Aufruf zur Kartierung von Callitriche palustris agg. im mittleren Neckarraum

von Monika Voggesberger und Steffen Hammel

 

Die Arten des Wasserstern-Aggregats (Callitriche palustris agg.) sehen sich nicht nur sehr ähnlich, die vegetativen Merkmale der einzelnen Arten sind außerdem sehr variabel und deshalb für eine sichere Ansprache wenig hilfreich. Daher ist der Kenntnisstand über Verbreitung und Häufigkeit der einzelnen Arten noch sehr lückenhaft. Besondere Schwierigkeiten macht im Gebiet die Trennung der drei nahe verwandten Arten C. stagnalis, C. cophocarpa und C. platycarpa. Zur Bestimmung werden blühende und fruchtende Pflanzen benötigt.

Die Pflanzen finden sich in Bächen, an Flussufern und vor allem im Wald in flachen Teichen, Tümpeln und in Fahrspuren von Rückegassen.

Mehr zu den Wassersternen in Baden-Württemberg siehe:

Voggesberger M. 1996: Callitrichaceae – Wassersterngewächse. – In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 5: 233-246.

und

http://www.flora.naturkundemuseum-bw.de/BestimmungCallitriche.pdf.

 

Im Rahmen der Fortschreibung der Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs beschäftigen sich Monika Voggesberger (Remseck a.N.) und Steffen Hammel (Erligheim) derzeit verstärkt mit Vorkommen der Arten im Großraum Stuttgart. Das Untersuchungsgebiet umfasst die Topografischen Karten 6819 bis 6822, 6919 bis 6922, 7019 bis 7022, 7119 bis 7122 und 7219 bis 7222.

In den letzten Jahren wurde bereits einiges an Material zusammen­getragen. Dennoch sind noch einige Lücken vorhanden. Vor allem aus den Flusstälern von Enz und Neckar, den Bereichen süd- und südöstlich von Heilbronn; auch aus den Wäldern zwischen Sindelfingen und Leonberg fehlen sicher noch aktuelle Angaben bzw. zuverlässige Bestimmungen. Aus dem Strohgäu westlich von Ludwigsburg sind aufgrund des Waldmangels traditionell wenige Funde bekannt. Auch von hier wären Meldungen bedeutsam.

Wir bitten darum, im Sommer 2020 verstärkt nach Wassersternen in der beschriebenen Region Ausschau zu halten. Wird ein Callitriche-Nachweis erbracht, sollte eine Schnellmeldung an S. Hammel unter Hammel-Erligheim@t-online.de erfolgen. Die Angabe des Rechts-Hochwerts und der ungefähren Lage des Fundorts (z.B. Schwarzwilpark Stuttgart, kleiner Tümpel) ist dabei ausreichend. Der Fundort wird umgehend überprüft und ein Herbarbeleg genommen. Nach der Artbestimmung erfolgt eine Rückmeldung an den Finder.

Alternativ kann durch den Finder gleich ein Herbarbeleg genommen und dieser an das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart, Rosenstein 1, 70191 Stuttgart (STU) übersandt werden. Der Beleg geht dann in die Sammlung STU ein. Dorthin können auch Pflanzenbelege aus ganz Baden-Württemberg übermittelt werden. Zum Pressen eignet sich Back- oder Butterbrotpapier. Auf Zeitungpapier dagegen kleben Wassersterne fest und können nicht mehr gut gelöst werden.


Sorbus-Exkursion der BAS am 15.09.2019 im Main-Tauber-Gebiet

von Steffen Hammel und Bernd Haynold

Das Main-Tauber-Gebiet um Tauberbischofsheim (Naturraum Tauber­land) beherbergt deutschlandweit die reichhaltigste Sorbus-Flora. Treff­punkt der Exkursion war der Friedhof von Werbach-Werbachhausen (TK 6324/1). Beim Aufstieg im Buchen-Mischwald konnte am „Leitenberg“ Samenstände von Monotropa hypophegea und Cephalanthera dama­sonium gefunden werden. Wo der Wald langsam licht wurde, fanden sich vor allem in der ehemaligen Schafweide große Mehrbeeren-Bestände. Sorbus torminalis und die noch namenlose Sorbus graeca s. l. (im weiten Sinne) wurden in Augenschein genommen. Beide sind die Elternarten der in der Regel triploiden und selten tetraploiden Bastard-Mehlbeeren des Main-Tauber-Gebietes.

Als fixierte Art fand sich am Hang die Seybold-Mehlbeere (Sorbus seyboldiana) zahlreich. Der „Leitenberg“ ist der locus typicus der Art. Selten traten noch weitere unbeschriebene Bastarde auf, die sich klar von der Seybold-Mehlbeere abgrenzen ließen. Sie werden unter Sorbus latifolia s. l. (im weiten Sinne) zusammengefasst. Ferner konnte eine schöne spätsommerliche Xerothermvegetation mit Aster amellus, Galatella linosyris und Odontites luteus vorgefunden werden.

Das nächste Ziel war die „Limbachsleite“ nordöstlich von Werbach (TK 6323/2). Mehlbeeren sind hier selten. Im Gebüsch am Rand der Halb­trockenrasen konnte allerdings Sorbus meyeri begutachtet werden. Obwohl erst 2018 ein Mastjahr war, fanden sich am Baum auch in diesem Jahr zahlreiche Beeren (allerdings noch nicht voll ausgereift).

In den Gesellschaften des Gentiano-Koelerietum pyramidatae (Halb­trockenrasen), Teucrio-Seslerietum (Blausgrashalde) sowie der Galatella linosyrisCarex humilis-Gesellschaft (Trockenrasen) war Galatella linosyris häufig. Ebenfalls konnte Sesleria caerulea und wieder Odontites luteus notiert werden.

Weiter ging es zum „Apfelberg“ bei Werbach-Gamburg (TK 6323/2). Am Parkplatz beim „Kalten Bild“ finden sich am Waldrand wieder verschie­dene Sorbus latifolia s. l.-Bäume. Ploidiebestimmungen in den Vorjahren erbrachte hier auch einen tetraploiden Bastard. Der „Apfelberg“ ist locus typicus der von Ruprecht Düll 1961 beschriebenen Sorbus badensis. Anhand von Scans der drei Pflanzenbelege im Herbar München wurde die Ansicht der Autoren begründet, warum derzeit von einer nicht korrekten Artbeschreibung ausgegangen wird. Es wurden Belege in zwei unterschiedlichen Jahren gesammelt. Die Aufsammlung vom 10. Septem­ber 1960 entspricht am ehesten dem, was wir derzeit als Sorbus badensis kartieren. Bei den beiden anderen Belegen vom 7. Mai 1961 handelt es sich um einen oder mehrere Bäume, die aktuell unter dem von L. Meierott und N. Meyer verwendeten Arbeitsnamen „Sorbus moenofranconica“ laufen (Unterschiede u.a. Behaarung Blattunter­seite, Blattgrund keilig oder gerundet). Dass unterschiedliche Bäume besammelt wurden, zeigt sich auch bei den Belegen von R. Düll in seinem Privatherbar. Auf der Schede im Privatherbar vom 10.09.1960 (SN 1041) findet sich der Hinweis: „Fr. (unreif) fast rot“. Der Beleg in M (SN 1040) vermerkt: „Fr. kirschrot“. Wir führen die Sippe daher aktuell nur mit „Anführungs­zeichen“.

Beim Aufstieg am Apfelberg fanden sich am Waldsaum einige Sorbus graeca s. l. und wenige Bäume der besagten „Sorbus badensis“, beide Mehlbeeren auch mit Früchten. Die Halbtrocken­rasen des Apfelberges sind stark xerotherm ausgeprägt. Ein Nachweis der vom Aussterben bedrohten Italienischen Schön­schrecke (Calliptamus italicus) soll hier Erwähnung finden. In den Rasen, am Waldrand und im Wald finden sich unterschiedliche Sorbus latifolia s. l. Im Gebüsch des Halbtrockenrasens fand sich überraschenderweise eine Sorbus aria s. l., die nicht den im Gebiet üblichen Sorbus graeca s. l. entspricht. Da Sorbus aria s. str. im Gebiet nicht vorkommt, ist von einer Verwilderung eines Straßenbaumes auszugehen. Am Hangkopf (SW-Seite) findet sich dann nochmals ein Baum, der als „Sorbus badensis“ kartiert werden kann. Ein Standardblatt davon ist in Hammel & Haynold (2015: 64) abgebildet.

Die Exkursion endete in der „Bremenleite“ bei Tauberbischofsheim (TK 6323/4). In den dortigen Rasen bzw. im Gebüschaufwuchs fanden sich Bastard-Mehlbeeren, die zum Sorbus herbipolitana / Sorbusmoenofranconica“-Komplex gehören.

Die Benennung der Pflanzen erfolgte entsprechend der Liste der Gefäß­pflanzen Deutschlands (Buttler et al. 2019); ergänzend nach Hammel & Haynold (2015).

 

Literatur

Buttler K. P., May R. & Metzing D. (Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz) 2018: Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands. Florensynopsis und Synonyme. – BfN-Skripten 519. 286 S.; Bonn-Bad Godesberg.

Hammel S. & Haynold B. 2015: Sorbus seyboldiana – eine neue Mehl­beere aus Baden-Württemberg und Bayern. –  Jh. Ges. Naturkde. Württemberg 171: 51-68.


Aufruf zur Kartierung von Prunus cerasifera

von Thomas Breunig

Die Kirschpflaume (Prunus cerasifera) ist eine häufig gepflanzte und ebenso häufig verwilderte und inzwischen auch wild auftretende Gehölzart.

Man findet Prunus cerasifera auch abseits von Obstbaumanpflanzungen in Hecken, Gebüschen und Feldgehölzen sowie an Wald- und Wegrändern. Solche spontan aufgewachsenen Exemplare sollten bei floristischen Kartierungen mit dem Status „verwildert“ erfasst werden.

Als Download finden Sie nachfogend den Beitrag  von Thomas Breunig zur Kirschpflaume (Prunus cerasifera) mit den Unterscheidungsmerkmalen zu Prunus domestica.

–> download Beitrag Prunus cerasifera

Die BAS würde sich freuen, wenn im Jahr 2020 besonders auf diese Art geachtet wird und Fundmeldungen über unser Meldeformular gemeldet werden.


Aufruf zur Erfassung von Mahonia-Sippen

von Annemarie Radkowitsch

Wintergrüne neophytische Gehölze können im Winter besonders gut bei floristischen Kartierungen erfasst werden, da sie auch als kleine noch unauffällige Jungpflanzen in blattlosen Gehölzbeständen deutlicher erkennbar sind als während der Vegetationsperiode.

Mahonien werden sehr häufig in Gärten und öffentlichen Anlagen kulti­viert. Ihre immergrünen Blätter, duftende langlebige gelbe Blüten, blau bereifte essbare Früchte und anspruchslose Kulturbedürfnisse machen sie zu attraktiven Zierpflanzen, von denen in Baumschulen unterschied­liche Kultivare angeboten werden. Nicht nur im Umfeld von Anpflan­zungen verwildert, wandern diese Arten mittlerweile auch in stadtnahe Wälder, Feldhecken und Feldgehölze ein und gehören zu den regelmäßig außerhalb von Siedlungen auftretenden neophytischen Gehölzen.

Mahonien wurden bisher in der floristischen Kartierung in Baden-Wür­ttemberg als Mahonia aquifolium (Pursh.) Nutt. erfasst. Neben weiteren auffälligen und gut von dieser Sippe abgrenzbaren Arten wie Mahonia bealei (Fort.) Carr. gibt es die Mahonia repens (Lindl.) G. Don., die in Baden-Württemberg kartierungsrelevant ist. In den Gehölzfloren von Roloff & Bärtels (4. Aufl., 2014) und Schmidt & Schulz („Fitschen -Gehölzflora“, 13. Aufl., 2018) wird sie durch die Ausläuferbildung sowie Blattmerkmale wie die nach vorne gerichteten Zähne, die geringere Anzahl Zähne (5-9 gegenüber 5-15 abstehenden Zähne bei M. aquifolium) sowie Papillen auf der Blattunterseite von M. aquifolium unterschieden. In beiden Floren gibt es Detailzeichnungen zu den Blatt­merkmalen. Die Ausläuferbildung ist als alleiniges Unterscheidungs­merkmal zwischen den beiden Arten ungeeignet, da sie häufig erst bei Altpflanzen deutlich erkennbar auftritt. Die beiden Sippen bilden außerdem den Hybrid M. aquifolium x repens, der in Wuchsform und Merkmalen zwischen beiden Elternarten steht.

Für Fundmeldungen sind daher Herbarbelege oder zumindest aussage­kräftige Fotos der Blattmerkmale sowie Anmerkungen zum Alter bzw. Größe (bedeckte Fläche) der vorgefundenen Pflanzen und zum Vorhandensein von Papillen auf der Blattunterseite sowie erkennbaren Ausläufern wichtig.

Fundmeldungen bitte an: Annemarie Radkowitsch, Hohenwarterstr. 1, 75181 Pforzheim, a.radkowitsch[at]t-online.de

Download Vortrag Mahonia-Sippen [pdf]


Herbarwettbewerb der BAS

Herbarwettbewerb der BAS – Vorankündigung

von Annemarie Radkowitsch

Kinder und junge Menschen an botanische Themen heranzuführen ist ein wichtiges Anliegen der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwest­deutschland e.V. Daher bietet die BAS in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe im kommenden Jahr eine Einführung ins Sammeln und Kennenlernen von Pflanzen sowie ins Herbarisieren und Kartieren an. Dieses Projekt „Mit wilden Pflanzen durchs Jahr“ ist verbunden mit einem Herbarwettbewerb und richtet sich an interessierte junge Menschen ab 8 Jahren, Schulkassen und sonstige Biologie-/ Botanik- oder Naturschutz-AGs.

Am Samstag, den 9. Mai 2020 findet die Auftaktveranstaltung dazu statt.

Weitere Information erhalten Sie in der nächsten Pflanzenpresse Nr. 41 (März 2020).

Wer an einer Teilnahme interessiert ist und nähere Informationen erhalten möchte, kann sich wenden an:

  • Annemarie Radkowitsch, Hohenwarterstr. 1, 75181 Pforzheim, a.radkowitsch[at]t-online.de oder
  • Josef Simmel, Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe, Erbprinzenstraße 13, D-76133 Karlsruhe, josef.simmel[at]smnk.de

29. Südwestdeutscher Floristentag 2019

In Zusammenarbeit mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg fand am Samstag, den 19. Oktober 2019, in Freiburg der 29. Floristentag statt. Die Veranstaltung diente dazu, neue Ergebnisse und Untersuchungen zur Flora und Vegetation Südwestdeutschlands vorzustellen.

Veränderungen in der Moosflora von Baden am Beispiel von Dicranum viride und Orthotrichum rogeri, eine Auswertung der BAS-Internet-Fundmeldungen, Biologische Vielfalt und Artenschutz im Wandel von Landschaft und Nutzung und viele weitere interessante Themen wurden den 72 Teilnehmern präsentiert.

Vorträge des Floristentags:

–> Auswertung der BAS-Internet-Fundmeldungen (T. Breunig)

–> Neues zu Oenothera im Südwesten Deutschlands (M. Hassler)

–> Potentiell natürliche Traubeneichenbestände auf Silikat (G. Hys  und  A. Reif)

–> Die Gattung Vulpia im Oberrheingebiet (U. Amarell)

–> Veränderungen in der Moosflora von Baden: Dicranum viride und Orthotrichum rogeri (M.Lüth)

–> Aufwuchsalgen in Dreisam und Elz (L. King  & W. Schütz)

–> Biologische Vielfalt und Artenschutz im Wandel von Landschaft und Nutzung (A. Radkowitsch)

 

Während des Floristentags bestand auch die Möglichkeit, Herbarbelege von beachtenswerten Funden vorzustellen.

Im Anschluss an den Floristentag fand wie gewohnt die jährliche Mitgliederversammlung statt.

 

Programm des Floristentags und Mitgliederversammlung:

–> Programm Floristentag

–> Mitgliederversammlung BAS


BAS-Jahresexkursion Balinger Alb 30. Juni 2019

von Martin Engelhardt

Die diesjährige Jahresexkursion führte auf die südlich von Balingen gelegenen Berge des Schwäbischen Alb. Am Sonntag, den 30. Juni – einem ausgesprochen heißen Tag – trafen sich die 13 hartgesottenen Teilnehmer um 10.00 Uhr am Parkplatz auf der Passhöhe am Lochen zwischen Weilstetten und Tieringen (TK 7719/3).

Die Exkursion, unter Leitung von Martin Engelhardt aus Tübingen, führt vom Parkplatz zuerst zur „Lochenkanzel“, einem gewaltigen Malmfelsen (Malm ?-Lochenfazies), der wohl 30 m senkrecht in die Tiefe stürzt. Bereits auf dem Weg dorthin wurden die ersten floristischen Beson­derheiten entdeckt, so die Crassulacee Jovibarba globulifera. Der Fund gab Anlass für rege Diskussion: Ist das Vorkommen autochton? Nach welchen Kriterien kann man sich bei einer Einschätzung richten? In der Nähe fanden sich auch Saxifraga paniculata, Sedum rupestre, Sedum album, Rosa spinosissima und Melica ciliata. Auf dem Rückweg wurde am Fuß der südlich Felsen auch die Gänsesterbe (Erysimum crepidi­folium) in einem fruchtenden Exemplar gefunden. Direkt an der Kante der Hochfläche fand sich ein größerer Bestand von Phleum phleoides. Offenbar ist der Boden an der Felskante hier oberflächlich ein wenig entkalkt. Entlang des Weges fanden sich nebeneinander sowohl die „behaarte“, als auch die “unbehaarte“ Sippe des Feld-Thymians. Je nach Auffassung (ob Unterarten oder Arten) heißen diese Thymus pulegioides subsp. carniolicus / Thymus froelichianus bzw. Thymus pulegioides subsp. pulegioides / Thymus chamaedrys. Unmittelbar neben diesen fand sich Onobrychis montana.

Am Aussichtspunkt der Lochenkanzel (962,9 m NN) konnte die typische Felsvegetation mit Festuca pallens, Sesleria albicans, Carex humilis, Allium lusitanicum, Saxifraga paniculata, Leucanthemum adustum, u.a.m.. beobachtet werden. Hier wurde als Seltenheit auch Athamanta cretensis in einigen Exemplaren gefunden. Diese Sippe kommt in Baden-Württem­berg nur auf Schwammfelsen an der Südseite des Eyachtals bei Balingen autochton vor. Ein Vorkommen bei Dettingen an der Erms geht offenbar auf eine Ansalbung um 1930 zurück. In einer Felsspalte am Fuße des Felsens fand sich Taraxacum rubicundum, die auf der Alb am weitesten verbreitete Sippe aus der Gruppe der Rotfrüchtigen Löwenzähne. Die Blattform war typisch „bügelförmig“. Leider war Taraxacum lacistophyllum nicht zu finden, dass eher typisch „pagodenartige“ Blätter besitzt. In der Umgebung des Felsens fand sich auch Seseli libanotis und Pulsatilla vulgaris. Hier war Gelegenheit bei guter Aussicht die geologische Struktur des Albtrauf zu besprechen.

Danach führt die Exkursionsroute vorbei am „Lochengründle“ (klassische Fossillienfundstelle) und dann an der Jugendherberge am Lochenpass vorbei, am Albtrauf entlang durch das Naturschutzgebiet „Hülenbuch­wiesen“ zum „Hörnle“. Auf der Balinger Alb kommt – im Gegensatz zu den meist von Rotbuchen (Fagus silvatica) dominierten Traufwäldern (Kalkbuchenwald) der Schwäbischen Alb – hauptsächlich Ahorn-Eschen-Ulmen-Wald vor, mit bemerkenswert alten, über 50 m hohen Weißtannen (Abies alba) und hier wohl einem natürlichem Auftreten der Fichte (Picea excelsa). Hier kommen Arten der Wälder, der Magerwiesen und der Saumvegetation oft kleinräumig nebeneinander vor. Folgende Arten, die beobachtet wurden, seien erwähnt: Amelanchier embergeri, Cotoneaster integerrimus, Ribes alpinum, Sorbus aria s.str., Buphthalmum salicifolium, Filipendula vulgaris, Galium boreale, Genista sagittalis, Gentiana lutea, Laserpitium latifolium, Orchis mascula, Phyteuma orbiculare, Platanthera bifolia agg., Polygonatum verticillatum, Polystichium aculeatum, Thesium bavarum, Trifolium montanum und Trifolium rubens.

Leider sind große Bereich der mageren Bergwiesen offenbar am Tag vor der Exkursion gemäht worden wohingegen einige Bereich im Kernbereich deutlich überständig waren und mitunter riesige Klappertopfbestände trugen. Die Teilnehmer hatten daher Anlass über die Ziele des Natur­schutzes, Mähzeitpunkte, die Verwertung des Mähguts und andere Themen ausführlich zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.

Das „Hörnle“ ist wie die „Lochenkanzel“ eine Malm-Felsnase in 956,4 m u. NN, die hier in spitzem Winkel ins Eyachtal vorspringt. Die wenig gedüngten, großflächigen und einschürig genutzten, artenreichen Holzwiesen, über die der Weg zum „Hörnle“ führt, sind Refugien von Muscari botryoides, Gentiana verna, Centaurea montana und anderen Arten. Leider sind früher hier bzw. an den Lochen vorkommende Arten wie z.B. Anemonastrum narcissiflora, Arnica montana, Coeloglossum viride, Herminium monorchis, Traunsteinera globosa längst durch nicht angepasste Nutzung erloschen.

Am „Hörnle“ wurde im Schatten Mittagspause gemacht und die Gruppe machte sich dann wieder auf den Rückweg zum Parkplatz am Lochen­pass, wo die Exkursion pünktlich um 16 Uhr endete.


Starke-Ottich, I. & Zizka G. 2019: Stadtnatur in Frankfurt – vielfältig, schützenswert, notwendig. Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 252 S.; Frankfurt [ISBN 9783510614141]

von Juliane Schalejda

Frankfurt und Natur? Frankfurt und Wildnis? Die wenigsten werden spontan zu diesen Assoziationen mit der großen Stadt am Main kommen. Das neu erschienen Buch „Stadtnatur in Frankfurt – vielfältig, schützens­wert, notwendig“ der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung befasst sich genau damit. Auf rund 190 Seiten wird der Zustand der Natur innerhalb der Frankfurter Stadtgrenzen und seine Entwicklung erläutert – teilweise reichen die verwendeten Daten über mehr als 100 Jahre zurück. Gleichzeitig werden Ideen, aber auch Grenzen für die zukünftige Entwicklung der Stadtnatur aufgezeigt. Das Buch ist in mehrere Themen­blöcke unterteilt.

In einer Einführung wird der Schwerpunkt des Buches erläutert: der Analyse des Wandels der Vielfalt der Natur in den letzten Jahrzehnten. Die Auswertung basiert auf der seit 1985 und mittlerweile in der sechsten Runde laufenden Biotopkartierung auf dem Stadtgebiet sowie auf der Sichtung von Florenwerken, Aufzeichnungen von Botanikern und Zoologen.

Im ersten Themenblock „Stadtnatur Frankfurt“ wird die Entwicklung der Stadtnatur in der Vergangenheit und in der Zukunft erörtert. Besondere Lebensräume werden in eigenen Kapiteln behandelt: Stadtbäume, Vogelschutzgehölze, Streuobstwiesen und Kalkstandorte. Den Abschluss bildet eine Übersicht über die Erfassung der Frankfurter Pilzfauna: In Frankfurt wurden bislang 1.528 Pilzarten festgestellt – mehr Arten als bei den Blütenpflanzen.

Der zweite Themenblock befasst sich mit besonderen Tieren im Stadt­gebiet: Lurchen wie Feuersalamander und Knoblauchkröte, dem Fluss­regenpfeifer und Raubtieren. Hier werden die Schwierigkeiten des Biotop- und Artenschutzes in einer wachsenden Stadt abermals deutlich sichtbar.

Im dritten Teil des Buches, mit „Frankfurt wagt Wildnis“ überschrieben, wird das Projekt „Städte wagen Wildnis – Vielfalt erleben“ vorgestellt, welches im Rahmen des Bundesprogramms „Biologische Vielfalt“ geför­dert wird. Die Frankfurter Wildnisgebiete liegen am „Monte Scherbelino“ und im „Nordpark Bonames“. In diesem Zusammenhang wird der Konflikt zwischen den Zielen Prozessschutz und maximale Artenvielfalt erläutert.

Im vierten Teil werden zwei besondere Orte im Stadtgebiet portraitiert: das Schwanheimer Feld und die Grastränke.

Der fünfte und letzte Teil gibt einen Ausblick in die Zukunft der Entwicklung der Frankfurter Stadtnatur und auf den Druck, dem die Stadtnatur von verschiedensten Seiten ausgesetzt ist.

Das Buch richtet sich sowohl an interessierte Laien als auch an vorge­bildete Leser, die sich für die Zusammenhänge, Grenzen und Möglich­keiten von Natur in der Stadt interessieren. Ein kleines Glossar erläutert die wichtigsten Fachbegriffe, Fachpersonen finden in der 11-seitigen Literaturliste einschlägige Literaturhinweise. Ein 43 Seiten umfassender Anhang enthält aktuelle Artenlisten (2015 bis 2018) ausgewählter Gebiete zu Vogelarten, Höheren Pflanzen sowie den 2015-2018 neu erfassten Pilzarten. Für Querleser gibt es am Ende jedes Kapitels ein Fazit, das die wichtigsten Erkenntnisse der Kapitel zusammenfasst. Das Buch ist reich mit hochwertigen Fotografien, Tabellen und Kartendarstellungen illustriert. Die schönen Aufnahmen und die Beschreibungen einzelner Gebiete machen Lust, sich auf einen Streifzug in die „wilden Ecken“ Frankfurts aufzumachen und die Kleinode selbst zu erleben.