Kartierung der Torfmoose in Südwestdeutschland


Adam Hölzer

Torfmoose werden oft auch von Bryologen als schwierige Gruppe eingestuft, was aber hauptsächlich daran liegt, dass man zu ihrer sicheren Bestimmung meist zum Mikroskop greifen muss und die Variabilität der Arten entsprechend den ökologischen Bedingungen sehr groß ist. Allerdings ist auch gerade diese Eigenschaft das besonders reizende Element an ihnen. Hat man sich eingearbeitet und die Anfangsschwierigkeiten überwunden, dann lässt sich an wenigen Pflanzen sehr viel über den Standort ablesen. Dies gilt selbst noch für ihre Reste in Jahrtausende alten Torfen.

Im Rahmen der Arbeiten an den „Moosen Baden-Württembergs“ wurden die Kartierungsarbeiten an den Torfmoosen stark intensiviert. Allerdings gibt es immer noch Lücken in den Verbreitungskarten. Auch war das MTB-Raster für weitergehende Aussagen zu grob. Deshalb wurden die Arbeiten fortgesetzt und auch über die Grenzen von Baden-Württemberg hinaus ausgedehnt.

Anhand eines Beispieles soll die derzeitige Situation dargestellt werden:

Das häufigste Torfmoos bei uns ist das Kahnblättrige Torfmoos (Sphagnum palustre). Es werden hier drei Karten (Abb. 1-3) einander gegenübergestellt. (MTB, Quadranten und Punktkartierung). Nicht bei jedem älteren Beleg war es möglich, einen genauen Fundpunkt anzugeben. Deshalb finden sich auf den Quadrantenkarten mehr Angaben als in den Punktkarten.

Die MTB-Karte (Abb.1) gibt ein sehr grobes Raster wieder. Es fallen aber die Verbreitungslücken in den Kalkgebieten wie dem Kraichgau, dem Bauland oder der mittleren Schwäbischen Alb auf. Sehr viel deutlicher werden die Lücken und Zusammenhänge mit der Geologie in der Quadrantenkarte (Abb. 2). Auf der Punktkarte (Abb. 3) erkennt man sogar die Höhenzüge im Odenwald oder Nordschwarzwald. Allerdings sieht man auf der Punktkarte auch die Hauptarbeitsgebiete der Kartierung durch die Häufung der Fundpunkte.

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Abb. 1: Verbreitungskarte von Sphagnum palustre mit MTB-Raster

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Abb. 2: Verbreitungskarte von Sphagnum palustre mit Quadranten-Raster

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Abb. 3: Punkt-Verbreitungskarte von Sphagnum palustre

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Abb. 4: Anzahl der Herbarbelege pro MTB

Auf der Karte der Herbarbelege pro MTB (Abb. 4) fallen vor allem die Hauptarbeitsgebiete der Kartierer oder ihre Vorlieben auf. Das Feldberggebiet bildete für alle Sammler den Hauptanziehungs­punkt in Südwestdeutschland. So stammen von dort auch die meisten Belege. Weiter fallen auf dieser Karte das Gebiet um Schonach, um die Hornisgrinde und im Bienwald auf, wo von Karlsruhe aus gearbeitet wurde. Der Nordschwarzwald war Sammelgebiet von Th. Wolf, ebenso der Odenwald, wo in jüngster Zeit auch M. Sonnberger zur Mehrung der Punkte beitrug. Der östliche Landesteil war vor allem Stuttgarter Sammelgebiet.

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Abb. 5: Anzahl der Arten pro MTB

In Südwestdeutschland finden sich 31 Torfmoosarten, die aber auf keinem MTB alle zugleich vorkommen. Die Karte (Abb. 5) gibt einerseits die Vielfalt der Standorte auf einer Kartierungseinheit wieder. Auf einem Blatt mit Buntsandsteinflächen fehlen die Arten reicherer Standorte wie S. warnstorfii oder S. subnitens. Andererseits hängt die Artenzahl aber auch wieder von der Durchforstung ab und damit auch von der Aktivität der Kartierer.

Selbst nach vielen Jahren der Kartierung und Sichtung von Herbar­belegen bestehen immer noch Lücken in der Kenntnis der Verbreitung. Diese können von Karlsruhe aus nur schwierig aufgefüllt werden. Aber bei anderen Kartierungsarbeiten werden aber sicher immer wieder Torfmoosvorkommen entdeckt. Ich bitte deshalb darum, diese uns nach Karlsruhe mit genauen Angaben und einem Herbarbeleg zu melden.

Dr. Adam Hölzer
Naturkundemuseum Karlsruhe
Erbprinzenstraße 13
76133 Karlsruhe