Von Blumen, Pflanzen und so manchem mehr

PETER MÜLLER, Karlsruhe

Es war einmal ein älterer Herr, der eigentlich schon von Kindesbeinen an gerne auf Blumen schaute und sich an ihrem Anblick erfreuen konnte. Als er schon ein wenig älter geworden war und einen Fotoapparat besaß, kniete er sich regelmäßig vor ganz besonders schönen Exemplaren nieder und machte davon ein Bild, das er zu besonderen Anlässen gerne auch verschenkte. Zwar interessierte er sich dafür, wie die Blümchen hießen. Aber das war ihm nicht wirklich wichtig, zumal er feststellte, dass es eine ziemliche Mühe bereitete, unbekannte Arten in seinen Büchern aufzuspüren. Also hatte er sich, ohne darunter zu leiden, damit abgefunden, die Namen mancher der Schönheiten zu kennen, die der Mehrzahl aber nicht.
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Einzel-Fundmeldungen per Internet 2020

von SIEGFRIED DEMUTH

Von Januar bis November 2020 wurden von 61 Botanikerinnen und Botanikern 1.533 Einzelfunde bemerkenswerter Pflanzenvorkommen auf unserer Internetseite gemeldet – von Agrimonia procera von der Hohenloher-Haller Ebene (6726/4, Detlef Wucherpfennig, 11.10.2020) bis zu Xanthium strumarium aus der Offenburger Rheinebene (TK 7513/1, Philippe Verstichel, 1.8.2020).

Am häufigsten gemeldet wurden Prunus cerasifera (31), Cephalanthera damasonium (16), Galium pomeranicum (12), Crepis pulchra (10), Lycopodium annotinum (9), Gagea villosa (8), Taraxacum sectio Erythrosperma (8), Chenopodium bonus-henricus (8), Digitalis grandiflora (7).

Interessante Meldungen erhielten wir zum Beispiel von:

Claudia Antesberger aus dem Rhein-Neckar-Kreis (Anchusa officinalis, Galatella linosyris, Orobanche amethystea, Seseli annuum);

Rolf Borlinghaus aus dem Kraichgau (Anemone sylvestris, Barbarea intermedia, Conium maculatum, Lithospermum arvense, Pulmonaria montana);

Christiane Edler aus Karlsruhe (Nassella tenuissima, Torilis nodosa);

Heiko Himmler aus dem nördlichen Oberrheingebiet (Catapodium rigidum, Filago arvensis, Oenanthe lachenalii, Verbascum blattaria);

Helmut Läpple aus dem mittleren Oberrheingebiet (Allium angulosum, Armeria maritima subsp. elongata, Cephalanthera longifolia, Myosurus minimus, Ranunculus sardous);

Manuel Ledermann aus dem Schönbuch (Anchusa officinalis, Asplenium viride, Ranunculus arvensis, Crepis pulchra, Pedicularis sylvatica Trifolium ochroleucon) und von

Sabine Zipp ebenfalls aus dem Schönbuch (Lithospermum arvense, Pulicaria dysenterica, Verbascum blattaria).

 

Die genauen Angaben zu diesen und vielen weiteren interessanten Funden können auf unserer Internetseite (www.botanik-sw.de) unter „Übersicht Fundmeldungen“ eingesehen werden. Hier können die Arten sowohl unter ihrem wissenschaftlichen als auch unter ihrem deutschen Namen gesucht werden, zu vielen Arten sind zudem Fotos vorhanden. Ebenfalls kann hier recherchiert werden, welche und wie viele Nachweise für die einzelnen Kartenblätter der Topographischen Karte 1:25.000 (TK 25) bisher eingegangen sind, wobei die hinterlegte Datenbank sowohl die Einzelfundmeldungen per Internet enthält als auch die Artenlisten von zahlreichen BAS-Exkursionen.

Die meisten Fundmeldungen wurden uns 2020 geschickt von:

  Meldungen 2020 Meldungen insgesamt
Philippe Verstichel 352 1.495
Detlef Wucherpfennig 297 2.054
Steffen Wolf 116 244
Rolf Borlinghaus 112 156
Manuel Ledermann 84 594
Konrad Greinwald 76 109
Helmut Läpple 60 398
Ingrid Brenk 44 253
Hansjörg Glauner 44 395
Klaus Müller 42 59

 

Ihnen und auch allen anderen Melderinnen und Meldern danken wir herzlich für Ihre Mitteilungen! Dank gilt auch Uwe Amarell, der bei den meisten Fundmeldungen die Plausibilitätsprüfung vorgenom­men hat.

Wir ermuntern alle Mitglieder, weiterhin Meldungen an die BAS zu schicken. Das Winterhalbjahr bietet sich an, bemerkenswerte Einzel­beobachtungen der Kartiersaison 2020 zu melden, die sonst nur in der Schublade verschwinden würden. Ebenso willkommen sind aber auch ältere, schon einige Jahre zurück liegende Beobachtungen, sofern der genaue Fundort und das genaue Funddatum noch bekannt sind.


Exkursionen der Regionalgruppe Kurpfalz 2020

von MARKUS SONNBERGER, Heiligkreuzsteinach

Samstag, 27. Juni: Naturraum; Bauland/Sandstein-Odenwald; Baden-Württemberg; Elztal; 6621/1; Neckarburken. „Bürgerwald-Heppenstein“; Magerwiesen, Kalk-Wald; Treffpunkt: 11:00; Bahnhof Neckarburken; N 49,37834°  O 9,16321°.

Die erste Exkursion startete aufgrund der Corona-Krise erst spät, nämlich Ende Juni. Und war auch eher ein touristischer Termin. Erfreulich war dementsprechend die mit 10 Personen ganz ordentliche Teilnehmerzahl. Zuerst sollte ein Gebiet begangen werden das – im geologischen Übergangsbereich von Bauland zu Odenwald gelegen – eine besonders hohe Struktur- und Standortsvielfalt aufweist. Vom Neckarburkener Bahnhof ging es nach Nordosten in Richtung des NSG „Landschaft um den Heppenstein“ (östlicher Teil) am „Zimmerplatz“. In der Klinge hinter den Häusern stehen noch Buntsandstein-Klippen an. Mit Überwindung der kleinen Steilstufe erreicht man oberhalb des „Roteberg“ ein schon stark vom Kalkgehalt des Muschelkalkes geprägtes Wiesen- und Acker­gelände. Die Aufrechte Trespe (Bromus erectus) dominiert hier die trockeneren Stellen im Grünland, die waldnahen Säume an der Weg­böschung sind artenreich, wenn auch nicht gerade hervorragend. Am NSG „Orchideenwiese“ hätten wir nun eine nochmals deutlich bessere Situation erwartet. Leider waren aber selbst die bekanntermaßen an Orchideen reichen Flecken abgemäht, der Fruchtansatz der früher blühenden Arten und natürlich auch die Sommerblüher also vernichtet.

Überhaupt macht das Grünland auch von der Nutzungsintensität her nicht gerade den Eindruck eines Naturreservates. Hinter dem NSG (östlich davon) sind wir dann durch den Wald weiter nach oben gegangen. Über Muschelkalk sind hier artenreiche Laub-Mischwälder entwickelt, durch­mischt mit einzelnen Kiefern. Seidelbast (Daphne mezereum), Akelei (Aquilegia vulgaris), Weißes (Cephalanthera damasonium, verblüht) und Rotes Waldvögelein (C. rubra, gerade blühend) waren verbreitet und sind auch typisch für diese Gegend. Auch die charakteristischen Austriebe der Violetten Ständelwurz (Epipactis purpurata) waren schon zu finden. Auf der Hochfläche wendete sich unsere Exkursion Richtung Westen. Der freundliche Revierleiter vom Forstamt, der unsere Exkursion kenntnisreich begleitete, wies uns auf die prächtigen, gerade aufblühenden Türken­bund-Lilien (Lilium martagon) hin. Die Art besitzt im Bauland und Odenwald eine sehr fleckenhafte Verbreitung, kann dann aber lokal in (relativ) größerer Zahl vorkommen, so wie verschiedentlich im unteren Elztal. Im Bereich des „Heppenstein“ kommt man wieder auf eine Hochfläche mit teils wasserstaudem, mergeligem Muschelkalk. Es ist ein klassisches Beobachtungsrevier für Insekten- und Pflanzen-Freunde und war glücklicherweise noch nicht unters Messer gekommen. Das Gebiet steht schon lange unter Naturschutz und wurde 1940 als „Reliktföhrenwald auf dem Heppenstein“ erstmals verordnet. Der alte Name stammt her vom mutmaßlichen Zusammenhang zwischen Funden von Kiefernholzkohle am Neckarburkener Römerlager und den urwüchsig scheinenden Kiefern auf der Muschelkalkhöhe. Tatsächlich könnte die Kiefer an diesen Standorten auch urwüchsig sein und ganz sicher waren hier auch die Römer unterwegs, bietet der Aufstieg über Roteberg und Heppenstein doch den einfachsten, karrenbefahrbaren Zugang auf die Odenwald-Hochfläche, wo hier auch der Odenwald-Limes liegt. Die immer noch prägenden Altwege-Gleise bieten heute ein beson­ders interessantes Standortsmosaik.

Der aktuelle Kiefernwald auf dem Heppenstein ist überwiegend forstlichen Ursprungs, wie schon die reichliche Anwesenheit der Schwarz-Kiefer verrät. Der Revierleiter wusste zu berichten, dass der Bestand in der ersten Hälfte des 20. Jh. mit der Absicht angelegt wurde, Grubenhölzer für die Bergwerke im „Osten“ bereit zu stellen. Das langsame Wachstum auf dem kargen Boden sollte wohl für ein besonders dichtes Holz sorgen. Insgesamt macht der Standort auch heute noch eher den Eindruck eines dealpinen Schneeheide-Kiefernwaldes, wie man ihn etwa am mittleren und unteren Lech findet. Im Unterwuchs dominieren Pfeifengras (Molinia arundinacea) und Berg-Segge (Carex montana). Auch die Strauchschicht ist artenreich, wobei Liguster und Wacholder zu den dominanteren Arten gehören. Damit die Gehölze nicht wie anderenorts Überhand nehmen, wird hier unter den Kiefern jeweils im Herbst gemäht. Es sei angemerkt, dass die Mahd des Pfeifengrases zur Blüte von Fransen- (Gentianopsis ciliata) und Deutschem Enzian (Gentianella germanica) erfolgt, was offensichtlich zu dramatischen Bestandseinbußen geführt hat.

Zur Zeit unserer Exkursion, zu Beginn des Hochsommers, zeigt sich das Gebiet aber in seiner schönsten Pracht. Zum Teil massenhaft blühen die Orchideen, wie Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea) und Wohl­riechende Händelwurz (G. odoratissima), die hier ihr letztes reichlicheres Vorkommen in Nordbaden hat. Die Echte Sumpfwurz (Epipactis palustris) hat indes mit der Trockenheit sehr zu kämpfen – und auch mit dem Andrang der Orchideenliebhaber, die den früher blühenden Arten zum Teil in Scharen ihre Aufwartung machen und die eher unscheinbaren Austriebe der Sumpfwurz platttreten. Eine effektivere Besucherlenkung haben wir vor Ort diskutiert, zumal offensichtlich auch der Wacholder „ein Problem“ hat, wie zahlreiche absterbende Sträucher beweisen. Trocken­heit dürfte hier eher nicht als Ursache in Frage kommen, wahrscheinlicher ist, dass auch hier mikrobielle Erreger wie Phytophtora cinnamomi/ austrocedrae angekommen sind. Und die werden bekanntermaßen durch die Füße von Wanderern ausgebreitet.

Der weitere Weg führte dann rasch wieder hinab zum Bahnhof, wo sich ein Teil der Teilnehmer auf den Rückweg machte, während die anderen einen zweiten Rundgang anvisierten. Auf dem Bahnsteig fiel einem unserer Teilnehmer (PBK) schließlich noch ein kleines Pflänzchen auf, das wir hier nicht vermutet hätten, nämlich das seltene Behaarte Bruchkraut (Herniaria hirsuta). Die Art tritt bedeutend seltener auf als das mittlerweile recht häufige Kahle Bruchkraut (H. glabra) und wurde in der Umgebung z. B. in Pflasterfugen des Mosbacher Marktplatzes gefunden. Aus floristischer Sicht war das kleine, kronblattlose Nelkengewächs jedenfalls der Fund des Tages.

Samstag, 1. August: Naturraum; Bauland; Baden-Württemberg; Adels­heim; 6622; 1; Adelsheim, „Wirsching-Burgstall-Au“; Laub-Misch­wald, Kleebwald, Grünland; Treffpunkt: 11:00; Adelsheim, Rohnstockweg, Seckachtal-Stadion; N 49,39899°  O 9,39142°. Rosenberg; 6523; 1; Hirschlanden, „Ortslage-Reissig“; Ortslage, Grünland, Äcker, Laubwald; schlechter Kartierstand (12 Arten); Treffpunkt: 16:00; Hirschlanden, Sportplatz; N 49,47095°  O 9,50140°.

Die nächste Exkursion führte gleich wieder ins Bauland, das überhaupt noch einige weiße Flecken bezüglich Kartierdichte aufweist. Die Mittagstour hatte das Seckachtal südlich von Adelsheim zum Ziel. Die Region wurde von Meszmer (1998: Flora des Neckar-Odenwald-Kreises. Laub, Dallau) in der Vergangenheit gut untersucht. Neuere Beobach­tungen liegen aber kaum vor. Insgesamt war auch hier die extreme Trockenheit ein großes Problem, dennoch war noch nicht alles verdorrt. Der Weg führte zunächst am Osthang unterhalb des „Rohnstock“ durch Laub-Mischwald, der noch einige Charakterarten landschaftstypischer Edellaubholz-Mischwälder aufwies, überwiegend aber durch fortstliche Maßnahmen und rücksichtslose Holzwerbung ruderalisiert war. Am Wegrand fand sich eine größere Kolonie der Moschus-Erdbeere (Fragaria moschata) wie sie einem im mittleren Bauland immer wieder begegnen. Vielleicht ist diese Art hier tatsächlich heimisch. Nördlich vom „Wirsching“ liegen am Südhang über der Seckachaue schöne Offenland-Bereiche mit Streuobst, Trockenmauern und Halbtrockenrasen. Schwertlilien (Iris sect. Iris) waren zu finden, und im Frühjahr gibt´s da sicher auch noch mehr schöne Sachen. Bei der Trockenheit ist die Fläche aber leider wieder nur ein Posten mehr auf der „Da-müsste-man-noch-mal-hin-Liste“.

Weiter ging´s Richtung „Burgstall“, ein nach Nordost exponierter, eher feuchter Hang. Hier war Wolliger Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus) zu finden und auch – zunächst unterhalb des Weges – eine Kolonie Spitzwegerich-ähnlicher Grasblätter: die Wimper-Segge (Carex pilosa), die hier bisher gar nicht, auch nicht in der Umgebung des Baulandes gefunden wurde. Der nächstgelegene Fundort liegt, gleichermaßen isoliert, sieben Messtischblätter weiter südwestlich am Nordrand des Schwarzwaldes. Nun neigen Seggen nicht gerade zur Bildung adventiver Ansiedelungen, vielmehr sind weiträumig isolierte Kolonien am Arealrand bei vielen Arten bekannt. An der talseitigen Wegböschung ist ein Vorkom­men aber allemal verdächtig. Viele Waldwege kann man schließlich als Kleindeponien auffassen. Wenig weiter setzt sich die Kolonie aber auch oberhalb der Wegböschung in augenscheinlich wenig beeinträchtigtem Kleebwald fort. Da muss man also wirklich noch mal hin! Zurück ging es dann durch die Aue, wo Meszmer (loc. cit.) noch eine große Kolonie des Breitblättrigen Knabenkrauts fand. Völlig ausschließen möchte man die Persistenz des Vorkommens anhand der vorgefundenen Indizien nicht. Carex acutiformis und C. disticha weisen auf einen Feuchtwiesen-Standort hin. Damit hätte man schon drei Gründe, noch mal hinzugehen. Die Nachmittagsexkursion zog uns in ein anders „Weißes Loch“ ca. 10 km weiter nordöstlich, nämlich ins schöne Örtchen Hirschlanden im Quadrant 6523/1 mit seinen bisher stattlichen 12 bekannten Arten. Da sollten wir doch zumindest noch eine Null daran bekommen – so war´s dann auch (233 Arten). Allerdings ist auch hier eher hängegeblieben, dass die Ecke ganz unterschätzt ist und ein Frühjahrs-Besuch, abseits einer Rekord­dürre sicher noch viel ergiebiger gewesen wäre. Grundlage dafür sind in erster Linie die schönen Streuobstwiesen v. a. im Süden des Ortes. Die Obstbäume stehen, zumindest soweit wir das gesehen haben, in artenreichen Kalk-Magerwiesen voller Rosetten vielversprechender Magerkeitszeiger, wie Cirsium acaulon, Carex flacca und Trifolium medium. Auch die Säume am Waldrand sind interessant.

 

Sonntag, 20. September: Naturraum; Nördliche Oberrheinebene; Baden-Württemberg; Mannheim; 6516/22; Mannheim, „Innenstadt“, SW; Innenstadtkartierung, Ruderalvegetation; Treffpunkt: 10:00; Paradeplatz; N 49,48708°  O 8,46638°.

Die Mannheim-Innenstadt-Exkursion gehört seit Jahren zum festen Programm der Regionalgruppe Kurpfalz. Sie findet immer am dritten Sonntag im September statt und führt in jährlich im Uhrzeigersinn wechselnde „Quadranten“ der praktischerweise ihrerseits nach Quadraten gegliederten Innenstadt. Die Grenzen unserer (nicht ganz gleich zuge­schnittenen) Quadranten sind dabei in NW-SO-Richtung die „Planken“ und in SW-NO-Richtung die „Kurpfalzstraße“. Ziel ist letztlich der lang­jährige Vergleich der qualitativen Florentwicklung an solchen ultraurbanen Lebensräumen. 2020 war der SW-Quadrant Ziel der Exkursion. Methodik ist auch hier die eines „Random Meander“ von Baumscheibe zu Blumen­kübel, von Park zu Parkplatz. Und auch in den Pflasterfugen, am Gebäudesockel und den schmalen Rasenstreifen vor den Wohnblöcken findet sich etwas Spontanvegetation. Situationstypische Nitratimmis­sionen und hohe Störungsfrequenz moderieren das Artenspektrum. Die besondere Wärmegunst tut ihr Übriges, so dass viele, oft auch sonst seltene Sommerannuelle, zu finden sind.

Die Familien der Fuchsschwanzgewächse und der Nachtschatten­gewächse sind besonders prominent vertreten. So bildet z.B. der Sarracha-Nachtschatten (Solanum sarrachoides) im Umfeld des Schlos­ses große Bestände. In der Nähe der alten Sternwarte fanden wir nach Jahren auch wieder ein kräftiges Einzelexemplar des Schneeballblättrigen Gänsefuß (Chenopodium opulifolium). Eine Art, die sich mittlerweile unauffällig wohl fast überall in trockenen Ruderalfluren angesiedelt hat, ist das Kurzfrüchtige Weidenröschen (Epilobium brachycarpum), ein Neophyt aus Nordamerika, der Ende der 1990er Jahre erstmals in der Rhein-Neckar-Region festgestellt wurde. Wir fanden die Art unter anderem auf dem Schillerplatz (B3). Ansonsten waren die floristischen Verhältnisse erwartungsgemäß eher unaufregend. Insgesamt zeichnet sich anscheinend auch im Innenstadtbereich das Bild ab, das wir aus der übrigen Landschaft finden: Es gibt einerseits ausbreitungsfreudige und entsprechend weit verbreitete Generalisten und andererseits konservative „Stubenhocker“, die die Ausbreitungswiderstände in der stark fragmen­tierten Nischen-Landschaft nicht zu überwinden vermögen. Durch die hohen Widerstände in der Innenstadt wird dieses Muster auch auf dieser kleinen räumlichen Skala bemerkbar.

Zur Abrundung des Exkursionstages geht es dann immer noch in ein anderes Gebiet, etwa um die berühmte Adventivflora der Häfen und Umschlagplätze zu untersuchen. Aktuell sind aber besonders die riesigen Baustellen der aufgegebenen Militärquartiere im Norden der Stadt von Interesse. Hier wird viel gewühlt und transportiert, und dabei auch so manche ungewöhnliche Art aufgescheucht und zu unerwarteter Entwick­lung verholfen. Die großen Rohbodenflächen sind ideale Ansiedelungs- und Ausbreitungsflächen für so ziemlich alles was kommt – in der Sprache der Populations-Biologie sozusagen „Super Safe Sites“. Bei zurückliegenden Exkursionen (2018) fanden wir z.B. auf der Vogelstang das ungewöhnliche Fallsamengras Sporobolus vaginiflorus, wohl ein Vermächtnis der dort stationierten Amerikaner. 2020 hatten wir uns das ehemalige US-Army-Quartier Benjamin-Franklin-Village bei Käfertal vorgenommen. Dort gibt es neben den Baustellen auch Relikte der Altlandschaft, nämlich lichte Kiefern- und Stieleichen-Haine und Reste der typischen Sandvegetation. Leider behinderte die extreme Trockenheit eine vertiefte Beschäftigung mit der Flora. Viele Solanaceen-Arten, Epilobium brachycarpum, Fuchsschwänze und Gänsefüßler waren aber auch da. Immerhin: Strukturen waren gut zu erkennen. Im Unterwuchs der Haine dominieren recht konsolidierte Schafschwingel-Rasen, wobei der sonst verbreiteten Hart-Schafschwingel (Festuca lemanii) gegenüber dem (vermutlich) am Oberrhein endemischen und seltenen Tomans-Schafschwingel (F. albensis = F. tomanii) stark zurück tritt. Überhaupt scheint hier eine der größten Populationen dieser seltenen Art in Baden-Württemberg zu bestehen, die früher (vor 2015) für F. duvalii oder (noch früher) für F. pallens gehalten wurde (Korneck, D., & Gregor, T. (2015) Festuca tomanii sp. nov., ein Dünen-Schwingel des nördlichen

Oberrhein-, des mittleren Main- und des böhmischen Elbetales (Kochia, 9, 37-58). Nähere Untersuchungen im Frühjahr sind jedenfalls schon gebucht.


Aufruf zur Erfassung der Acker-Begleitflora in Baden-Württemberg

von MARKUS KOCH und LAURA KELLERMANN (Projekt  AgroBioDiv, Universität Heidelberg)

 

Zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft wurde von der Landesregierung Baden-Württemberg das über das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) geförderte Forschungs­programm „Ökologischer Landbau“ ins Leben gerufen. Die Agrarland­schaft bietet nach wie vor eine große Chance für einen Landschaftraum, einer großen Vielfalt von Pflanzen und Insekten ihren Raum zu geben. Daher untersucht das Projekt AgroBioDiv (Universität Heidelberg), inwiefern ein ökologischer Landbau, der auch auf sogenannte „Öko­sorten“ bei der Kulturpflanzenwahl setzt, zum Schutz der Biodiversität in der Agrarlandschaft beitragen kann.

Die Botanische Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland ist ein wichtiger und tragender Kooperationspartner mit großer floristischer Erfahrung, und wir sind auf eine besondere Form von Mitarbeit und Bürgerwissenschaft angewiesen, um in dem Projekt erfolgreich sein zu können.

Ziel ist es, die biologische Vielfalt auf ausgesuchten Anbauflächen und hier insbesondere auf Getreidefeldern mit dem Schwerpunkt der Acker­begleitflora zu erfassen. Die erhobenen lokalen Daten sollen zum einem im Kontext der landesweiten floristischen Vielfalt untersucht werden (Flora Baden-Württemberg). Zum anderen werden Flächen von ökologisch wirtschaftenden Betrieben mit konventionell bewirtschafteten, sowie mit verschiedenen Zwischenformen verglichen.

Die beteiligten Landwirte und die in der Vegetationsperiode Frühjahr/Sommer 2021 zu kartierenden Flächen verteilen sich auf ganz Baden-Württemberg. Dieser erste Kartierungsdurchgang wird vor allem ökologisch arbeitende Betriebe erfassen, sodass wir von einer spannen­den Ackerbegleitflora ausgehen dürfen. Die ausgesuchten Getreideäcker sollen möglichst umfassend qualitativ und quantitativ in Bezug auf die Ackerbegleitflora und im Austausch mit den Landwirten erfasst werden.

Die Daten finden natürlich auch Einzug in die Datenbank der Flora Baden-Württemberg am Naturkundemuseum in Stuttgart.

Einen Überblick über die grobe Lage der derzeitigen Unter­suchungsgebiete finden Sie auf der Website des Projektes: https://oekolandbauforschung-bw.uni-hohenheim.de/agrobiodiv_aktuelles.

 

Wir würden uns sehr über Ihre Mitarbeit bei diesem spannenden Projekt freuen! Bitte melden Sie sich bei Interesse per E-Mail unter agrobiodiv@cos.uni-heidelberg.de oder laura.kellermann@cos.uni-heidelberg.de oder telefonisch unter +49 6221 / 54 4619.


Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland Band 8

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Berichte der botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland Band 8
April 2017
80 S.
Karlsruhe
ISSN 1617-5506 —> download

 

INHALTSVERZEICHNIS

Meierott, L., Kirchmeier, P. & Štepánek, J.
Taraxacum ciliare (sect. Palustria), neu für Baden-Württemberg und Deutschland (S. 3)

Gottschlich, G.
Typusmaterial und andere bedeutsame Belege der Gattung Hieracium im Herbarium der Universität Heidelberg (HEID) (S. 7)

Gottschlich, G. & Uhl, A.
Pilosella rubra, neu für Baden-Württemberg (S. 28)

Buttler, K. P.
Zur Benennung einiger Sippen der Flora Deutschlands (S. 33)

Hügin, G.
Alchemilla longituba und weitere Alchemilla-Erstnachweise in Baden-Württemberg:
A. baltica, A. glomerulans, A. lunaria (S. 35)

 

Kurzmitteilungen

Buchholz, A.
Wiederfund der Doldigen Gänsekresse (Arabis ciliata) im württembergischen Allgäu (S. 51)

Schäfer, F. & Schmitz, G.
Über ein Vorkommen des Barthafers (Avena barbata) in Konstanz (S. 55)

Schepers, G.
Orobanche gracilis – ein Neufund für den Schwarzwald (S. 57)

 

Neue Fundorte – Bestätigungen – Verluste (Nr. 901–1024, S. 61-79),
zusammengestellt von Thomas Breunig

Alberti, J. (Nr. 901–924, S. 61), Beck, R. (Nr. 925–934, S. 64), Breunig, T. (Nr. 935–945, S. 65), Hammel, S. (Nr. 946–971, S. 68), Junghans, T. (Nr. 972–978, S. 72), Kleinsteuber, A. (Nr. 979–986, S. 73), Plieninger, W. (Nr. 987–1002, S. 74), Remke, P. (Nr. 1003, S. 76), Wolf, T. & Ahrens, M. (Nr. 1004–1008, S. 76), Ziegler, S. (Nr. 1009–1024, S. 77).

Literatur

 

Impressum

Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland
Band 8 | April 2017 | Karlsruhe | ISSN 1617 – 5506

Herausgeberin:
Botanische Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland e.V.
Geschäftsstelle: Kalliwodastraße 3, D-76185 Karlsruhe
Telefon: 0721/9379386 | Internet: www.botanik-sw.de | E-Mail: info@botanik-sw.de
Bankverbindung: Postbank Karlsruhe IBAN DE36 6601 0075 0607 1127 55 | BIC PBNKDEFF

Redaktion:
Thomas Breunig |Kalliwodastraße 3 | D-76185 Karlsruhe | info@botanik-sw.de
Gerold Hügin | Kandelstraße 8 | D-79211 Denzlingen | g.huegin@gmx.de

Abstracts: Jonas Müller | Résumés: Elisabeth Lançon, Christian Schneider

Satz und Layout: Martin Engel | Am Borngraben 24 | D-36251 Bad Hersfeld
Bildbearbeitung: Jens Gutjahr
Druck: Hofmann-Druck, Emmendingen | www.hofmann-druck.de

Manuskripte, die zur Veröffentlichung in den Berichten der Botanischen Arbeitsgemeinschaft
Südwestdeutschland vorgesehen sind, bitten wir an eines der Redaktionsmitglieder zu senden.

© Botanische Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland e.V.


Aufruf zur Kartierung von Callitriche palustris agg. im mittleren Neckarraum

von Monika Voggesberger und Steffen Hammel

 

Die Arten des Wasserstern-Aggregats (Callitriche palustris agg.) sehen sich nicht nur sehr ähnlich, die vegetativen Merkmale der einzelnen Arten sind außerdem sehr variabel und deshalb für eine sichere Ansprache wenig hilfreich. Daher ist der Kenntnisstand über Verbreitung und Häufigkeit der einzelnen Arten noch sehr lückenhaft. Besondere Schwierigkeiten macht im Gebiet die Trennung der drei nahe verwandten Arten C. stagnalis, C. cophocarpa und C. platycarpa. Zur Bestimmung werden blühende und fruchtende Pflanzen benötigt.

Die Pflanzen finden sich in Bächen, an Flussufern und vor allem im Wald in flachen Teichen, Tümpeln und in Fahrspuren von Rückegassen.

Mehr zu den Wassersternen in Baden-Württemberg siehe:

Voggesberger M. 1996: Callitrichaceae – Wassersterngewächse. – In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 5: 233-246.

und

http://www.flora.naturkundemuseum-bw.de/BestimmungCallitriche.pdf.

 

Im Rahmen der Fortschreibung der Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs beschäftigen sich Monika Voggesberger (Remseck a.N.) und Steffen Hammel (Erligheim) derzeit verstärkt mit Vorkommen der Arten im Großraum Stuttgart. Das Untersuchungsgebiet umfasst die Topografischen Karten 6819 bis 6822, 6919 bis 6922, 7019 bis 7022, 7119 bis 7122 und 7219 bis 7222.

In den letzten Jahren wurde bereits einiges an Material zusammen­getragen. Dennoch sind noch einige Lücken vorhanden. Vor allem aus den Flusstälern von Enz und Neckar, den Bereichen süd- und südöstlich von Heilbronn; auch aus den Wäldern zwischen Sindelfingen und Leonberg fehlen sicher noch aktuelle Angaben bzw. zuverlässige Bestimmungen. Aus dem Strohgäu westlich von Ludwigsburg sind aufgrund des Waldmangels traditionell wenige Funde bekannt. Auch von hier wären Meldungen bedeutsam.

Wir bitten darum, im Sommer 2020 verstärkt nach Wassersternen in der beschriebenen Region Ausschau zu halten. Wird ein Callitriche-Nachweis erbracht, sollte eine Schnellmeldung an S. Hammel unter Hammel-Erligheim@t-online.de erfolgen. Die Angabe des Rechts-Hochwerts und der ungefähren Lage des Fundorts (z.B. Schwarzwilpark Stuttgart, kleiner Tümpel) ist dabei ausreichend. Der Fundort wird umgehend überprüft und ein Herbarbeleg genommen. Nach der Artbestimmung erfolgt eine Rückmeldung an den Finder.

Alternativ kann durch den Finder gleich ein Herbarbeleg genommen und dieser an das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart, Rosenstein 1, 70191 Stuttgart (STU) übersandt werden. Der Beleg geht dann in die Sammlung STU ein. Dorthin können auch Pflanzenbelege aus ganz Baden-Württemberg übermittelt werden. Zum Pressen eignet sich Back- oder Butterbrotpapier. Auf Zeitungpapier dagegen kleben Wassersterne fest und können nicht mehr gut gelöst werden.


Sorbus-Exkursion der BAS am 15.09.2019 im Main-Tauber-Gebiet

von Steffen Hammel und Bernd Haynold

Das Main-Tauber-Gebiet um Tauberbischofsheim (Naturraum Tauber­land) beherbergt deutschlandweit die reichhaltigste Sorbus-Flora. Treff­punkt der Exkursion war der Friedhof von Werbach-Werbachhausen (TK 6324/1). Beim Aufstieg im Buchen-Mischwald konnte am „Leitenberg“ Samenstände von Monotropa hypophegea und Cephalanthera dama­sonium gefunden werden. Wo der Wald langsam licht wurde, fanden sich vor allem in der ehemaligen Schafweide große Mehrbeeren-Bestände. Sorbus torminalis und die noch namenlose Sorbus graeca s. l. (im weiten Sinne) wurden in Augenschein genommen. Beide sind die Elternarten der in der Regel triploiden und selten tetraploiden Bastard-Mehlbeeren des Main-Tauber-Gebietes.

Als fixierte Art fand sich am Hang die Seybold-Mehlbeere (Sorbus seyboldiana) zahlreich. Der „Leitenberg“ ist der locus typicus der Art. Selten traten noch weitere unbeschriebene Bastarde auf, die sich klar von der Seybold-Mehlbeere abgrenzen ließen. Sie werden unter Sorbus latifolia s. l. (im weiten Sinne) zusammengefasst. Ferner konnte eine schöne spätsommerliche Xerothermvegetation mit Aster amellus, Galatella linosyris und Odontites luteus vorgefunden werden.

Das nächste Ziel war die „Limbachsleite“ nordöstlich von Werbach (TK 6323/2). Mehlbeeren sind hier selten. Im Gebüsch am Rand der Halb­trockenrasen konnte allerdings Sorbus meyeri begutachtet werden. Obwohl erst 2018 ein Mastjahr war, fanden sich am Baum auch in diesem Jahr zahlreiche Beeren (allerdings noch nicht voll ausgereift).

In den Gesellschaften des Gentiano-Koelerietum pyramidatae (Halb­trockenrasen), Teucrio-Seslerietum (Blausgrashalde) sowie der Galatella linosyrisCarex humilis-Gesellschaft (Trockenrasen) war Galatella linosyris häufig. Ebenfalls konnte Sesleria caerulea und wieder Odontites luteus notiert werden.

Weiter ging es zum „Apfelberg“ bei Werbach-Gamburg (TK 6323/2). Am Parkplatz beim „Kalten Bild“ finden sich am Waldrand wieder verschie­dene Sorbus latifolia s. l.-Bäume. Ploidiebestimmungen in den Vorjahren erbrachte hier auch einen tetraploiden Bastard. Der „Apfelberg“ ist locus typicus der von Ruprecht Düll 1961 beschriebenen Sorbus badensis. Anhand von Scans der drei Pflanzenbelege im Herbar München wurde die Ansicht der Autoren begründet, warum derzeit von einer nicht korrekten Artbeschreibung ausgegangen wird. Es wurden Belege in zwei unterschiedlichen Jahren gesammelt. Die Aufsammlung vom 10. Septem­ber 1960 entspricht am ehesten dem, was wir derzeit als Sorbus badensis kartieren. Bei den beiden anderen Belegen vom 7. Mai 1961 handelt es sich um einen oder mehrere Bäume, die aktuell unter dem von L. Meierott und N. Meyer verwendeten Arbeitsnamen „Sorbus moenofranconica“ laufen (Unterschiede u.a. Behaarung Blattunter­seite, Blattgrund keilig oder gerundet). Dass unterschiedliche Bäume besammelt wurden, zeigt sich auch bei den Belegen von R. Düll in seinem Privatherbar. Auf der Schede im Privatherbar vom 10.09.1960 (SN 1041) findet sich der Hinweis: „Fr. (unreif) fast rot“. Der Beleg in M (SN 1040) vermerkt: „Fr. kirschrot“. Wir führen die Sippe daher aktuell nur mit „Anführungs­zeichen“.

Beim Aufstieg am Apfelberg fanden sich am Waldsaum einige Sorbus graeca s. l. und wenige Bäume der besagten „Sorbus badensis“, beide Mehlbeeren auch mit Früchten. Die Halbtrocken­rasen des Apfelberges sind stark xerotherm ausgeprägt. Ein Nachweis der vom Aussterben bedrohten Italienischen Schön­schrecke (Calliptamus italicus) soll hier Erwähnung finden. In den Rasen, am Waldrand und im Wald finden sich unterschiedliche Sorbus latifolia s. l. Im Gebüsch des Halbtrockenrasens fand sich überraschenderweise eine Sorbus aria s. l., die nicht den im Gebiet üblichen Sorbus graeca s. l. entspricht. Da Sorbus aria s. str. im Gebiet nicht vorkommt, ist von einer Verwilderung eines Straßenbaumes auszugehen. Am Hangkopf (SW-Seite) findet sich dann nochmals ein Baum, der als „Sorbus badensis“ kartiert werden kann. Ein Standardblatt davon ist in Hammel & Haynold (2015: 64) abgebildet.

Die Exkursion endete in der „Bremenleite“ bei Tauberbischofsheim (TK 6323/4). In den dortigen Rasen bzw. im Gebüschaufwuchs fanden sich Bastard-Mehlbeeren, die zum Sorbus herbipolitana / Sorbusmoenofranconica“-Komplex gehören.

Die Benennung der Pflanzen erfolgte entsprechend der Liste der Gefäß­pflanzen Deutschlands (Buttler et al. 2019); ergänzend nach Hammel & Haynold (2015).

 

Literatur

Buttler K. P., May R. & Metzing D. (Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz) 2018: Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands. Florensynopsis und Synonyme. – BfN-Skripten 519. 286 S.; Bonn-Bad Godesberg.

Hammel S. & Haynold B. 2015: Sorbus seyboldiana – eine neue Mehl­beere aus Baden-Württemberg und Bayern. –  Jh. Ges. Naturkde. Württemberg 171: 51-68.


Aufruf zur Kartierung von Prunus cerasifera

von Thomas Breunig

Die Kirschpflaume (Prunus cerasifera) ist eine häufig gepflanzte und ebenso häufig verwilderte und inzwischen auch wild auftretende Gehölzart.

Man findet Prunus cerasifera auch abseits von Obstbaumanpflanzungen in Hecken, Gebüschen und Feldgehölzen sowie an Wald- und Wegrändern. Solche spontan aufgewachsenen Exemplare sollten bei floristischen Kartierungen mit dem Status „verwildert“ erfasst werden.

Als Download finden Sie nachfogend den Beitrag  von Thomas Breunig zur Kirschpflaume (Prunus cerasifera) mit den Unterscheidungsmerkmalen zu Prunus domestica.

–> download Beitrag Prunus cerasifera

Die BAS würde sich freuen, wenn im Jahr 2020 besonders auf diese Art geachtet wird und Fundmeldungen über unser Meldeformular gemeldet werden.


Aufruf zur Erfassung von Mahonia-Sippen

von Annemarie Radkowitsch

Wintergrüne neophytische Gehölze können im Winter besonders gut bei floristischen Kartierungen erfasst werden, da sie auch als kleine noch unauffällige Jungpflanzen in blattlosen Gehölzbeständen deutlicher erkennbar sind als während der Vegetationsperiode.

Mahonien werden sehr häufig in Gärten und öffentlichen Anlagen kulti­viert. Ihre immergrünen Blätter, duftende langlebige gelbe Blüten, blau bereifte essbare Früchte und anspruchslose Kulturbedürfnisse machen sie zu attraktiven Zierpflanzen, von denen in Baumschulen unterschied­liche Kultivare angeboten werden. Nicht nur im Umfeld von Anpflan­zungen verwildert, wandern diese Arten mittlerweile auch in stadtnahe Wälder, Feldhecken und Feldgehölze ein und gehören zu den regelmäßig außerhalb von Siedlungen auftretenden neophytischen Gehölzen.

Mahonien wurden bisher in der floristischen Kartierung in Baden-Wür­ttemberg als Mahonia aquifolium (Pursh.) Nutt. erfasst. Neben weiteren auffälligen und gut von dieser Sippe abgrenzbaren Arten wie Mahonia bealei (Fort.) Carr. gibt es die Mahonia repens (Lindl.) G. Don., die in Baden-Württemberg kartierungsrelevant ist. In den Gehölzfloren von Roloff & Bärtels (4. Aufl., 2014) und Schmidt & Schulz („Fitschen -Gehölzflora“, 13. Aufl., 2018) wird sie durch die Ausläuferbildung sowie Blattmerkmale wie die nach vorne gerichteten Zähne, die geringere Anzahl Zähne (5-9 gegenüber 5-15 abstehenden Zähne bei M. aquifolium) sowie Papillen auf der Blattunterseite von M. aquifolium unterschieden. In beiden Floren gibt es Detailzeichnungen zu den Blatt­merkmalen. Die Ausläuferbildung ist als alleiniges Unterscheidungs­merkmal zwischen den beiden Arten ungeeignet, da sie häufig erst bei Altpflanzen deutlich erkennbar auftritt. Die beiden Sippen bilden außerdem den Hybrid M. aquifolium x repens, der in Wuchsform und Merkmalen zwischen beiden Elternarten steht.

Für Fundmeldungen sind daher Herbarbelege oder zumindest aussage­kräftige Fotos der Blattmerkmale sowie Anmerkungen zum Alter bzw. Größe (bedeckte Fläche) der vorgefundenen Pflanzen und zum Vorhandensein von Papillen auf der Blattunterseite sowie erkennbaren Ausläufern wichtig.

Fundmeldungen bitte an: Annemarie Radkowitsch, Hohenwarterstr. 1, 75181 Pforzheim, a.radkowitsch[at]t-online.de

Download Vortrag Mahonia-Sippen [pdf]