen, vor allem wenn man sich hauptsächlich an fachfremde Laien wendet, da hier vorschnell der Bildung bzw. Bestätigung von Vorurteilen Vorschub geleistet werden könnte.

Bestellbar im Buchhandel oder bei Pollichia – Verein für Naturforschung und Landespflege e. V., Bismarckstr. 33, D-67433 Neustadt an der Weinstraße.